[Convention] Phantastika 2017 – Licht und Schatten in Oberhausen

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Am vergangenen Wochenende (02.09. – 03.09.2017) fand die erste Phantastika im tiefsten Ruhrpott, nämlich in Oberhausen statt. Zeit also mal die Nasen am Samstag im Kongresszentrum reinzustecken und sich anzuschauen, was die Veranstalter so auf die Beine gestellt haben – schließlich gab es im Vorfeld einiges an Wirbel, was nicht nur den Deutschen Phantastik Pries (DPP), welchen man nun als mehrstündige Gala ausrichtete, geschuldet war, sondern auch um einiges Andere. Das erinnerte alles irgendwie an die Zeit als die Role Play Convention damals vor ihrer ersten Ausgabe in Münster stand, und wir wissen wohin die Reise gegangen ist. Aber dieses ganze Hin und Her haben wir teils gelesen, teils verstanden, teils mit den Köpfen geschüttelt und teils war es uns echt Schnuppe.

Doch wollen wir uns erst einmal der Anreise widmen. Diese funktionierte gut. Das Congress-Center gehört zu einem gegenüberliegenden Hotel, welches über ein Parkhaus verfügt und auch im Umkreis gibt es den einen oder anderen Parkplatz. Auch „Rolli-Plätze“ waren gut ausgeschildert und unmittelbar vor dem Center. Aber dann tat sich schon die erste Schwäche auf, man fand zwar im Umkreis „Phantastika“ Werbeschilder und Fahnen, aber nirgends ein gut lesbarer Hinweis auf den Eingang. Somit um das Gebäude rum, natürlich Nerdsicher den längeren Weg genommen, standen wird dann am Nebeneingang. Wie der Name sagt, Neben.

Da wir mit drei Leuten angereist waren, von denen zwei jeweils Pressekarten hatten, musste unsere Nummer 3 im Bunde, erstmal zur Hauptkasse um dort ein Ticket zu erstehen, denn das ging am Nebeneingang nicht. Stattdessen gab es eine Taschenkontrolle der besonderen Art, welche sich nur als sinnlose Frechheit bezeichnen lässt. Auf der einen Seite wurden die Rücksäcke frech durchwühlt, auf der anderen Seite aber auch nicht sorgsam jedes Fach gesichtet. So wurden kleinere Etuis mit Kamera und Aufnahmegerät ignoriert, wobei dort auch andere Dinge ihren Platz hätten finden können. Aber auch das konnte noch übertroffen werden. In einem unserer Rucksäcke war etwas zu Essen (lediglich ein kleiner Snack). Statement bei der Taschenkontrolle „Essen darf nicht mit reingenommen werden, der Veranstalter möchte das nicht um den Catering eine Chance zu geben.“ Das Ganze wurde mit einer lässigen Handbewegung in Richtung einer bereitstehenden Mülltonne und dem Statement „Das können sie direkt hier wegwerfen!“ unterstrichen. Sorry, aber Essen wegwerfen, wo andernorts auf der Welt Menschen verhungern. Geht`s noch!!!???!!! Frechheit!!! Auf eine entsprechende Entgegnung das nirgends auf der Webseite ein Hinweis vorhanden ist, welches das Mitbringen von Getränken und Speisen ausschließt, wurde nur mit „Das sollten Sie dem Veranstalter mitteilen!“, quittiert. Die ebenfalls mitgeführten Getränke, wurden jedoch nicht beanstandet. Warum auch immer, vielleicht wollte man die 0,2L Softdrinks zu je 2,50€ nicht wirklich verkaufen.

Kommen wir an dieser Stelle nochmals auf die Akkreditierung und die damit verbundenen Pressekarten zurück. Die Akkreditierung ansich klappte reibungslos, sowohl für mich, wie auch für meine Begleitperson bzgl. meiner Sehbehinderung. Da können sich einige Veranstalter eine Scheibe abschneiden. Doch hatte diese angenehme Überraschung ebenfalls einen schalen Beigeschmack, denn am Eingang gab es einfach ein Bändchen und damit war es das. Sprich, wenn man an manchen Programmpunkten teilnehmen wollte, musste man auch die Extragebühr berappen. An dieser rangehensweise sollte man nochmals schrauben. Ganz oder gar nicht, aber so ist das irgendwie halbgar – und ich frage mich, ob das auch bei großen Medien passiert wäre – oder ob diese gleicher als Gleich gewesen wären?!

Damit sind wir dann auch schon beim Programm. Nicht weniger als 68 Programmpunkte + DPP-Gala standen alleine für Samstag auf dem Programmzettel, welches vielfach kopiert und ausgehangen war. Respekt, doch unter dem Aspekt das mittels Farbcodes frei zugängliche von zusätzlich zu zahlenden Programmpunkten abgegrenzt wurden, wäre es sinnig gewesen keine aufzuhängen, wie es die Orga getan hat, sondern wirklich Farbkopien, damit man nicht erst via Smartphone das Programm herunterladen musste um dort nachzuschauen. Aber spätestens an der Räumlichkeit merkte man das dann, denn es wurde kontrolliert.

Damit sind wir bei den Räumlichkeiten. Die Räumlichkeiten, welche für die Lesungen und Workshops bereitstanden, waren für den entsprechenden Programmpunkt gut gewählt und fasten in der Regel alle Besucher. Ausnahme dieser Lesebus. Über den Platz zwischen den einzelnen Sitzreihen und die montierten Brecher/Geländer kann man diskutieren, waren aber nicht wirklich groß dimensioniert, aber das ist dem Kongresszentrum geschuldet und nicht dem Veranstalter. Für mich auch wichtig, diese Räumlichkeiten waren nicht wirklich befriedigend beleuchtet, aber machbar. (Stichpunkt Sehbehinderung)

Werfen wir nun den Blick auf die Ausstellerfläche. Da muss man ein wenig unterscheiden. Da gab es den Bereich wo sich die Buchverlage tummelten, wo man dann vom Begedia Verlag, über den Amrun Verlag bis hin zum Verlag Torsten Low doch viele bekannte Gesichter wiederfand. Auch für die Rollenspieler unter Euch – das Team von Feder & Schwert und auch etwas abseitsgelegene Game Of Thrones Runde war anzutreffen. Weiterhin gab es einen kleinen Ausstellungsbereich in dem man eine TARDIS und ein wenig SciFi-Kram bestaunen durfte. Im Eingangsbereich stieß man auch auf ein wenig Steamtechnik in Form einer Drehorgel (welche den einen oder anderen Aussteller und Autoren nach der Phantastika nicht mehr aus den Ohren gehen sollte – war auch schon in den Sozialen Medien zu lesen) und ein altes Radio zu sehen. Einen kleinen Bereich für Hörvergnügen gab es auch, allerdings, wenn auch atmosphärisch angedacht, war die Beleuchtung ordentlich daneben und eher grenzwertig was Sicherheitsrichtlinien für Veranstalter angeht. Der Ausstellerbereich war anders als auf der ein oder anderen Convention, auch dem Kongresszentrum geschuldet, gestreckter und dadurch weitläufiger. Allerdings hätten noch einige Tische hingepasst. Wobei wenn man die Ohren gespitzt hat, wurde ja für die Tische von den Ausstellern doch schon einiges an Euronen aufgerufen, wir sprechen da aber wohl von Messestandard, sprich € 370,- für 3m Stand. Ach ja und das sei dann auch noch erwähnt, das Erlebnis mit dem Essen-vernichten zählte nicht für Aussteller, da half sogar das Facility Management dabei entsprechende Boxen reinzutragen. Dafür sollten Aussteller aber für z.B. Veranstaltungen wie dem Deutschen Phantastik Preis auch die Extragebühr bezahlen, was bei einigen Verlagen dazu führte, dass man der Gala fernblieb. Und es sei zu erwähnen, das der Veranstalter Sonntags reagiert hat und einige Stände verlegte, so dass die entsprechenden Verlage einen Publikumswirksameren Bereich erhielten. Da hatte man sich wohl im Vorfeld verhauen.

Nun ein paar Worte an manche Aussteller. Wenn Kunden an Euren Stand herantreten, könnte man diese ansprechen, denn vielleicht erwerben sie ja ein Buch!

Es gab auch den ein oder anderen Workshop auf den Außengelände. Gut gemeint, und sorgte auch für Publikum, aber davon verirrte sich kaum jemand ins Kongresszentrum. Inwieweit der Eintrittspreis von € 18,- / Tageskarte (€ 14,- rabattiert), dazu beigetragen hat, kann ich nicht beurteilen, empfinde das aber als eine gewisse Hürde und eigentlich wäre das Geld besser in ein Buch investiert gewesen.

Was wir dann an den Ständen erlebt haben, war, dass zu mindestens die Neuheiten guten Anklang fanden, bzw. einige Käufer ein ihre Käufe aufgespart hatten um dann auf der Phantastika zuzuschlagen. Ob sich das aber für alle lohnen sollte, wird sich zeigen.

Das angebotenen Sortiment. Dies reichte von Romanen, Anthologien, mehrteilige Hardcover-Reihen über Lichtschwerter, Wandbilder bis hin zu Brettspielen und Schmuck – wobei das gedruckte Wort eindeutig Oberhand hatte.

Nun halten wir Messer und Gabel bereithalten – nun schauen wir auf`s Essensangebot. Es gab zwar so einiges, wir bewegen uns da auch auf Messe-Niveau (Currywurst € 4,-, Softdrink 0,2l € 2,50,-, usw.), allerdings schwang im Großteil des Gebäudes ein Maggi und Erbsensuppegeruch rum. Und da das Mitbringen von eigenen Speisen nicht erwünscht war, sollte der Veranstaltet vielleicht darauf achten das die Caterer dann zumindest Nährwertangaben bereitstellen.

Da ich es zeitlich, aufgrund anderer Termine nicht geschafft habe, zum Deutschen Phantastik Preis zu gehen, kann ich zur Gala leider nichts schreiben. Da werde ich aber mal meine Ohren offenhalten und berichten, waren ja doch viele bekannte Gesichter anzutreffen.

Kommen wir zum abschließenden Fazit zur Phantastika 2017.
Wir finden es immer gut wenn sich jemand Gedanken macht und anschließend das Projekt in die Tat umsetzt. Wenn man dann im Vorfeld ein wenig rumgeschnüffelt und die Ohren offen gehabt hat, bauten sich bei mir doch Erwartungen auf. Diese konnte die Phantastika leider nicht erfüllen. Sie ist aus unserer Sicht „normale Kost, welche das besondere vermissen lässt“.

Das besondere, was einem im Hirn hängen bleibt und dafür sorgt das man 2018 unbedingt wieder auf diese Veranstaltung möchte, fehlt uns und es erinnerte mich stark zum Beispiel an so Messen wie etwa „Horror & More“ oder die ein oder andere „Comic Con“.

An der ein oder anderen Stellschraube muss nachjustiert werden. Die Phantastik ist so bunt und vielfältig und wurde leider nur in einem kleinen Bereich dargestellt. Da ist noch eine Menge Potenzial welches man ausnutzen kann und sollte. Wenn dann auch noch auf das Aussteller und Besucher Feedback gehört wird, könnte die Phantastika was werden, dafür müsste aber schnell gehandelt werden. So allerdings eher nicht.

Würfelheld & Quack-O-Naut

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Mittlerweile habe ich (Würfelheld) das ein oder andere Gespräch/Chat mit Ausstellern, Autoren und Besuchern führen können. Hier ein paar kurze Aussagen, welche mir gegenüber getroffen wurden:

  • derzeit geistert die Besucherzahl „1.500“ unter den Beteiligten herum
  • ca. 200 Leute sollen die „Deutsche-Phantastik-Preis“-Gala besucht haben
  • DPP hat sich wohl sehr gezogen und manche Programmpunkte lagen zu sehr abseits der Phantastik (Kopfrechnen)
  • mit der Security gab es vermehrt Probleme
  • einige Aussteller waren mit den zugewiesenen Stellflächen nicht zufrieden und fanden Samstags so gut wie keinen Zulauf
  • Verkaufszahlen schwanken extrem
  • mehrer Aussteller berichten das sie ihre Kosten absolut nicht drin haben, selbst bei guten VK-Zahlen
  • Auszeichnung für den besten Stand fand wohl keinen Anklang
  • Eintrittspreise werden als zu hoch erachtet
  • Veranstalter nahm Feedback gerne entgegen
  • Essensverbot stieß auf
  • Frühzeitige Abbau am Sonntag / Sonntag war durchweg mau
  • die Autorenbetreuung bei den Lesungen war auch nicht immer gegeben (Stellung von Getränken) (Update: 5.09.-15:55 Uhr)

Wer im übrigen mehr zum DPP wissen möchte, dem sei die Facebook Seite ans Herz gelegt. Hier findet man auch derzeit die aktuellen Gewinner.

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Folgend ein paar Bilder die Quack-O-Naut während des Besuches geschossen hat.

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5 Kommentare zu „[Convention] Phantastika 2017 – Licht und Schatten in Oberhausen“

  1. Danke für den ausführlichen und auch kritischen Bericht! Gab es denn sehr viele Veranstaltungen, die man extra bezahlen musste? Mich verwundert das bei dem Eintrittspreis und dem Mangel an teuren Stars dann doch.

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