Fragestunde #5: Gemeinsames Hobby

© Würfelheld

Willkommen zur 5.Fragestunde. Ich hatte auf Social Media folgende Frage gestellt: „…Also, was wolltest du schon immer über „Spielen als blinde Person“ wissen ??? Keine Scheu, einfach her mit deiner/n Frage/n!“. Nochmals vielen Dank für die Fragen. Auf geht`s.

Hier die Frage, welche mir von wahreworte2 gestellt wurde: Was wäre eine gute Herangehensweise unser gemeinsames Hobby Blinden näher zu bringen? Dafür gibt es noch keine Guides u.Ä. meines Wissens.

Die Vorgeschichte meiner Einschränkung kannst Du im Artikel „Blind am Rollenspieltisch“ oder in der 42.Folge des Niveauvollen Trashtalks „Barrierefreiheit im Rollenspiel“ nachvollziehen. Aber das hält mich jetzt nicht davon ab hier auf Deine Frage einzugehen. Und „blind“ ist nicht gleich „blind“. So zählt man in Deutschland als „blind“ wenn man maximal 2% Sehkraft aufweist.

Direkt eins vorweg. Über Zielgruppenerweiterung bzw. -ausbau haben sich sicherlich schon genügend Leute, u,a, bei den Verlagen, ihren Kopf zerbrochen (erwarte ich auch, ansonsten sollte man sich selbst hinterfragen). Ansonsten findet sich in der Fachliteratur dazu auch das ein oder andere Werk. Inwieweit es also noch einen Guide zur entsprechenden Zielgruppenerschließung benötigt weiß ich nicht. Allerdings will ich damit diese Fragestunde nicht einfach beenden, sondern mal ein paar kleine Anregungen in den Raum stellen.

Um kurz auf meinen Hobbyeinstieg zu sprechen zu kommen, bei mir erfolgte dieser durch Klassenkameraden, also der typische Weg. Schulprojekte gab es ja immer wieder mal in der Vergangenheit, ich kann mich aber nicht daran erinnern das so ein Projekt an einer Förderschule bzw. Bildungseinrichtung, egal welche Einschränkung, angegangen worden ist. Da sind wir schon beim ersten Punkt, wo z.BV Verlage, Vereine oder auch Spielgruppen ansetzen könnten. Geht doch einfach mal auf die Bildungseinrichtungen zu. Viele dieser Einrichtungen haben ein angeschlossenes Internat und die Schüler*innen, Betreuer*innen, FSJler*innen wollen halt an ihrem Wochenende was anderes erleben. Nehmt Kontakt auf, erklärt euer Projekt und versucht eine regelmäßigen Rollenspieltermin hinzubekommen.

Weiterhin schaut euch doch mal in eurer Umgebung, noch entsprechenden Vereinen um und nehmt Kontakt auf. Geht doch einfach (eMail, PM, …) – oder direkt vorbeigehen. Und wenn ihr auf Zweifel oder Widerstand stoßt, nicht den Kopf in den Sand stecken, manche Brett müssen halt länger gebohrt werden, das ist sicherlich nicht böse gemeint, vielleicht gibt es da schlechte Erfahrungen. Daher Vertrauen aufbauen und zeigen das ihr es ernst meint.

Aich Vereine bzw. Convention-Veranstalter können hier einiges tun. Schaut das eure Räumlichkeiten Barrierefrei sind, wenn nicht (was bei vielen Veranstaltungsorten der Fall ist), bietet Hilfen an. Keine Scheu, aber auch bitte keine Übergrifflichkeit Nein heißt Nein! Man muss auch hier einige neu Denken. Lest Con-Berichte von Besucher*innen und zieht Infos, also Verbesserungsvorschläge raus, sprecht mit den Leuten und geht auf Wünsche ein – man darf halt auch mal Mehraufwand nicht scheuen – und wenn es nur heißt das man als Aussteller wegen einer vorhandenen Treppe, seine Produkte schnappt und einem/r Rüllifahrer*in zeigt, oder man auch einfach mal einen Rückzugsraum schafft. Hier möchte ich einmal die FeenCon-Orga loben. Über Jahre hinweg stoße ich bei dieser mit meinen Wünschen und meiner Kritik auf offene Ohren und man scheut sich auch nicht das Gespräch zu suchen.

Werfen wir nu ein Blick auf die gebotenen Rollenspielprodukte . Aufgrund der technischen Möglichkeiten ist der Einstige ins Hobby doch einfach. Aber hier muss dann aufs Details geachtet werden. Fangen wir bei „Barrierefreien PDFs“ an. Hier tut sich aber etwas. Nachdem ich in der 42.Folge des Nerdigen & Niveauvollen Trahtalk darüber gesprochen habe, sind sowohl Green Gorilla (ein Riesenlob an Michael mit wieviel Elan er die Sache angeht und sich das Wissen raufschaufelt) als auch die Redaktion Phantastik (toll wie das Thema wahrgenommen wird) auf mich zugekommen und wir haben uns dazu ausgetauscht. Also ein guter Anfang, welcher ausbaufähig ist. Ja, es ist etwas mehr Aufwand, aber auch nur Übung bzw. eine Selbstverständlichkeit. Wobei mir bewusst ist, das es nicht alle Verlage umsetzen werden. Die Gründe sind vielfältig. Dort wird sich aber auch in en nächsten Jahren mehr tun, denn es gibt mittlerweile Universität die sich in verschiedenen Studiengängen mit Sprache und Zugänglichkeit beschäftigen. So konnte ich dort auch schon einmal mein Erleben schildern (siehe verlinkte Podcast-Folge). Wenn diese Generation in den Arbeitsmarkt drängt sollte da einiges gehen. Aber wenn man mal abseits von PDFs schaut sieht es schnell duster fürs Rollenspiel aus. Ja, es muss natürlich alles rentabel sein, und sagen wir es mal so, was und wie sich das alles so in den letzten Jahren in der Szene darstellt, will ich mal außen vor lassen. Da scheint es vielen Wege zu geben, wobei mur bewusst ist, dass die Verlage „Unternehmen“ sind und somit Gewinnorientiert handeln (müssen). Aber ich werfe trotzdem mal ein paar Ideen in den Raum. Wo sind die Braille-Bücher? Wo sind die Audio-Regelwerke (DAISY, oder MP3, AAC)? Wo sind die interaktiven Charaktergeneratoren? Wo sind Großdruckspielkarten / Braille-Karten? Wo sind sprechende Würfel? Wo sind die Bundlepakete für eingeschränke Spielende? Wo sind die markierten Minis? ……………….

Man sieht, es gibt noch einiges zu tun – packen wir es doch gemeinsam an! Wer Ideen hat, soll sich ans Werk machen, es gibt doch genügend positiver Beispiele, wie aus einer Laune heraus, oder aus Frust, oder, oder, oder, etwas tolles entstanden ist . Bis Ende März 2023 kann man dafür auch eine kleine Anschubfinanzierung erhalten. Werft mal einen Blick rpber auf die IDEENFEE . Ich als Juror würfe mich über entsprechende Projekte sehr freuen.

Bevor ich euch dann entlasse, möchte ich nochmals erwähnen, dass ich diesen Artikel nicht als „Blaupause“ sehe, sondern er soll einfach mal zum Gedankenaustausch anregen. Vielleicht stimmt ihr nicht mit mir überein, vielleicht habt ihr Anregungen, oder wie auch immer, dann schreibt einfach in die Kommentare ….

Euer Würfelheld

L I N K S

4 Kommentare zu „Fragestunde #5: Gemeinsames Hobby“

  1. Informativer Artikel, danke André. Sprechende Würfel würde ich mir bei dem ein oder anderen Design auch echt wünschen 😀

    Aber ernsthaft, wie sieht es denn zum Beispiel mit Würfel-Apps aus? Oder sind die an Spieltischen nicht gern gesehen?

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    1. Hi Christoph,
      wie ich würfel bzw. ein bißchen etwas zu Würfel-Apps/Tools habe ich ja in Fragestunde #2 erwähnt.
      https://wuerfelheld.wordpress.com/2023/02/21/fragestunde-2-wie-wurfelst-du-als-blinder-spieler/

      Sprechende Würfel habe ich hier ja einfach mal zur Diskussion gestellt. Es geht mir darum einfach mal „alte Denke“, so nach dem Motto „geht nicht“, „das haben wir schon immer o gemacht“, … über Board zu werfen und mal zu schauen ob und wo WIR neue Ansätze finden. Schließlich sollte man da einfach mal offen sein. Wer weiß ob nicht ein gute Idee irgendwo im Hinterstübchen lauert und nur mal ausgesprochen werden muss – und dann nicht zu Tode diskutiert wird. Das gab es, zu den unterschiedlichsten Themen, immer wieder mal.

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