[Rezension] H.P. Lovecraft – Leben und Werk 2

© Golkonda Verlag

Zu den schillernsten Figuren der Phantastik, die seit Generationen die Szene prägen und viele beeinflusst haben, gehört zweifellos Howard Phillips Lovecraft (1890-1937), der zu Lebzeiten vielleicht nicht auf einen grünen Zweig kam, aber bei Freunden und Bewunderern so viel Eindruck hinterließ, dass er nicht vergessen wurde wie andere seiner Zeitgenossen. Viel ist über sein Werk geschrieben worden, weniger über ihn, eine Scharte, die das zweibändige Werk von S. T. Joshi nun ausgleicht. Der zweite Band von „H. P. Lovecraft – Leben und Werk“ deckt die Jahre zwischen 1925-1937 ab.

INHALT
Wie so viele andere junge aufstrebende Autoren und Künstler wagt auch Lovecraft 1925 den Sprung vom provinziellen Providence in das vor Leben sprudelnde New York. Auch wenn er dort viele Freunde findet und Eindrücke sammeln kann, die später die farbenprächtigen Schilderungen seiner Romane prägen, die vielen Gesichter, die ihm in einer Stadt wie dieser begegnen, so erlebt er auch die Schattenseiten der Metropole und zeigt sogar gewisse rassistische und judenfeindliche Tendenzen.

Seine Frau Sonia weilt nur selten beim ihm, unterstützt ihn aber, wenn das Geld knapp wird. Die Schaffenskraft Lovecrafts bleibt derweil auf einem niedrigen Niveau, zu sehr wird er abgelenkt und kämpft ums Überleben, so dass er nur wenige Jahre später schließlich nach Providence zurückkehrt und von dort aus endlich so weit auflebt, dass er wieder massiv schreiben und sogar veröffentlichen kann. Dabei ist er nicht nur aus Autor tätig, sondern auch als Lektor, Korrektor. Ghostwriter und Herausgeber. Zudem nutzt er die Zeit zu jährlichen Reisen, die ihn quer durch die USA führen, einmal sogar bis nach Florida. Freundschaften hält er durch intensive Korrespondenz mit Kollegen und Freundschaften auf sich, ab und an besucht er auch die in der näheren Umgebung oder sie kommen zu ihm. Das bleibt so bis zu seinem Tod.

MEDIADATEN

…Autor: S. T. Joshi
…Übersetzung: Andreas Fliedner
…Verlag: Golkonda Verlag
…Format: gebunden
…Seiten: 669
…Erschienen: April 2020
…ISBN: 978-3944720524
…Preis: 39,90 EUR

MEINE MEINUNG
Und genau diesen Weg verfolgt der Autor der Biographie mit seinem Werk. Er nutzt dabei die verbliebenen Quellen, die Briefe und Schilderungen in Tagebüchern und auf anderen Schriftstücken, um zu analysieren inwiefern die jeweiligen Lebensumstände den Autoren geprägt und seine Phantasie angeregt haben, wie und warum manche Werke überhaupt entstanden sind und wann er angefangen hat, überhaupt den Mythos zu entwerfen und seine Geschichten so locker miteinander zu verknüpfen.

Man erfährt von den wenigen Höhen und vielen Tiefen in Lovecrafts Denken, staunt über seinen manchmal etwas ambivalenten Charakter, der sich trotz des Außenseitertums manchmal auch von Strönungen seiner Epoche hat mitreißen lassen.

Interessant ist es auch zu erfahren, wie Quasi-Jungesellen wie er sich durch das Leben geschlagen, gekleidet und ernährt haben, mit welchen Personen er engeren Umgang pflegte und wie er letztendlich ein Netzwerk von Bekanntschaften aufbaute, das seinesgleichen sucht.

Die Jahre die das Buch abdeckt, beschreiben auch gleichzeitig seine aktive Zeit, in denen er förmlich in der Schriftstellerei aufging, bis hin zu seinem einsamen Ende in Krankheit. Das Buch selbst schließt mit einen längeren Ausklang, der zu erklären versucht, warum Lovecraft letztendlich nicht einer von vielen blieb sondern einer der wichtigen Autoren wurde.

Die Biographie ist auf ihre Weise mitreißend geschrieben, gerade weil sie auch oft Lovecraft selbst zu Wort kommen lässt und der Autor die ganzen hinterlassenen Schriftstücke und Erzählungen aus der Feder anderer zu einem dichten Teppich verwebt.

Wer also bereits das Werk des Autoren kennt sollte nicht an „H. P. Lovecraft – Leben und Werk“ vorüber gehen, denn die zweibändige Biographie, gerade der zweite Band zeigt sehr schön auf welche Weise sein eigenes Leben den eigenwilligen Autoren geprägt und geformt hat und wie viel davon auch Eingang in sein eigenes Werk fand.

MEINE WERTUNG
4,5 von 5 pulpige Gedanken

von: Kris

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