[Interview] Georg Pils führt uns ins Finsterland

Servus Georg,

vielen Dank das Du Dir die Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten. Könntest Du Dich zum Anfang bitte den LeserInnen vorstellen?

Georg Pils: Ich bin 28 Jahre alt, davon etwa die Hälfte der Zeit Rollenspieler. Beruflich bin ich in der Krebsforschung tätig. Ich bin verheiratet und habe eine einjährige Tochter. Mein Kollege Gregor ist 32 Jahre alt und Berufsschullehrer, ebenso verheiratet aber (noch) kinderlos.

Würfelheld: Du steckst ja mit Gregor Eisenwort hinter dem Finsterland Rollenspiel. Was ist Finsterland genau?

Georg Pils: Begonnen hat Finsterland vor über zehn Jahren als unser Versuch, ein eigenes System für den Hausgebrauch zu entwickeln. Von da an ist es gewachsen, hat sich entwickelt und ist schließlich zum größten österreichischen Rollenspiel geworden. Aber dass es einmal so weit kommen würde, haben wir selber anfangs nicht geahnt.

Würfelheld: Finsterland ist ja im Bereich „Steampunk“ anzusiedeln. Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Georg Pils: Steampunk ist ein sehr fesches Genre, das aber unter den großen Mainstream- Rollenspielen nicht wirklich stark repräsentiert ist. Es ist also etwas Neues. Die Kombination des Steampunk mit Magie ist daher gekommen, dass auch in unserer Runde immer wieder gern Magier gespielt werden, und der akademische Rahmen passt ja auch gut zum Setting.

Würfelheld: Ihr nehmt als Schauplatz ein aus dem 19. bzw. Anfang 20. Jahrhundert ähnliches Europa. Was hat Euch dazu bewogen?

Georg Pils: Das Steampunk-Setting bietet natürlich eine alternative Geschichte zu diesem Zeitpunkt an. Außerdem ist man in Wien ständig mit der vergehenden Glorie des endenden 19. Jahrhunderts konfrontiert, in der Architektur, dem Stadtbild und teilweise auch den Einstellungen der Leute. Es ist also ein Setting, das für uns sehr natürlich gekommen ist.

Würfelheld: Könntest Du bitte mehr über die Magie in Finsterland erzählen.

Georg Pils: Magie ist im Finsterland etwas Alltägliches, aber nichts Allgemeines. Jeder weiß, dass es Magier gibt, die sehr mächtig sind, aber auch lange dafür studiert haben. Die Magier sind aber durch Gesetze in der Ausübung ihrer Magie gebunden – nur, weil man vom Gegenüber die Freundin ausgespannt bekommen hat, darf man nicht gleich Feuerbälle werfen. Diese Regelungen werden von der amtsmagischen Inspektion, einer polizeiähnlichen Behörde, kontrolliert. Außerhalb der großen Städte ist das alles ein wenig anders, da gibt es Naturmystiker, Hexen und vereinzelt in den Wäldern auch noch Fabelwesen. Aber das sind natürlich nur Märchen, um kleine Kinder zu erschrecken.

Würfelheld: Und nun würde mich auch noch die Technologie interessieren. Gibt es ggf auch Magietech?

Georg Pils: Die Technologie ist ein sehr spannender Aspekt des Settings: Alle Technologien, die verwendet werden, sind neu und aufregend. Von der Eisenbahn über Luftschiffe bis hin zu Körperverbesserungen, den sogenannten Machinae, bieten sich den Bewohnern des Finsterlandes viele neue Möglichkeiten. Natürlich werden diese Entwicklungen von einigen Leuten auch sehr skeptisch bedacht, und insbesondere Machinaträger sind teilweise sozial geächtet.

Magietech gibt es vielleicht in einigen Forschungsstätten der Regierung oder von Unternehmen, aber offiziell ist nichts bekannt. Aber wenn es zum nächsten großen Krieg kommt, werden manche Kurfürsten sicher die eine oder andere Überraschung parat haben.

Würfelheld: Auf welchen Regelmechanismus basiert Finsterland?

Georg Pils: Es basiert auf einem Würfelpoolsystem mit W10. Man würfelt für eine Probe so viele W10, wie man in der relevanten Eigenschaft und Fähigkeit zusammen hat. Jeder Würfel, der 7 oder mehr zeigt, ist ein Erfolg. Spezialmanöver geben den Charakteren zusätzliche Fähigkeiten oder Würfelboni.

Würfelheld: Wie funktioniert die Charaktererschaffung?

Georg Pils: Die Attribute werden ausgewürfelt, auf die Fähigkeiten werden Punkte verteilt. Allfällige Spezialmanöver und Hintergründe kann man frei auswählen. Alles in allem haben wir darauf Wert gelegt, dass die Erschaffung sehr schnell geht. Wenn man ein Charakterkonzept im Kopf hat, sollte es sich binnen 15 Minuten umsetzen lassen.

Würfelheld: Bietet Ihr kostenloses Spielmaterial an?

Georg Pils: Es gibt auf unserer Website und Facebook-Seite mittlerweile über 50 Abenteuer Onesheets zum freien Download, außerdem einige Regelvarianten und zusätzliche Informationen zum Hintergrund. Weiters können wir Support on demand anbieten: Wenn eine Spielgruppe Regeln für irgendetwas benötigt, das nicht im Buch steht, können wir das üblicherweise in wenigen Tagen entwickeln und online stellen.

Würfelheld: Wenn sich jemand berufen fühlt für Finsterland etwas zu schreiben, was sollte er beachten? Kann er ggf. mit Euch bzgl. einer Veröffentlichung in Kontakt treten?

Georg Pils: Auf jeden Fall! Wir bemühen uns, dass Finsterland nicht nur unser Projekt bleibt, sondern zu einer größeren Community anwächst. Wir werden im nächsten Jahr zB auch einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlichen, für den wir Nachwuchsautoren über das Internet rekrutiert haben. Und wenn jemand Abenteuer, Spezialmanöver oder Hintergründe entwickeln will, sind wir auch gern behilflich.

Zuletzt muss man zu diesem Thema dann auch noch die Finsterland-Wiki erwähnen: Es gibt eine Wiki mit Informationen über die Spielwelt. Wir würden uns freuen, wenn die verschiedenen Spielerrunden ihre eigenen NSCs, Orte und Plotelemente dort verewigen. Das Ziel soll einmal eine Welt sein, die von den Spielern mitentwickelt und geformt wurde.

Würfelheld: Ihr wart ja auch auf der SPIEL`12 anzutreffen. Wie war die Resonanz bzw. das Feedback auf Eure Publikationen?

Georg Pils: Das Feedback war sehr gut, den meisten Leuten hat es scheinbar gefallen. Leider hatten wir auf der SPIEL keine Möglichkeit, Demorunden anzubieten, deshalb haben wir kein Feedback zu den Regeln und der Spielmechanik bekommen können. Aber der Gesamteindruck, die Illustrationen und das Projekt insgesamt sind sehr gut aufgenommen worden.

Würfelheld: Ihr veröffentlicht ja als Eigenverlag. Wie kam es dazu? Hat sich kein anderer Verlag getraut Finsterland zu publizieren?

Georg Pils: Wir haben am Anfang natürlich probiert, die großen Verlage anzuschreiben. Aber deren Konditionen waren bei unserer Auflage unmöglich zu erfüllen, da hätten wir uns selbst in den Ruin getrieben. Deshalb der Eigenverlag. Und der ist auch im Wachsen: Mittlerweile hat er neben der Finsterland-Bücher auch noch einen Comic, Zwerg/Elf, im Programm. Und im nächsten Jahr werden wir voraussichtlich ein weiteres Rollenspiel, Highschool of Awesomeness, ins Programm aufnehmen.

Würfelheld: Was erwartet uns noch sagen wir mal bis zur RPC`13?

Georg Pils: Zunächst wäre da einmal die zuvor erwähnte Sammlung von Kurzgeschichten. Außerdem arbeiten wir derzeit an einem Kampagnenband, der könnte sich bis dahin auch noch ausgehen, wobei ich natürlich nichts versprechen kann. Bezüglich weiterer Quellenbücher haben wir erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres mehr geplant.

Würfelheld: Ihr stammt ja aus unserem Nachbarland Österreich. Kannst Du uns ein wenig mehr zu der dortigen Rollenspielszene erzählen.

Georg Pils: Die Rollenspielszene ist viel kleiner als in Deutschland, nicht nur absolut, sondern auch relativ. Auf der SPIEL hat jeder Besucher, mit dem wir geredet haben, zumindest gewusst was Rollenspielen ist, meistens von DSA. In Österreich ist das nicht so, da ist es eher noch ein Nischenhobby, allerdings auch auf dem Weg nach oben. In ganz Wien gibt es drei Rollenspielfachgeschäfte (von denen ich weiß).

Würfelheld: Wie wird Finsterland dort aufgenommen? Habt ihr einen Local-Bonus?

Georg Pils: Auf jeden Fall. Auf den Messen in Österreich kaufen viele Leute die Bücher einfach auch deswegen, weil es ein heimisches Produkt ist. Und eines der Rollenspielfachgeschäfte in Wien hat uns neulich verraten, dass sie mittlerweile mit Finsterland mehr Umsatz machen als mit D&D. Da werden wir dann auch manchmal zum Signieren eingeladen.

Würfelheld: So zum Ende habe ich dann noch fünf kurze Fragen mit der bitte um kurze Antworten.

Georg Pils: Aber bitte gern!

Würfelheld: Welches war Dein erstes Rollenspiel?

Georg Pils: DSA

Würfelheld: Zum Rollenspielen gehört unbedingt dazu?

Georg Pils: Freunde

Würfelheld: Dein Lieblings-Fantasy-Buch?

Georg Pils: Baudolino von Umberto Eco

Würfelheld: Was wünscht Du Dir für 2013?

Georg Pils: Gesundheit und eine Gehaltserhöhung

Würfelheld: Die RPC 2013 ist?

Georg Pils: Ein Fixtermin für uns.

Würfelheld: So Georg, vielen Dank für das Interview, es hat wirklich Spaß gemacht. Die letzten Worte gehören Dir.

Georg Pils: Kaufen Sie Finsterland!

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