[Interview] Anja Bagus erklärt uns den Æther

02Hallo Anja,
vielen Dank das Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Würdest Du Dich bitte vorstellen.
Ich bin bald 48 Jahre alt, hab viel studiert, noch mehr dumme Jobs gehabt und schließlich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin abgeschlossen. Statt Praxis hab ich dann aber lieber ein Kind bekommen und schreibe seit 2012Vollzeit.

Du hast bereits einige Ætherwelt-Romane veröffentlicht. Was ist der Æther und worum geht es in der Ætherwelt?
Der Aether ist bei mir eine grüne Substanz, die seit dem Jahr 1900 über Flüssen und Seen aufsteigt. Erst nur wenig und dann mehr. Er verändert die Welt. Auf einmal wurden die Buhmänner, von denen die Omas abends den Kindern erzählten, Realität. Der Nachbar wandelt sich zu einem Mannwolf oder die eigene Frau tauscht Herd gegen Fischteich und lebt als Quellnymphe weiter.
Aber es gibt auch technische Innovationen, und so gibt es zB. Luftschiffe und aetherbetriebene Automobile.
In der Aetherwelt geht es um die Auseinandersetzung mit diesen Neuerungen. Einerseits ist der Aether toll, man kann viele Dinge mit ihm machen und verbessern. Andererseits verurteilt man die, die sich verändern, als „Verdorbene“. Die wilhelminische Gesellschaft ist aber nicht gerade für ihre Toleranz bekannt, und so kommt es zwangsläufig zu Konflikten. Nicht nur im Deutschen Reich, auch weltweit.

01Wie bist Du auf die Idee zu Ætherhertz gekommen?
Das hat sich entwickelt. Ich wollte eigentlich Pulp schreiben, also einen typischen Abenteuerroman. Annabelle Rosenherz ist die Tochter einer Rollenspielfigur, die ich im System Cthulhu geführt habe. Ich wollte, dass sie einzigartige, fantastische Dinge erlebt, und habe das entwickelt, wie ich ein Pen&Paper Abenteuer plane.
Ein gutes Abenteuer ist wie eine Zwiebel und besteht aus vielen Schichten. Und wenn man seine Hauptfigur hat, und die dann in Bedrängnis bringen will, dann geht man eben Schicht für Schicht immer tiefer. Und ganz innen habe ich dann den Aether gefunden. Ich wusste am Ende des ersten Buches selbst noch nicht genau, was das ist. Erst als ich für das Glossar den Wikipedia Eintrag las, machte plötzlich alles Sinn, und mir wurde klar, was für eine grandiose Möglichkeit ich habe, eine Welt komplett neu zu erschaffen.

Wieso ist das ganze in einem Steampunk-Hintergrund angesiedelt
Steampunk ist eine Bewegung, der ich mich sehr zugehörig fühle. Und letztlich könnte man es ja auch einfach Fantasy nennen, was ich schreibe. Manchen ist es auch zu fantastisch und die schimpfen es schon Aetherpunk. Mir egal. Steampunk ist aber toll, weil es die Abenteuerlust schon drin hat. Steampunker suchen nach Luftschiffen und Herausforderungen, sie sind vorbereitet auf Reisen und Schwierigkeiten. Ich liebe es auch, die Zahnräder, das Maschinenöl und fantastische Elemente zu verbinden.

Ætherhertz ist beim Thono-Audio-Verlag auch als Hörbuch erschienen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Oh, der Thomas Nolte hat mich gefragt, und ich hab „Ja“ gesagt. So einfach. Ich bin als Selbstverlegerin in der Lage, einfach ganz schnell mal „Ja“ zu sagen. Und der Thomas war ein großartiger Partner. So kann man dann auch andere Konsumenten erreichen.

Werden die weiteren Teile ebenfalls vertont?
Ja. Aetherresonanz wird gerade eingesprochen.

Waldesruh ist nun der aktuellste Titel von Dir. Warum geht es?
Es geht um eine Glasfabrik im Hochschwarzwald, einen Mord, seltsame Kulte und einen mysteriösen Berg aus Glas. Die Hauptpersonen logieren im luxuriösen Hotel Waldesruh, welches dann auch im Zentrum des Geschehens liegt. Die alljährlich Silvesterparty der Crème de la crème von Baden-Baden und Umgebung wird durch die Ereignisse gehörig durcheinandergewirbelt.
Die Handlung schließt nahtlos an die Annabelle Rosenherz-Romane an, aber ich brauchte einmal neue Figuren, obwohl einige Bekannte wieder auftauchen werden.

Mit Waldesruh bist Du, im Gegensatz zu den vorangegangenen Ætherwerken, bei einem Verlag gelandet. Was waren die Beweggründe?
Der Holger Kliemannel von „Edition Roter Drache“ ist ein wunderbarer Mensch. Er hat mich angesprochen und ich durfte alles so machen, wie ich das wollte. Unsere Kommunikation war super und das Ergebnis spricht für sich.
Klar habe ich als Selbstverlegerin begonnen, aber man darf da ja nicht eingeschränkt sein. Wenn man etwas besser machen kann, dann muss man das tun. Und der Holger hat einfach in vielen Dingen Möglichkeiten und Erfahrungen, von denen ich doch dann nur profitieren kann. Und das, ohne dass ich ein hohes Maß an Mitbestimmung über alle Aspekte hatte.
Was will man mehr?

03Auf der diesjährigen BuCon fand man Dich zusammen mit dem „Amt für Ætherangelegenheiten“ an einem Stand. Was hat es mit dem Amt auf sich?
Das Amt wird am Ende meines ersten Buches gegründet und ich habe damals als Werbemaßnahme eine Facebook Seite dafür eröffnet. Jeder hatte sofort Spaß an der Vorstellung von preußischen Beamten und den Vorgängen rund um den Aether und die Veränderten. Schnell hatte ich jede Menge Leute und es reifte ein Plan:
Wir gründeten eine Gruppe, die es sich zum Ziel macht, das Amt filmisch zum Leben zu erwecken. Ein Hobby-Spaß-Projekt, Non-Profit und für alle kostenlos miterlebbar. Wir haben schon einiges gedreht und sind mit einem größeren Film (15 min, das hört sich wenig an, aber wer sich auskennt, weiß, was das für eine Arbeit ist …) in der Post-Production.
Wir haben das Amt nun auch als Kulisse gebaut und reisen damit zu Conventions um auf uns aufmerksam zu machen. Primär haben wir dann Spaß und sekundär verkaufen wir auch noch meine Bücher … win-win …

Was erwartet uns in naher Zukunft von Dir?
Der 16-stündige Film mit 3 ½ tägiger Dokumentation der Dreharbeiten von und mit Guillermo del Toro; die App; der zweite Film, der dritte und vierte Film (die Story verlangte da ein Splitting, das macht man ja heute so); der Comic; die Graphic Novel …
OK: ganz real? Wir planen ein Rollenspiel. Ich schreibe natürlich weiter. Die Fortsetzung von Waldesruh heißt „Glasberg“ und wird Anfang 2015 erscheinen. Ein paar Kurzgeschichten werden auch dazukommen …
Ich will demnächst eine Ausschreibung machen, wo Autoren in der Aetherwelt schreiben können. Dazu wird die Kulisse des Casino-Luftschiffes Fortuna einen wunderbaren Hintergrund bieten.
Die erste Ausgabe des Aetherwesterns (Staub und Asche) ist schon erhältlich. Das ist ein Heftchen im Groschenroman-Format, in dem auch verschiedene Autoren vertreten sind. Weitere Ausgaben sind in Arbeit.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte überlasse ich Dir.
Danke dir und allen, die bis hierhin lesen.
Letzte Worte … schaut euch die Seite von „Aetherangelegenheiten“ an, da könnt ihr alles über den Film und meine tolle Gruppe erfahren.
Kauft meine Bücher, und wenn ihr sie schon habt, dann empfehlt sie weiter. Schreibt eine Rezi oder schickt mir eine Nachricht, was euch gefallen hat- und auch vielleicht, was nicht.
Wenn ihr was wissen wollt, schreibt mir. Ich bin vielseitig interessiert, vielleicht können wir zusammenarbeiten.
Ansonsten: Habt Spaß und bleibt neugierig.

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