[Rezension] Weltendiebe (Roman, Urban Fantasy)

© Sawatzki & F+F

Ju Honisch ist eine bekannte Autorin, die sich vor allem mit ihrer allerersten Steampunk-Trilogie, die mit „Salzträume“ begann, in die Herzen der Leser*innen schrieb. Mittlerweile hat sie einige weitere lesenswerte Geschichten veröffentlicht. Mit „Weltendiebe“ liegt nun ihr aktuelle Urban Fantasy Brocken vor.

INHALT
Anne ärgert sich mit einem despotischen Chef und einer aufgeblasenen Kollegin herum, um Geld zu verdienen. Denn seit dem Tod der Eltern ist sie die einzige, für ihre Oma und ihre jüngere Schwester Evelyn, auch Ev genannt, den Lebensunterhalt verdienen kann.

Was sie nicht weiß ist, dass im Keller ihrer Arbeitsstelle ein düsteres Geheimnis lauert. Der Zugang zu einer anderen Dimension. Und genau dort gibt es eine Person, die nichts gutes im Sinn hat und den Sprung in das Hier und Jetzt wagt. Denn dort sind Wissen und Technologie unserer Zeit schon lange verloren gegangen.

Das ist nicht das erste Mal geschehen, wie Anne zu spüren bekommt, denn ihre Oma beginnt langsam aber sicher durchzudrehen, hat sie doch 1952 in genau dem selben Haus gelebt und dort Schreckliches erlebt. Doch mit dem Geheimnis rückt sie erst heraus, als ausgerechnet Ev spurlos verschwindet, weil sie viel zu neugierig auf den geheimnisvollen Keller war.

MEDIADATEN

…Autorin: Ju Honisch
…Titelbild: Harald Sawatzki und F&F Gunkelmann
…Verlag: BoD – Books on Demand
…Format: Taschenbuch (alternativ eBook)
…Seiten: 700
…Erschienen: April 2021
…ISBN: 978-3753480329

MEINE MEINUNG
Geschichten, in denen Menschen aus dem Hier und Jetzt in eine ferne Zeit oder auch auf andere Welten springen sind nichts neues, auch nicht die Tatsache, dass sich die Dimensionen überlappen können und so die Begegnung zwischen den verschiedenen Wesen für Überraschung sorgen können.

Mit einer zunächst zweigleisigen Handlung führt Ju Honisch in die Geschichte ein, sie beschreibt die Zustände in der fernen Zukunft, in denen große Reiche und Städte nicht mehr existent sind, Frauen Mangelware und das Land von mehr oder weniger machthungrigen Fürsten beherrscht werden.

Das wenige Wissen liegt in den Händen von Weisen und Priesterinnen, die teilweise eine sehr mystische Verbindung zu den Dimensionsrissen haben. Auch andere Rassen sind durch Genverschmelzung mit Tieren in der fernen Vergangenheit entstanden und einer dieser Hybriden wagt den Sprung.

Im Gegensatz dazu ist die bisherige Welt von Anne, Ev und ihrer Oma eher langweilig. Erstere schlägt sich als Buchhalterin in einer kleinen Import- und Export-Firma durch, die zweite geht noch zur Schule und die dritte hütet ein Geheimnis, das sie seit 1952 in ihrem Herzen getragen und von dem man auch erfahren wird. Beide Gegenwartsebenen sind lebensnah geschildert und beschrieben, man merkt auch, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht, wenn sie das Berufsleben Annes und nicht zuletzt die schweren Jahre für deren Oma schildert.

Außerdem sind die Heldinnen für ihre jeweilige Zeit emanzipiert und selbstbewusst, denn trotz romantischer Gefühle verlieren sie nie die Bodenhaftung oder verlassen sich nur noch auf die Männer an der Seite.

Nach und nach begegnen und vermischen sich die beiden Welten, dabei zeigt sich, dass die Zukunft offensichtlich die besseren Karten hat, und die Heldin wie auch ihre Familie schon viel Geschick beweisen müssen, sich da wieder hinaus zu winden.

Die Figuren der Gegenwartsebene wachsen einem schnell ans Herz. Die aus der Zukunft stammenden Charaktere bleiben eher ein wenig undurchsichtig, auch ist diese Welt nicht so sehr ausgearbeitet, dass man sie im Gedächtnis behält. Die Spannung bleibt durch die vielen Beschreibungen eher moderat, es macht dennoch Spaß, den Erlebnissen Annes zu folgen, die dem Leser schnell ans Herz wächst.

Nach und nach fügt sich alles zusammen, durch weitere Figuren wird dann am Ende auch der Zusammenhang klar. Aber gerade hier fängt das Buch leicht an zu schwächeln, fehlt doch ein wenig die Motivation der Eindringlinge. Es wird nie ganz so klar, was sie eigentlich in der Gegenwart wollen und wer wirklich die Fäden zieht. Daher ist auch das Ende nicht ganz so zufriedenstellend wie es sein könnte. Man hat immer noch das Gefühl, das etwas fehlt.

„Weltendiebe“ ist warmherzig und lebensnahe Urban Fantasy, die vor allem durch die beiden Gegenwartsebenen punkten kann. Die Charaktere aus dem Hier und Jetzt wachsen einen schnell ans Herz, dagegen schwächelt all das, was mit der Fantasy-Ebene zu tun hat und sorgt dafür, dass trotz des flotten Stils Potenzial liegen bleibt.

MEINE WERTUNG
3,25 von 5 Welternspringer

von: Kris

L I N K S

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