[Rezension] Vampirnovelle (Horror)

© Begedia Verlag

In den letzten Jahren wurden Vampire durch das Liebesroman-Genre weichgespült und verloren quasi ihre Fangzähne. Sie sind nicht länger das Monster, sondern der starke und gutaussehende Bad-Boy-Lover, der im Grunde seines Herzens doch gut und sanft ist, der perfekte Mann für jede Frau. Das ist ein Umstand, der vor allem Genre-Fans gruselt und dem Autoren wie Frank Hebben wieder andere Vorstellungen entgegen setzen wollen.

INHALT
Martin lebt in einer Wohngemeinschaft mit Johann und Ruth in den Tag, oder besser die Nacht hinein. Er arbeitet im Unternehmen seines Vaters – ebenfalls ein Vampir, treibt sich aber viel lieber in den Bars der Stadt herum und genießt ein Liebensabenteuer nach dem anderen. Frauen sind schnell vergessen oder eben auch Futter.

Das ändert sich, als die junge Ava in sein Leben tritt – auch erst eine Zufallsbekanntschaft. Weil er sie aber nicht richtig umbringt, verwandelt sie sich auch in einen Vampir und er muss ihr über die erste Zeit hinweg helfen, auch etwas, das die Struktur in seiner Wohngemeinschaft durcheinander bringt, genau so wie die danach folgenden Ereignisse.

MEDIADATEN

…Autor: Frank Hebben
…Verlag: Begedia Verlag
…Format: broschiert
…Seiten: 240
…Erschienen: März 2019
…ISBN: 978-3957771209
…Preis: 14,90 EUR

MEINE MEINUNG
In seiner „Vampirnovelle“ demontiert der Autor das Bild des edlen Gentleman-Vampirs mit der tragischen byronischen Aura, denn Martin langweilt sich nach Jahrzehnten seines Lebens ohne Veränderung, schert sich nicht um die Gefühle und das Glück anderer, denn es ist ihm alles egal und die Menschen ohnehin das Futter, das er auf jeden Fall braucht.

Dabei klärt der Autor nicht, ob seine Vampire untot oder noch auf eine gewissen Art lebendig sind, es ist auch nicht sonderlich wichtig. Statt dessen nimmt er sich lieber die Zeit, die klassischen Archetypen, die im 19. Jahrhundert geschaffen wurden, modern zu interpretieren, denn auch Ruth ist nicht unbedingt der männermordende Vamp und Johann scheint sich ohnehin schon nicht mehr in seinem langen Leben wohl zu fühlen.

Bewegung kommt in das eintönige Leben der drei Figuren, als die junge Ava dazu kommt, die erst am Anfang steht und erst noch umdenken lernen muss – denn immerhin sind Martin und seine Freunde trotz allem Monster, die anderen Menschen alles nehmen, selbst die Würde.

Das ist wohl das interessante an der Geschichte, die ansonsten mit vielen bekannten Versatzstücken arbeitet, sich auch an den Klischees anderer Genres bedient – nicht umsonst ist Martin der gelangweilte Sohn eines Superreichen und daher besonders abgesichert.

Action sollte man weniger erwarten, auch wenn im Hintergrund ein Vampirjäger lauert. Tatsächlich seziert Frank Hebben lieber das Ego seines Helden, als ihn durch ein Abenteuer nach dem anderen zu hetzen. Der Roman hat zudem genau die richtige Länge – es wird nicht zu viel und auch nicht zu wenig erzählt, am Ende gibt es sogar einen angemessenen Abschluss.

Es lohnt sich also durchaus, einen Blick in die „Vampirnovelle“ von Frank Hebben zu werfen, demontiert er doch sehr unterhaltsam das Bild des modernen Vampirs und lässt auch den Genre-Fan aufatmen, denn immerhin erinnert der Autor daran, dass die „lieben Blutsaugerlein“ auch ganz anders können, als es uns viele Romanzen rund um die „Twilight“-Filme weis machen wollen.

MEINE WERTUNG
3,5 von 5 Blutkonserven

von: Kris

 

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