[Rezension] Trudvang Chronicles – Spielerhandbuch

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Das Spielerhandbuch gehört neben den separaten Grundregeln und dem Buch für Zauberweber zum »Regel-Dreigestirn« der Trudvang Chronicles, dem düsteren Fantasy-Rollenspiel aus Schweden, das in einer deutschen Übersetzung beim TRUANT Verlag erschienen ist. Wir prüfen, ob sich ein tieferer Blick lohnt.

INHALT
Da es nur 82 Seiten (jedoch vollcolorierte) Seiten bietet, legt das Spielerhandbuch auch sofort los und bereits ab Seite 7 geht es mit der Charaktererschaffung ans Eingemachte. Diese erfolgt über sogenannte Erschaffungspunkte: Je nachdem, wie erfahren der Charakter zu Beginn bereits sein soll, steht eine unterschiedliche Anzahl an Punkten zur Verfügung, die für den Kauf von Attributen und Fertigkeiten sowie von Disziplinen und Spezialisierungen genutzt wird. Den Attributen, von denen es sieben an der Zahl gibt, können entweder positive Werte (+1, +2, +4) oder negative Werte (-1, -2, -4) zugewiesen werden, wobei ein Wert von +4 entsprechend teuer zu erkaufen ist. Wer seinem Charakter hingegen einen Wert von -4 zumuten möchte, bekommt den entsprechenden Punkte-Gegenwert gutgeschrieben. Die Höhe der Boni bzw. Mali beeinflussen dabei nicht nur die Ergebnisse situationsabhängiger Würfelwürfe, sondern fließen auch in Werte wie z.B. Lebenspunkte oder Schaden. Ein Kämpfer mit Stärke +4 beispielsweise erhält sowohl einen Bonus von +4 auf die Anzahl seiner Lebenspunkte, als auch von +4 auf seine Schadenswürfe. Eine kurze Checkliste fasst zudem die Charaktererschaffung in wenigen Worten zusammen.

Danach werden in kurzen Abschnitten die spielbaren Rassen vorgestellt. So kann man als Mensch, Elb, Zwerg, Halbelb oder Halbtroll durch Trudvang ziehen, wobei jede Rasse noch unterschiedliche Kulturen aufweist. Die Wahl der Rasse bzw. Kultur besitzt im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen jedoch keinen Einfluss auf die Spielwerte des Charakters. Sie sind rein kosmetischer Natur.

Im Anschluss daran folgen auch schon die Charakterklassen, die als »Archetypen« bezeichnet werden. In Trudvang Chronicles stellen diese die am häufigsten anzutreffenden »Berufsarten« dar, jedoch ermuntert das Spiel dazu, diese Archetypen nur als Startschuss zu betrachten, denn das weiter unten näher erläuterte Fertigkeitensystem erlaubt es, seinen Charakter im Laufe der Zeit stark zu individualisieren.
Zu jedem der Archetypen, die da Barde, Dämmerwanderer, Gemeine, Krieger, Schurke, Vitnerweber und Wildnisläufer sind, werden einige Rassen- bzw. Kulturkombinationen genannt, um mögliche Hintergründe auszuloten.

Den Kern des Buches stellt jedoch das Fertigkeitensystem dar, das dem Talentbaumsystem von vielen Computer-(Action-)Rollenspielen ähnelt: Jeder Archetyp beginnt mit einer auf ihn zugeschnittenen Grundfertigkeit, die in weiterführenden Disziplinen und Spezialisierungen aufgesplittet sind. Ein Kämpfer beispielsweise besitzt die Grundfertigkeit »Kämpfen«, in der er die Disziplinen »Bewaffneter Kampf«, »Waffenloser Kampf« oder »Kampferfahrung« wählen kann. Von diesen Disziplinen zweigen wiederum die Spezialisierungen ab. Um in diesem Talentbaum voranschreiten zu können, muss die Grundfertigkeit einen bestimmten Fertigkeitswert erreichen, damit Disziplinen und Spezialisierungen »freigeschaltet« und erhöht werden können. Der Fertigkeitswert, der zwischen 1 (sehr schlecht, Starthöhe) bis 10 (unglaublich) liegen kann, wird im Rahmen der Charaktererschaffung mit der Investition von Erschaffungspunkten erhöht, wobei die Investition mit jeder Erhöhung größer wird. Bei den Disziplinen und Spezialisierungen funktioniert das genauso. Diese sind jedoch in Stufen von 1 bis 5 unterteilt, wobei die Stufe abhängig vom Fertigkeitswert ist. Soll bei besagtem Kämpfer eine bereits vorhandene Spezialisierung auf die zweite Stufe erhöht werden, muss der Fertigkeitswert in der Grundfertigkeit »Kämpfen« bereits mindestens Sieben betragen. Als Ergebnis des Ganzen werten sie den Fertigkeitswert mit zusätzlichen Boni deutlich auf. Im weiteren Spielverlauf werden all diese Werte durch den Erwerb von Abenteuerpunkten weiter erhöht.

Sämtliche Fertigkeiten, Disziplinen und Spezialisierungen werden auf 28 Seiten ausführlich beschrieben.

Beschrieben wird auch der Einsatz des sogenannten »Raud«, dessen Anzahl im Rahmen der Charaktererschaffung erwürfelt wird. Setzt ein Spieler einen Raud-Punkt ein, lassen sich bestimmte Situationen – wie z.B. tödliche Treffer – zugunsten seines Charakters drehen. Raud-Punkte lassen sich jedoch nicht wieder auffrischen und werden permanent verbraucht.

Den Abschluss bilden ein Index über die Fertigkeiten und ein zweiseitiger, rappelvoller Charakterbogen, der sich für den privaten Gebrauch natürlich frei vervielfältigen lässt.

MEDIADATEN

…Autoren: Theodore Bergqvist, Magnus Malmberg, u.v.a.
…Verlag: TRUANT Spiele
…Format: Softcover, A4
…Seiten: 82
…Erschienen: Dezember 2018
…ISBN: 978-3-934282-87-2
…Preis: 19,95 EUR

MEINE MEINUNG
Wie schon bei den Grundregeln glänzt auch das Spielerhandbuch mit tollen Illustrationen und einem sehr aufgeräumten, übersichtlichen Layout. Dem Wort »Spielerhandbuch«, das laut Umschlagtext die wichtigste Referenz für Spieler darstellen soll, wird es jedoch nicht gerecht, denn dazu fehlen einfach zu viele wichtige Inhalte. So finden Spieler, die sich beispielsweise für zauberwirkende Archetypen interessieren, zwar eine Beschreibung über diese, aber keinerlei Informationen über die Zauber selbst. Das bleibt dem Band Zauberweber vorenthalten. Ausrüstungsgegenstände & Co. sowie die Kampfregeln finden sich wiederum nur in den Grundregeln wieder. Insofern ist der Kauf von allen drei Bänden eher Pflicht als Option.

Schade ist auch, dass die verschiedenen Kulturen der wählbaren Rassen keinerlei Einfluss auf Attribute und/oder Fertigkeiten haben, sondern nur kosmetischer Natur sind. Das hätte zur Komplexität der Regeln gepasst.

Das Fertigkeitssystem bietet jedoch viele, viele Individualisierungsmöglichkeiten und beweist einmal mehr, dass man mit den Trudvang Chronicles als regeltechnisches Schwergewicht auftreten möchte.

MEINE WERTUNG
3 von 5 Raud

von: Christophorus & Wüfelheld

3 Kommentare zu „[Rezension] Trudvang Chronicles – Spielerhandbuch“

  1. Danke für die Rezi. Ich habe mir beide bisher erschienenen Bücher auch vor ein paar Wochen gekauft und hatte ebenfalls (obwohl ich sie noch nicht eingehend gelesen habe) einen zwiegespaltenen Eindruck, was die Regel- und Informationsgliederung angeht. Eure Rezi untermauert diesen Eindruck. Ein einzelnes und dafür dickeres Buch – am besten Hardcover – hätte ich deutlich bevorzugt, zumal man ja sowieso alle benötigt. Dann ließe sich das auch besser lesen und vor allem aufgeklappt hinlegen. Ein wichtiges Detail, dass für Regelschwergewichte, die man öfter konsultiert, umso mehr gilt.
    Mal sehen, wann ich dazu komme, mir das ganze selbst im Detail anzuschauen und eine Proberunde anzubieten.

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    1. Hi Argamae, danke für Deinen Antwort. Ja das mit der Splitterei von Bücher ist manchmal, so wie hier der Fall, leider nicht der Bringer. Naja aber das scheint ja in den letzten Jahren Trend zu sein, wobei es auch passend sein kann, wie z.B. bei Ultima Ratio. Da finde ich die kleinen Büchlein echt passend. Aber das ist reine Geschmackssache 🙂

      Wenn Du zum genaueren lesen udn spielen gekommen bist, würde ich mich freuen, von Dir mehr dazu zu lesen.

      Gruß, Würfelheld

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