Hallo Leute,
kurz ein paar Worte zur Einleitung. In dieser Ausgabe hat sich Jan-Tobias Kitzel meinen Fragen zu LodlanD, Flammenmeer, Shadowrun und vieles mehr gestellt.
Eine kleine Änderung gibt es dann auch noch zu Vermelden. Mit dieser Ausgabe gibt es nun die Möglichkeit des online lesens und des Donwloads.
Dann mal viel Spaß!
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Hallo Jan-Tobias,
vielen Dank für Deine Zeit. Fangen wir auch gleich mit dem WürfelView an, so dass Du heute auch noch was anderes machen kannst.
Würfelheld: Viele Leute kennen Dich durch Deine Arbeit beim Envoyer und als Verantwortlicher bei LodlanD. Woran arbeitest Du zur Zeit?
Jan-Tobias: Ich lege gerade die letzte Hand an das Layoutlektorat des nächsten LodlanD-Bandes, dem Länderband zu Scientia und Kobe-Uppland. Außerdem erstelle ich ein Abenteuer für die nächste Ausgabe des Envoyers, der ja als Heft im Heft im SpielXPress erscheint.
Würfelheld: Der Envoyer wandert ja als Beilage in die SpielXPress über. Wie sieht es da bei Dir aus, wirst Du noch was mit dem Envoyer zu tun haben oder ist der Lebensabschnitt vorbei?
Jan-Tobias: Ich bin ja schon vor einiger Zeit beim Envoyer ausgestiegen, weil ich es zeitlich einfach nicht mehr unterbekommen habe. Wenn ich bei einem Projekt mitmache, will ich auch genug Zeit dafür über haben, vernünftige Qualität abzuliefern. Also ganz oder gar nicht. Dass ich jetzt nochmal was für den Envoyer mache, beruht auf einer Anfrage von André Wiesler, dem Chefredakteur des Envoyers. Ansonsten ist das Thema Envoyer für mich abgeschlossen, so schade das bei diesem tollen Team auch ist.
Würfelheld: Dieses Jahr merkte man dass die Präsenz von LodlanD auf Messen und Conventions etwas nachgelassen hat. So fand man auf der diesjährigen RatCon die Produkte bei der Redaktion Phantastik und auf der SPIEL wart Ihr auch nicht mit einem eigenen Stand vertreten. Wie geht es also mit LodlanD weiter?
Jan-Tobias: Wir bringen jetzt erst mal den Länderband zu Scientia und Kobe-Uppland heraus. Danach folgen die – bei uns ja üblichen und von fast allen Fans gelobten – wöchentlichen Metaplots, Kurzgeschichten und sicherlich auch Abenteuer. Genug zu tun ist also in jedem Fall.
Würfelheld: Wie stehst Du Fanprojekten von LodlanD gegenüber?
Jan-Tobias: Aufgeschlossen. Wir freuen uns über jedes Fanprojekt. Besonders möchte ich hier die Jungs von LodlanD.info hervorheben, die in ihrer aktiven Zeit wirklich tolle Sachen für LodlanD auf die Beine gestellt haben. Da sich diese Gruppe nun umorientiert hat, ist das zwar eingeschlafen, aber ähnlichen Projekten stehen wir aufgeschlossen gegenüber. Nichtsdestotrotz muss man schon festhalten, dass in der Rollenspielwelt viele Fanprojekte kurz aufflackern, nur um dann ebenso schnell wieder eingestellt zu werden. Die wirklichen Perlen, wo sich Leute mit Spaß und vor allem Durchhaltevermögen dran setzen, sind die Ausnahme.
Würfelheld: Lassen wir LodlanD nun „unter“ uns und kommen wir zu Deinem Romandebüt bei FanPro zu sprechen. Flammenmeer, ein Roman in der Welt von Shadowrun, war dieses. Wie kam es zu diesem Projekt?
Jan-Tobias: Ich hatte schon lange Lust, einen Roman zu schreiben und als Shadowrun-Spieler, der mittlerweile auf über 13 Jahre Rollenspiel in dieser Welt zurückblicken kann, bot sich Shadowrun da einfach an. Ich liebe die Welt von Shadowrun aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten, auch wenn sie Neueinsteiger aufgrund ihres Umfangs sicherlich leicht abschrecken kann (das Problem vieler älterer Rollenspielwelten, die über die Jahre in Umfang und Komplexität gewachsen sind). Dann habe ich entsprechende Gespräche mit FanPro aufgenommen, ein Exposé eingereicht, auf Basis der Vorstellungen von FanPro überarbeitet und nach entsprechendem „Daumen hoch“ mich dann an die Arbeit gemacht.
Würfelfheld: Wie ist die Idee zu „Flammenmeer“ entstanden?
Jan-Tobias: Relativ spontan. Ich mag es, unterschiedliche Charaktere aufeinandertreffen zu lassen, wie in „Flammenmeer“ den bürgerlichen Juwelier und die erfahrenen Shadowrunner. Alle leben, obwohl sie in derselben Stadt ihr Zuhause haben, in völlig unterschiedlichen Welten. Diese Gegensätze vermischt mit einem Schuss Magie und den neuen Matrixmöglichkeiten von Shadowrun4 und schon war die Idee zu „Flammenmeer“ geboren.
Würfelheld: Wie lange hast Du an der Umsetzung dieser Idee gesessen?
Jan-Tobias: Gut ein Jahr. Der Vorteil war, dass ich zu dem Zeitpunkt noch studiert habe. Dadurch konnte ich mir die Zeit viel besser selbst einteilen, insbesondere in meinem Diplomsemester. Da die absolute Priorität natürlich auf meinem Diplom (Diplom-Wirtschaftsjurist [FH]) lag, war eine schnellere Erstellung des Romans nicht möglich.
Würfelheld: Wenn man sich die Online-Bewertungen von Flammenmeer anschaut, ist der Roman bei den Shadowrun Lesern ein wenig umstritten. Wie gehst Du mit diesem Feedback um und welche Schlüsse ziehst Du daraus für zukünftige Projekte?
Jan-Tobias: Insgesamt bin ich zufrieden. Man muss dazu einfach vergleichen, mit welchem Anspruch ich an „Flammenmeer“ rangegangen bin: Es sollte ein Roman werden, der einfach unterhaltsam ist. Popkorn-Kino, Action, Emotionen, Spaß. Und wenn man sich dann die entsprechenden Rezensionen und die Amazon-Bewertungen anschaut, dann bestätigen die meisten, dass sie auf jeden Fall unterhalten wurden und den Roman flüssig weg gelesen haben und ihren Spaß dabei hatten. Hauptkritikpunkt waren bei den meisten Rezensenten der Tiefgang und der Spannungsbogen im letzten Drittel des Romans. Mit ersterem kann ich gut leben, da „Flammenmeer“ eben einfach nur Popkorn-Kino sein soll und letzteres nehme ich mir für meinen nächsten Roman in jedem Fall zu Herzen. Ich bin da völlig ehrlich, sowohl zu mir, als auch zu jedem, der fragt: „Flammenmeer“ ist mein Erstlingswerk gewesen und dafür bin ich mit der Qualität zufrieden, wohlwissend, dass ich – hätte ich mehr Romanerfahrung – „Flammenmeer“ sicherlich anders geschrieben hätte. Man lernt einfach nur durch Übung. Insgesamt bin ich zufrieden, nehme entsprechende Verbesserungsmöglichkeiten fürs nächste Mal mit und habe mich aber auch sehr über das positive Feedback von Lesern gefreut, die mir entsprechende Emails geschrieben oder mit mir auf Cons gesprochen haben.
Würfelheld: Nun ist ja seit einiger Zeit bekannt, dass Pegasus Spiele die deutsche Shadowrun Lizenz erlangt hat, allerdings herrscht bei der Roman Lizenz noch Unklarheit. Wie fandest Du diese Entscheidung?
Jan-Tobias: Bei Pegasus ist Shadowrun in guten Händen, da mache ich mir keine Sorgen. Insbesondere die Entscheidung, Tobias „Tigger“ Hamelmann als Chefredakteur auszuwählen, stimmt mich für die Zukunft von Shadowrun positiv. Pegasus muss jetzt einfach schauen, dass sie genügend Ressourcen einsetzen, um den Veröffentlichungsabstand zwischen den englischen SR-Publikationen und den deutschen schnellstmöglich zu verringern. Die deutsche SR-Gemeinde hat lange genug warten müssen.
Die Romansituation ist natürlich unangenehm, da sicherlich nicht nur ich weitere Shadowrun-Romanideen noch in der Hinterhand habe und gerne weiter in diesem Universum publizieren würde. Da kann man nur auf eine zügige Klärung hoffen.
Würfelheld: Wird es, sobald die Lizenzfrage geklärt ist einen weiteren Shadowrun Roman aus Deiner Feder geben?
Jan-Tobias: Wie man aus der Antwort auf die letzten Frage schon heraushören konnte: Ich möchte auf jeden Fall. Ob der Verlag, der letztlich die Lizenz erhält, das ebenfalls möchte, muss man dann klären und es ist natürlich auch eine Zeitfrage. Shadowrun ist das erste Rollenspiel, das ich jemals gespielt habe und mein Herz hängt an dieser Welt. Ich würde mich sehr freuen, weitere SR-Romane schreiben zu dürfen, solange es mit meinem zeitraubenden Beruf vereinbar ist. Das ist natürlich immer die Grundbedingung. Denn reich wird man im Rollenspiel an keiner Stelle, sei es als RPG-Autor, Romanschreiberling oder bei einem Magazin. Das berufliche Vorankommen steht da bei mir an erster Stelle und damit muss jede andere Tätigkeit vereinbar sein. Aber wenn es unter einen Hut passen könnte – also ein entsprechender Zeithorizont für einen Roman vereinbart werden kann UND eben die Lizenzfrage geklärt ist – wäre ich gern wieder mit einem SR-Roman dabei.
Würfelheld: Wie sieht es den mit einem Roman außerhalb eines bekannten Rollenspiel-Universums aus? Was würde Dich da reizen?
Jan-Tobias: Erwischt. Ich arbeite gerade an einem Sci-Fi-Roman, der unabhängig vom Rollenspiel ist. Klassische Nah-Sci-Fi mit einem Schuss Endzeit. Da ich mir allerdings nur sehr unregelmäßig größere Zeitabschnitte dafür freiboxen kann, kann das noch entsprechend dauern, bis ich ihn soweit fertig habe, dass ich ihn Verlagen bzw. wohl eher Agenturen antragen kann.
Wüfelheld: Du hast auf Deinem Blog www.jtkitzel.de ja auch was zum Thema „Nackter Stahl verklagt Prometheus Games“ veröffentlicht. Wie hast Du die Sache gesehen und wie beurteilst Du dieses, auch in Hinblick auf die Zukunft des RPG-Marktes?
Jan-Tobias: Zum einen muss man sehen, dass es natürlich auch einem Rollenspielunternehmen freigestellt sein muss, sich rechtlicher Mittel zu bedienen, wenn sie es als notwendig ansehen. Die RPG-Gemeinde sollte bitte nicht glauben, dass wir da eine Insel der Glückseligen sind, wo die Juristerei bitte außen vor bleiben sollte, das ist schlicht blind. Zum anderen hat Nackter Stahl innerhalb der RPG-Gemeinde mit der Aktion sicherlich ein Eigentor geschossen. Man musste sich nur auf der SPIEL mit den Kollegen von RPG-Magazinen, Bloggern oder eben einfach anderen Spielern unterhalten: Nackter Stahl ist bei vielen unten durch, meiner Meinung nach haben die Verantwortlichen dort einfach nicht weit genug gedacht. Eine derartige Aktion – egal ob sie juristisch berechtigt sein sollte oder nicht – kommt in einer derart kleinen Gemeinde wie der RPG-Welt eben einfach nicht gut an. Zum rein juristischen Teil kann man derzeit bei einem schwebenden Verfahren naturgemäß noch nichts sagen, insbesondere weil wir als Außenstehende ja nur über einen Teil der Informationen verfügen und diese daher mit der gebotenen Vorsicht genießen sollten. Auf der Basis dieser beschränkten Informationen halte ich – wie im Blog-Beitrag auf jtkitzel.de ja schon angeklungen – die juristische Argumentation von Nackter Stahl für wenig erfolgsversprechend und – das ist meine rein persönliche Meinung – für zum Teil einfach nur hanebüchen.
Zu den Auswirkungen für den RPG-Markt nach denen du gefragt hast: Meiner Meinung nach gar keine. Nackter Stahl wird einfach selbst sehen, welchen „Gefallen“ sie sich damit getan haben, insbesondere wenn es darum geht, neue Autoren zu finden oder Lizenzen an Land zu ziehen. Und ansonsten werden die RPG-Verlage einfach weiterarbeiten wie bisher, da sehe ich keine größeren Änderungen. Letztlich ist immer die Gefahr von juristischen Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen gegeben, aber das ist im Rest der Wirtschaft ja auch nichts anderes. Ich kann mich da nur wiederholen: Wir sind keine Insel der Glückseligen, auch in der RPG-Gemeinde kann sich gegenseitig verklagt werden. Einfach aufgrund der Familiarität der Branche – es kennt einfach jeder jeden – werden die meisten ihre Probleme aber wohl eher per Telefon klären, als sich zu verklagen, da man in unserer Branche durch eine derartige Aktion wie sie Nackter Stahl gewählt hat, sich schnell selbst beerdigt.
Wüfelheld: So seit der letzten Ausgabe der WürfelView Reihe habe ich mir vorgenommen zum Schluss ein paar knappe Fragen zu stellen, die knapp und schnell beantwortet werden sollen. Damit möchte ich den Lesern die Person Jan-Tobias Kitzel etwas näher bringen. Also fangen wir mal an!
Würfelheld: Derzeitiger Lieblingsfilm?
Jan-Tobias: All-Time-Favorite: Equilibrium. Und die alten Star-Wars-Filme.
Würfelheld: Rollenspiel ist für Dich?
Jan-Tobias: Ein außergewöhnliches Hobby. Wohl das kreativste, das ich kenne. Und eines der geselligsten.
Würfelheld: Deine Top 5 Filme?
Jan-Tobias: Equilibrium. Star Wars IV, V, VI (also die alten Teile), Matrix I.
Würfelheld: Familie ist….?
Jan-Tobias: Das Wichtigste im Leben, der Rückzugsort, Geborgenheit.
Würfelheld: So geschafft. Ich möchte Dir aber noch die Gelegenheit einräumen, ein paar letzte Worte zu verfassen und das WürfelView so in Deinem Sinne abzuschließen. Danke nochmals für Deine Zeit!!!
Jan-Tobias: Erst einmal Danke für das Interview, es hat Spaß gemacht. Ich wünsche dem Rollenspiel an sich einfach eine erfolgreiche Zukunft, allen – meiner Meinung nach leider berechtigten – pessimistischen Ausblicken zum Trotz. Lasst uns einfach Spaß an unserem Hobby haben. Roll on.
Mehr Informationen: www.jtkitzel.de