Das Nerdige Quartett: Lesestoff-Geschenketipps zu Weihnachten

Auch in diesem Jahr gibt es weihnachtliche Geschenketipps vom Nerdigen Quartett. So dreht sich der 1.Advent um „Brettspiele & Tabletops“, gefolgt von „Rollenspielen & Spielbüchern“ am 2.Advent. In guter alter Tradition darf ich Euch, heute am 3.Advent, die Literatur- und Comictipps präsentieren.

Eine kurze Übersicht über die einzelnen Adventsaktionen:

Ladies first. Somit kommen die ersten Geschenketipps von Gloria von Nerd Gedanken :

© dtv

„Das Erbe der Elfen“ von Andrzej Sapkowski
Längst ist Geralt von Riva, auch genannt ‚Der Hexer‘, eine seit vielen Jahren bekannte Gestalt für RPG-Freunde mit einem PC, gleich drei Spiele basieren auf den vom polnischen Autor Andrezej Sapkowski geschaffenen Welt und den darin handelnden Figuren. „Das Erbe der Elfen“ beginnt die Geschichte um Ciri von Cintra, welche nach dem verheerenden Angriff des Nilfgaarder Königreiches auf ihre Heimat auf der Flucht ist und von Hexer Geralt gerettet wird, der sie zur hoch im Norden gelegenen Festung der Hexer mitnimmt und die Grundbegriffe des Kämpfens lehrt. Doch Ciris Schicksal wird die Welt verändern – und allzu lange kann sie sich dem Zugriff ihrer Vorherbestimmung wie auch der Gier vieler mächtiger Personen nicht entziehen. Sapkowski gelingt ein glaubhafter, vielfältiger Weltentwurf und reichlich sperrige Figuren, die einen nicht nur den ersten Roman der insgesamt fünf Bücher rings um Ciris Schicksal nicht aus der Hand legen lassen – Vorsicht, Suchtgefahr!

© Goldmann Verlag ( Random House

„Der Club der unsichtbaren Gelehrten: Ein Scheibenwelt Roman“ von Terry Pratchett
Zu den Autoren, von denen eine ganze Reihe Bücher in meinen Schränken lagern, gehört auch Terry Pratchett, dessen Scheibenwelt mich schon im Teenageralter immer wieder mit neuen Geschichten gelockt hat. Gerade der pointierte, feinsinnige Humor Pratchetts schafft es, für uns ganz normale Dinge außergewöhnlich und interessant neu zu beleuchten. So auch in „Der Club der unsichtbaren Gelehrten“, in dem die Zauberer der Unsichtbaren Universität von Ankh-Morpork ein schon fast in Vergessenheit geratenes Ballspiel neu beleben, um eine hoch dotierte Erbschaft nicht zu verlieren. Da dieses Ballspiel ziemlich viele Ähnlichkeiten mit Fußball hat, die Zauberer dank ihres notorischen Appetits reichlich unsportlich sind und auch noch eine Menge anderer skurriler Bewohner der Stadt kräftig mitmischen, erwartet euch ein kurzweiliger Roman mit vielen augenzwinkernden Bemerkungen über das Lieblingsspiel so vieler Menschen – einfach mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.

© Seven Seas Entertainment

„Claudine“ von Riyoko Ikeda
Durch die verfilmte Animeserie „Lady Oscar“ wurde das Werk der japanischen Mangaka Riyoko Ikeda auch in Europa bekannt gemacht – doch „Die Rose von Versailles“ ist bei weitem nicht das einzige interessante Werk aus der Feder der historienaffinen Zeichnerin. Im leider nur auf englisch erhältlichen Kurzmanga „Claudine“ begleiten wir den in einen weiblichen Körper geborenen Jungen Claudine bei seinem schwierigen Aufwachsen im Paris des frühen 20. Jahrhunderts. Neben der Suche nach einer Identität als Person, aber auch einer geschlechtlichen Identität wartet für Claudine auch die Liebe und damit verbundene schmerzvolle Episoden, wunderbar in Szene gesetzt von einer der herausragendsten Shoujo-Zeichnerinnen der Gegenwart. Gerade für Fans des Manga-Stils von „Die Rose von Versailles“ ist diese Geschichte mehr als nur einen Blick wert.

 

Ingo von Greifenklaue hält nun drei tolle Tipps für unter dem Weihnachtsbaum für Euch parat:

© Penguin / Random House

„What if? Was wäre wenn?“ von Randall Munroe
Ein Buchtipp eines Kunden am GKstand – und er hat meinen Geschmack gut getroffen. Zahlreiche physikalische Gedankenexperimente, die durchgespielt werden.Einige Beispiele:

  • Hätten wir genug Energie, um die gesamte heute lebende Weltbevölkerung von der Erde wegzubefördern?
  • Wieviel MACHT-Energie kann Yoda erzeugen?
  • Was würde passieren, wenn man mit einem normalen Flugzeug auf anderen Himmelskörpern fliegen würde (exemplarisch auf den 40 größten des Sonnensystems)?
  • Was passiert, wenn sich alle Menschen in Long Island treffe und gleichzeitig hüpfen … (natürlich nix, aber er macht sich ausschweifende Gedanken über deren Ernährung, Abreise, Staus etc. pp.).
© Ulisses Media

„Cugels Irrfahrten: Dying Earth“ von Jack Vance
Im Rahmen der Reading Challenge hab ich mein Alltime Favorit erneut gelesen. Zwar ist es größtenteils nur noch gebraucht – oder auf Englisch – erhältlich, aber es ist halt das beste Buch eines der besten Vielschreiber. Cugels Irrfahrten spielt auf der sterbenen Erde (Dying Earth), wo Cugel versuchte, einen mächtigen Magier zu berauben. Doch der hat ihn erwischt und teleportiert ihn schlicht hinweg – irgendwo tausende Kilometer entfernt. Voller Rachegedanken macht sich Cugel auf eine sehr erlebnisreiche Rückreise, in der kein Königreich vor ihm sicher ist …

© FischerTOR

„Tales from the Loop“ von Simon Stalenhag
Das schwedische Rollenspiel hat sich ja schon einen Namen gemacht, das ganze basiert jedoch auf einer Graphic Novel. Das ganze ist aufgemacht als Tagebuch eines kleinen Jungen, der zugleich Zeichnungen seiner Umgebung macht. In dieser Alternativwelt, welche auf einer schwedischen Inselgruppe in den 80ern spielt, wo es durch ein Experiment zu seltsamen Überschneidungen mit anderen Realitäten kam. Mechs, Dinosaurier und Schwebetechnologie (diese allerdings durch eine frühere Erfindung etabliert), alles findet sich in diesem Setting wieder. Der Junge fokussiert sich aber nicht darauf, das ist Alltag für ihn, sondern beschreibt z.B. das er mit einem Freund an einem Gerät spielte, im Bild erkennt man dann eine Antennenkonstruktion. So kann man das rätselhafte Setting von Bild zu Bild erforschen und wird immer mehr ins Setting gezogen.

 

Als nächstes präsentiert Euch Philipp von Nerds-gegen-Stephan seine Lesestoffempfehlungen:

© Machandel Verlag

„Königsfeuer“ von Jörg Benne
Ihr fandet das „Game of Thones“-Finale total blamabel? Dann hab ich hier den idealen Ersatz für euch: Das Königreich Meshacia befindet sich mit seinen Nachbarländern im Krieg, nachdem König Tjemen einen moralisch sicherlich fragwürdigen, realpolitisch aber nachvollziehbaren Eroberungsfeldzug gestartet hat. An der magisch beschützten Grenzstadt Helgarad beißen sich seine Truppen jedoch die Zähne aus, sodass Tjemen den Einsatz von Königsfeuer (Fantasy-Napalm) befiehlt – Mit ungeahnten Folgen… Nachdem die vier Protagonist*innen (Oberst Larmik, Hauptmann Kelbren, Prinzessinnen-Halbbruder Ferron, Attentäterin Sanrin) in mehreren Kapiteln ausführlich genug eingeführt wurden, damit man ihre späteren Handlungen und die zugrundeliegenden Motivationen versteht, führt der Autor sie kurz vor den Beginn einer roten… ähm royalen Hochzeit zusammen. Wobei sie nie auf derselben Seite stehen, eher ganz im Gegenteil. Aber immer wieder kreuzen sich ihre Wege, ohne dass sie Anfangs von den Zielen der anderen Figuren wissen. Und um ehrlich zu sein, manchmal wissen sie selbst noch nicht ganz, was eigentlich ihre Ziele sind – Denn am königlichen Hofe sind sie allesamt selbst nur Spielfiguren eines heimtückischen Intrigenspiels von verschiedensten Interessengruppen. Und so kann es durchaus vorkommen, dass sie auch immer mal wieder die Seiten wechseln und plötzlich aus vermeintlichen Verbündeten Feinde werden oder umgekehrt… „Königsfeuer“ ist ein toller Low Fantasy-Mix, der mit seiner atmosphärischen Dichte, seinem spannenden Intrigenspiel und seiner erzählerischen Konsequenz an eine der frühen „Game of Thrones“-Folgen erinnert. Nur halt mit weniger Drachen und mehr Fantasy-Napalm ;D

© Pegasus Spiele

„Shadowrun: Alter Ego“ von Mike Krzywik-Groß
Paul Dante, so heißt der Privatschnüffler, hat schon sehr viel bessere Tage erlebt. Er ist von seinem Job ausgebrannt – Und das kann man im „Shadowrun“-Setting wortwörtlich nehmen, denn nach Jahrzehnten als erfolgreicher Magier-Runner kriegt er jetzt kaum noch die einfachsten Grundschulzauber zustande. Aber er hat Glück: Seine Gelegenheitskomplizin Aggi, eine neoanarchistische Cyberdeckerin, hat ihm einen vermeintlich simplen Auftrag verschafft. Mailin Novak, eine Karrieristin aus einem Megakonzern, vermisst ihren Liebhaber. Der war ein engagierter Lokalpolitiker und ist nun wie vom Erdboden verschwunden, was umso dramatischer erscheint, da in seinem Bezirk immer mal wieder Leute einfach verschwinden… Die „Shadowrun“-erprobten Leser*innen können es sich schon denken: Das wird nicht die schnelle, einfache Vermisstensuche, die Paul gern hätte ::) Mike Kryzwik-Groß schafft es ganz hervorragend, in seinem Roman das Spielgefühl und die Atmosphäre des Cyberpunk-Rollenspiels zu transportieren .Dabei zieht er die Leser*innen in eine ausgesprochen dystopische Welt (in der weder das Berliner Anarchisten-Ghetto noch die luxuriöse Konzernwelt irgendwie einladend erscheint) – Man merkt beim Lesen einfach, wie viel Freude der Autor bei der Setting-Beschreibung hatte, und diese Freude transportiert sich auch auf die Leser*innen :)

© Splitter Verlag

„Katanga #1-3“ von Fabien Nury und Sylvain Vallè
Ich lobe ja immer mal wieder gerne verschiedenste Comic-Reihen aus dem „Splitter Verlag“. Meist handelt es sich dabei aber um recht sichere Nummern, bei denen sich so ziemlich alle Leser*innen dieses Blogs auf das Lob einigen können. Ausgerechnet bei „Katanga“ rund um die Kongowirren war das aber anders: Vielfach wurde mir zugetragen, dass man mein Lob nicht verstehen könne, da diese drei historischen Politthriller doch übermäßig brutal seien und mit den Zeichnungen rassistische Stereotype repliziert würden. Und ich sage: Ja, da stimme ich Euch absolut zu… Und doch ist diese Comic-Trilogie so unglaublich richtig und wichtig! Denn man muss „Katanga“ als Metapher auf den Post-Kolonialismus der Europäer sehen: Letztendlich bleiben die Afrikaner*innen und die wenigen Weißen mit moralischem Kompass oder Idealen auf der Strecke, während sich die ehemaligen Herrscher abgesetzt haben und die Opportunisten den Gewinn einstreichen… Die dreiteilige Reihe ist ein – zugegeben schwer verdauliches – Meisterwerk!

 

WOW! Schon neun tolle Tipps, wovon ich mir auch direkt welche bestellen musste. Aber lassen wir das Gequatsche und kommen nun zu meinen drei Tipps.

© Fischer Verlag

„UBIK“ von Philip K. Dick
Derzeit läuft der Winter One Page Contest und dort kann man in der Kategorie „Cyberrunner“, welche auf dem bevorstehenden Cyberpunk-Jahres und der Huldig eines sehr großen SF-Autorens basiert, Einseiter einreichen. So habe ich dann auch in diesem Jahr zu einigen Werken aus diesem Genre gegriffen u.a. auch „UBIK“. Dazu sei zu sagen:

Was wenn Telepathen oder anders Begabte als Industriespione eingesetzt werden, oder Verhandlungen zum Wohle ihrer Auftraggeber manipulieren.

Mann wendet sich an Runciter Associates um Anti-Talente zu engagieren, welche die besonderen Talente der Begabten außer Gefecht setzen.
So bekommt Runciter, der Chef der Firma und Namensgeber, den Auftrag auf der Mondbasis mit seinen fähigsten Mitarbeitern tätig zu werden, doch es kommt zu einer Explosion.

Das Team lebt, der Chef ist tot, doch etwas stimmt nicht, die Welt verändert sich, Bruchteile der Welt entwickeln sich zurück, verfallen regelrecht und nur UBIK kann helfen.
Doch was ist Jubik, Eletronik, Bier, Kaffee, Antifaltencreme oder ein Restaurant?

Und was soll die Nachricht ihres Chef’s bedeuten:

lean over the bowl – and then take a dive – all of you are dead. i am alive“

Das neue verbesstere Ubik, genießen Sie einen herzhaften Schluck

© Peter Hohmann

„Dunkle Echos“ von Peter Hohmann
Ein wirklich mehr als gelungener Roman, der vom Genre her düster angehauchte Urban Fantasy ist. Das Buch beginnt langsam (aber nicht langweilig!) und steigert sich stetig bis hin zu einem wirklich fulminanten Showdown.

Leo, Mario und Nadine auf diesem Abenteuer zu begleiten war äußerst mitreißend. Auch die Schauplätze sind pfiffig gewählt (ich sage nur „Esoterik-Messe“, Englischer Garten und Prag). Wer spannungsgeladene und actionreiche Romane mag, sollte zugreifen. Achja und die ein oder andere nerdige Begebenheit gibt es obendrein.

© Heyne Verlag

„Kill Creek“ von Scott Thomas
Vier Autoren, welche sich dem Horror-Genre angenommen haben, welche allerdings immer weiter in die Bedeutungslosigkeit zu stürzen drohen, werden zu einem nicht ganz alltäglichen Interview eingeladen. Ort des Interviews ist Kill Creek, genauer gesagt, dort in einem seit Jahrzehnten leerstehenden Hauses, welches Schauplatz eines realen Verbrechens war. Damit wendet sich das Leben der vier Autoren, so wie sie es sich nie hätten ausdenken können, und die doch so vermisste Aufmerksamkeit, ist schlagartig wieder da.

Die Story baut sich nach und nach auf und zog mich schnell rein. So konnte ich dann auch den leichten Popcorn-Stil verzeihen. Den ich wollte einfach wissen wie die Story ausgeht .Wer also auf ein wenig leichten Horror steht, kann hier zugreifen.

 

Somit wünsche ich Euch eine schöne Weihnachtszeit und viel Spaß beim Stöbern im Buchladen Eures Vertrauens.

 

 

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