[Interview] Im Gespräch mit Philipp Lohmann (Nerds gegen Stephan)

Nerds-gegen-Stephan.de hat letztlich erneut seinen Publikumspreis „Der Goldene Stephan“ ausgerufen. Das machte neugierig und so war es an der Zeit Philipp, dem Mann hinter dem ganzen, mal ein paar Fragen zu stellen.

Ohne weitere Umschweife wünsche ich nun viel Lesespaß.

+     +     +     +     +

Blogger Philipp und Blognamensgeber Stephan
Blogger Philipp und Blognamensgeber Stephan

Hallo Philipp,
vielen Dank das Du Zeit für dieses Interview gefunden hast. Würdest Du Dich bitte kurz vorstellen.
Hallo André. Erst einmal vielen Dank, dass Du mir die Gelegenheit gibst, meinen kleinen Blog, den Leserpreis und mich auf so einem großen Blog vorzustellen.
Ich bin 30 Jahre alt und arbeite als ALFA-Krankenpfleger in einer großen Klinik in Bayern. Eigentlich komme ich aber aus der tiefsten ostdeutschen Provinz, wie man an meinem schrecklichen Dialekt hört 😉 Wenn ich nicht gerade für meinen Blog schreibe, koche und zocke ich gerne mit Freunden oder lese, vornehmlich Graphic Novels. Zum Glück habe eine verständnisvolle Nerdfreundin, ohne deren Toleranz und Rückendeckung ich mein Hobby nie in diesem Umfang ausüben könnte.

Wie bist Du zum Phantastik-Konsumenten geworden? Was war Dein Erstkontakt?
Ich habe als Kind schon viel gelesen, beispielsweise Grimms Märchen, aber gerade auch fiktionale historische Stoffe. Mit zunehmendem Videospiel-, Kinofilm- und Fernsehkonsum wurde ich dann aber großer Science-Fiction-Fan, da aber bevorzugt von bekanntem Franchise wie „Star Wars“, „Star Trek“, „Battlestar Galactica“ und mein großer Favorit „Babylon 5“. Fernab dieses – ich nenne es mal frech so – Mainstream fand ich meine Freude an phantastischen Stoffen erst durch mein beginnendes Interesse an Tabletops (ab 2012), später dann an Rollenspielen (ab 2014) und Comics (ab 2015).

Da Du so gezielt nach meinem Erstkontakt fragst, da gibt es wohl drei wichtige Jahreszahlen. Zuerst ungefähr 1998, als ich das erste Mal „Independence Day“ und „Star Wars“ schauen durfte – meine Familie hat wirklich gewartet, bis ich alt genug war für die Filmfreigabe, eh sie mir diese Filme mal in der Videothek ausliehen. Die zweite wichtige Jahreszahl ist wohl 2011, dort kaufte ich mir für meine Brettspielgruppe das „DUST“-Brettspiel. Dessen Spielwelt faszinierte uns so sehr, dass wir anfingen im darauffolgenden Jahr „Dust Tactics“-Miniaturen zu kaufen und auch Turniere zu spielen – Und schon war ich drin in der Tabletop-Szene 😉 Über diese lernte ich dann meinen Kumpel Christian kennen, der mir begeistert von seinem Hobby Rollenspiel erzählte und mich einfach mal zu seiner Runde mitnahm. So spielte ich am 4. Januar 2014 meine erstes Rollenspiel und kam von da an nicht mehr davon los!

Was zockst Du am liebsten, eine Runde P&P Rollenspiel, eine Partie Tabletop oder aber einfach mit guten Freunden zocken?
Eine Runde P&P Rollenspiel mit guten Freunden. Wir spielen dabei sehr gern mit Battlemap und Miniaturen, sodass es fast schon ein halbes Tabletop ist.

Du bist der Mann hinter „nerds-gegen-stephan.de“. Worum dreht sich die Webseite?
Mein Blog nerds-gegen-stephan.de handelt über all die Dinge, die mich interessieren: Rollenspiele, Tabletops, Brett- & Kartenspiele sowie Comics und Literatur. Am ehesten bekannt bin ich dabei sicher für meine zahlreichen Interviews, gerade auch mit Nachwuchsautoren, sowie für Convention-Berichte und meine Rezensionen.

Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Klickzahl als auch der Output an Artikeln verzehnfacht, gerade in diesem Jahr gab es nochmal einen ordentlichen Schub, obwohl ich insgesamt arbeitsbedingt weniger Zeit zur Verfügung hatte. ich führe dies darauf zurück, dass ich mich voll auf dieses Projekt konzentriert habe, anstatt wie vorher zu versuchen drei oder vier Blogs & Webseiten gleichzeitig zu bearbeiten.

Meinen Schreibstil würde ich dabei als eher locker bezeichnen, oft auch mit (manchmal zu) vielen Smileys. Ich schreibe so, als würde ich etwas gerade genau so dem Blog-Namensgeber Stephan erzählen, damit er weiß welches Produkt oder welche Con echt cool oder echt mies war. Eigentlich müsste der Blog also Nerds-FÜR-Stephan heißen 😉

Wie ist es zu dem Namen gekommen?
Du glaubst nicht, wie oft mir diese Frage gestellt wird! Eigentlich ist dies eine Anekdote aus Brettspiel- und Tabletop-Zeiten. Stephan ist seit zwei Jahrzehnten mein allerbester Kumpel. Und er ist verdammt gut darin Spiele zu gewinnen. Irgendwann waren wir so chancenlos, dass sich alle restlichen Spieler jedes Mal gegen ihn zusammengerottet haben, wir spielten dann nur noch als „Team Nerds“ gegen Stephan. Aber selbst dann ist seine Siegesquote von vorher 5:1 auf allerhöchstens 3:1 abgeschmolzen – Er ist fast unbezwingbar 😉

Zugegeben, der Blogname ist ein wenig ungewöhnlich, aber ich durfte feststellen dass gerade diese Einzigartigkeit bei Lesern, Autoren und auch Verlagen dazu führt, dass er besser im Gedächtnis haften bleibt als wenn er nur spieleblogxyz heißen würde.

Wer Deine Seite verfolgt konnte letztlich feststellen, dass Du den „Goldenen Stephan“ ausgerufen hast. Worum dreht es sich dabei?
Der „Goldene Stephan“ ist ein jährlich stattfindender Leserpreis, bei dem die Leser über die ihrer Meinung nach besten Produkte in zahlreichen Kategorien abstimmen können. Zur Wahl stehen dabei Produkte, welche ich im vorangegangenen Jahr rezensiert habe. Entstanden ist der Preis quasi aus einer Schnappsidee heraus, als Stephan und ich darüber diskutierten, ob die Leser denn auch die Produkte gut/schlecht finden, welche ich gut/schlecht finde.

Dieses Jahr läuft die Abstimmung seit einer Woche, enden wird sie am 25. Oktober. Nominiert sind über 100 Werke in 16 Kategorien, dazu gibt es noch eine offene Kategorie in welcher jeder frei seinen Favoriten eintragen kann. Nach aktuellem Stand gibt es rund 900 Abstimmungsteilnehmer, was dem Leserpreis – so denke ich zumindest – eine gewisse Relevanz verleiht. Wobei es hier natürlich auf die Kategorie ankommt: Bei den Rollenspielen würde ich es wagen die Behauptung aufzustellen, dass der Leserpreis sich in den Top3 der wichtigsten Preise befindet. Bei der Literatur beispielsweise ist der „Goldene Stephan“ dagegen nur einer von vielen, da hat ja jede Messe und jede Convention ihren eigenen Preis.
Wenn es mindestens 6 Nominierungen in einer Kategorie gibt, wird für den Zweitplatzierten zusätzlich der „Silberne Stephan“ verliehen, ab 9 Nominierungen auch noch der „Bronzene Stephan“. Damit sollen Produkte nicht dafür bestraft werden, dass sie eventuell in einer Kategorie sind mit vielen Nominierungen. Persönlich sehr stolz bin ich auf die diesjährige Kategorie „Bestes Bildungsspiel“, da diese auch Eskapismus-Kritikern zeigt dass Phantastik-Produkte nicht zwangsläufig nur Spielerei sind, sondern man damit durchaus das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann.

Du stellst Deine letztjährigen Phantastik-Konsumgüter zur Wahl. Findest Du die Auswahl ausreichend, den es ist ja nur ein kleiner Ausschnitt von den tatsächlich erschienen Produkten?
Naja, über 100 Nominierte sind glaube ich schon eine recht ordentliche Anzahl 😉 Selbst wenn man beispielsweise nur die 33 nominierten Rollenspiel-Produkte nimmt, hat man doch viel mehr Auswahl als bei der großen „Konkurrenz“. Tatsächlich, und da bin ich ganz ehrlich, ist es aber ein Schwachpunkt des Preises dass die Produktpalette viele – vielleicht zu viele? – Nischensysteme und zu wenig Platzhirsche im Programm hat. Meiner persönlichen Überzeugung nach ist dies zwar ein Vorteil, denn diese Nischensysteme finden oftmals bei anderen (Rollenspiel-)Preisen keine Erwähnung, aber ich verstehe schon wenn Leser entrüstet nachfragen warum nichts von Splittermond dabei ist.

Ich versuche es immerhin damit auszugleichen, dass es wie jedes Jahr eine offene Kategorie gibt, in der man sein Lieblingsrollenspiel-Grundregelwerk eintragen kann. So haben etwa bekannte Systeme wie Splittermond, die in den anderen Kategorien keine Berücksichtigung fanden, eine realistische Chance auf einen „Goldenen Stephan“.

Derzeit kann man seine Stimme abgeben. Wie ist der weitere Ablauf?
Die Abstimmung wird am 25. Oktober geschlossen, dann werde ich in meinem Urlaub die Ergebnisse auswerten und für die Preisverleihung optisch aufhübschen, Stichwort Powerpoint 😉 Am 30. Oktober folgt dann um 15 Uhr auf der HallunkenCon die Verkündung der Sieger, außerdem gibt es ein kleines Tippspiel für die anwesenden Zuschauer. In den darauffolgenden Tagen werde ich täglich die Ergebnisse eines Themenbereichs (Rollenspiele, Literatur, Comic, Brettspiele) online stellen und in gewohnter Weise ein paar Worte und Gedanken dazu verlieren.

Könntest Du uns eine kleine Wasserstandsmeldung geben?
Nach etwas über einer Woche haben knapp über 900 Leser abgestimmt. Teilweise mit erstaunlichen Ergebnissen! Einen großen Spoiler will ich vermeiden, aber es gibt bekanntermaßen die unrühmliche Tradition dass immer das Produkt, welches ich in meinen Rezensionen am überschwänglichsten lobe, am Ende die wenigsten Stimmen erhält. Wenn es so weitergeht, wird diese Tradition dieses Jahr fortgesetzt…

Wie hat sich „Der Goldene Stephan“ entwickelt? Ja ich weiß, er läuft noch einige Zeit, aber man kann ja schonmal so ein kleines Zwischenfazit, auch im Vergleich zu den vorherigen Ausgaben ziehen.
Großartig! Einfach großartig! Im ersten Jahr, als diese Idee ganz spontan entstand, haben nicht mehr als zwei Dutzend Leser abgestimmt. Schon im nächsten Jahr waren es bereits dreizehn Mal so viele, um genau zu sein 304. Auch das Feedback war enorm, es gab Zeitungsberichte über die Sieger und manche Gewinner bewarben ihre Produkte damit. Nun sind wir nach einer Woche schon bei gut 900 Teilnehmern, also nochmal das dreifache. Persönlich habe ich mir ja gewünscht, dass dieses Jahr die 1000er Marke geknackt wird, und da die Abstimmung noch eine Woche läuft erscheint mir dies durchaus machbar.

Wie verläuft die Preisverleihung? Hast Du etwas besonderes geplant, wie etwa, dass die Gewinner einen Preis übergeben bekommen?
Genau. Am 30. Oktober um 15 Uhr findet die Verkündung der Gewinner im Rahmen der HallunkenCon in Halle/Saale (schon zweimal in Folge „Con des Jahres“). Im Zuge dessen gibt es auch ein kleines Tippspiel, bei dem man Preise im Gesamtwert von über 500 € gewinnen kann.

Die Ergebnisse werden dabei nicht nur von mir präsentiert und kommentiert. Ich habe mir kompetente Unterstützung geholt: Paul Henßge wird als Moderator humoristisch durchs Programm führen, während Szene-Urgestein Nico Kammel die Ergebnisse auf seine liebevoll-bissige Art einordnen wird.

Es haben sich auch schon einige Autoren und Verlagsvertreter angekündigt, welche ihre eventuellen Urkunden entgegennehmen werden und dann natürlich die Gelegenheit bekommen, ein paar Dankesworte an die Leser zu richten. Wer nicht dabei sein kann, bekommt die Urkunde(n) zugeschickt, oder von mir persönlich überreicht falls es nicht zu weit weg wohnt.

Wer genau hinschaut findet einige Preise. Was hat es damit auf sich?
Jeder Leser, der an der Abstimmung teilnimmt, kann seine E-Mail-Adresse eintragen. Tut er dies, bekommt er nach Beendigung der Abstimmungsphase zwei großartige eBooks zugesandt: Kaisersturz: Imperium von Westrin I von Felix Münter – dieses bekam letztes Jahr mehr als verdient den „Bronzenen Stephan“ – sowie Die Kinder der Kirschblüte von Cardo Polar.

Wer vor Ort bei der Preisverleihung dabei ist, kann zudem an einem Tippspiel teilnehmen. Hierfür muss er vorher auf einem Tippschein seine Favoriten auf den „Goldenen Stephan“ ankreuzen. Wer am Ende die meisten Sieger richtig getippt hat, darf sich einen der Preise aussuchen. Dann folgt der nächste Tippspieler mit den zweitmeisten richtigen Stimmen, etc. bis die Preise alle verteilt wurden. Bei Gleichstand der richtig getippten Stimmen entscheidet das Würfelglück, wer sich zuerst einen Preis auswählen darf. Natürlich, das ist ja ganz offensichtlich, hoffe ich damit ein paar Zuschauer anzulocken, um die Preisverleihung im würdevollen Rahmen stattfinden zu lassen.

Wie war die Resonanz und Rückmeldung der Sponsoren?
Großartig! Am Anfang habe ich noch vorsichtig bei einigen Verlagsvertreten angefragt, am Ende kamen dann selbst kleinere Nischenverlage auf mich zu.

Bald ist dieses Jahr auch wieder Geschichte. Was planst Du für 2017?
Um ehrlich zu sein mache ich keine großen Pläne. So wie es dieses Jahr für den Blog lief, also ungefähr 10 – 12 Rezensionen je Monat plus ein paar Interviews und Aktionen (z.B. Blog-O-Quest) drumherum, das ist schon mehr als ich mir je erträumt habe. Was ich aber vorhabe, ist meinen Urlaub besser einzuteilen, damit ich 2017 wirklich mal alle Highlights abgrasen kann 😉 Dieses Jahr kamen ja doch immer wieder mal Weiterbildungen oder auch ungünstige Dienstpläne dazwischen. Weiterhin würde ich mich gerne weiter in der Szene vernetzen und Erfahrungen austauschen. Die ersten Schritte sind in diese Richtung schon getan, beispielsweise bin ich 2017 Juror bei der Winter-OPC.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir.
Ich möchte mich herzlich bei all den Freunden und Bekannten bedanken, welche mir ermöglichen den Blog in diesem Umfang zu betreiben: Andreas, meinem IT-Experten, weil der Blog ohne ihn nicht laufen würde (denn ich hab von sowas keine Ahnung). Boris, Christian und Pia, weil ihr mit mir immer Brettspiele und Tabletops antestet, das Gleiche gilt für Christine, Hendrik und Nico bei den Rollenspielen. Außerdem vielen Dank an meine Freundin Nadine, welche toleriert dass ich die viel zu knappe Freizeit lieber mit Nerd-Hobbies statt Pärchenkram verbringe und natürlich vielen Dank an Stephan 🙂

Hinterlasse einen Kommentar