[Rezension] Dorfromantik: Das Duell (Brettspiel)

© Pegasus Spiele

Als sich die vier Studenten Timo Falcke, Sandro Heuberger, Luca Langenberg und Zwi Zausch im Jahr 2020 zusammenfanden, um das Entwicklerstudio Toukana Interactive zu gründen, hätten sie sich wohl nie träumen lassen, dass gleich ihr Erstlingswerk Dorfromantik einschlagen würde wie eine Bombe – und das auf mehreren Ebenen: Nicht nur verkaufte sich das friedliche Aufbauspiel auf sämtlichen Videospielplattformen wie geschnitten Brot, auch die 2023 bei PEGASUS erschienene Brettspielvariante fand ihren Weg in hunderttausende(!) Wohnzimmer. Und wurde ganz nebenbei auch noch zum Spiel des Jahres gekürt. Da kann man nur den Hut vor dem Erfolg der Marke ziehen.

Mit Dorfromantik: Das Duell ist unlängst eine kompetitive Variante des Erfolgsspiels erschienen. Kann es ähnlich begeistern wie die Grundversion?

DAS SPIELMATERIAL
Das Spiel kommt pro Box mit Material für zwei Personen daher und besteht in seiner Standardform aus 84 Landschaftsplättchen, 54 Auftragsplättchen, 54 Auftragsmarkern sowie einem Wertungsblock aus dünnem Papier, auf dem zum Schluss die Punkte errechnet und vermerkt werden.
Mit im Umfang enthalten sind außerdem zwei kleine Erweiterungen, die dazu dienen, das Grundspiel um einige Funktionen zu erweitern. Diese Erweiterungen beinhalten neun spezielle Aufgabenkarten, 18 weitere Marker, acht Sonderplättchen, fünf Sonderzielkarten, sechs rote Herzen aus Holz sowie zwei kleine Aufsteller aus Pappe.

Die Materialanmutung sticht nicht sonderlich heraus und entspricht dem Standard: Sämtliche Marker und Plättchen sind aus stabilem Karton gefertigt und, sowie auch das mit Hochglanzpapier gefertigte und mit zwei Klammern befestigte Handbuch, farbig bedruckt. Alle Abbildungen sind gut erkennbar, was für die Druckqualität spricht, und vom optischen Anspruch her eher schlicht gehalten. Dafür sorgen aber liebevolle Details insbesondere auf den Plättchen für Schmunzler: Mal ist ein Angler zu sehen, der in Gummistiefeln am Fluss steht und angelt, mal ein Ball spielendes Kind, das über eine Wiese hetzt. Das Papier, aus dem der doppelseitig bedruckte Wertungsblock besteht, ist dezent dicker als das eines Kniffelblocks.

DAS SPIELPRINZIP
Dorfromantik: Das Duell ist ein rundenbasiertes Aufbauspiel für zwei Spielende, bei dem es – wie schon beim Hauptspiel – darum geht, hexagonale Plättchen, die jeweils unterschiedliche Landschaftsarten abbilden, so geschickt aneinanderzulegen, dass sie (möglichst viele) Punkte generieren.  Nur eben nicht mit-, sondern im Duell gegeneinander. Die Punkte werden u.a. durch verschiedene Aufträge generiert, die vorgegeben, wie viele Landschaftsarten einheitlich zu einem Gebiet zusammengelegt werden müssen. Aber auch Faktoren wie der längste gelegte Fluss oder das längste gelegte Eisenbahngleis fließen in die Bewertung mit ein. Wer zum Schluss die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Wird übrigens eine zweite Box mit ins Spiel gebracht, kann die Anzahl der spielenden Personen auf maximal vier erhöht werden (Achtung! Bei dieser Variante wird wirklich viel Platz benötigt!). Am grundlegenden Prinzip ändert sich dabei aber nichts, es erhöht sich lediglich die Spieldauer.

Der Clou: Eine der spielenden Personen gibt sozusagen die Marschrichtung vor. Alle Landschafts- und Auftragsplättchen, die diese Person von ihrem Stapel zieht, müssen auch die mitspielenden Personen ziehen bzw. sich heraussuchen. Damit sind die Voraussetzungen für die Spielenden stets gleich. Allerdings bleibt es ihnen selbst überlassen, wie sie die Plättchen aneinanderreihen, um eine Landschaft zu formen.

In der Schachtel sind auch zwei Zusatzmodule enthalten, die entweder getrennt voneinander oder zusammen ins Spiel integriert werden können, um den Spielverlauf in Form zusätzlicher Aufgabenkarten und Sonderziele (dezent) komplexer zu gestalten. Hier gibt es allerdings leichte Anpassungen zu beachten, sollte mit drei oder vier Spielenden gespielt werden. Diese Änderungen sind allerdings nur auf der Homepage von PEGASUS einseh- bzw. herunterladbar

DER SPIELABLAUF
Zuerst wird festgelegt, welche Person welche Farbe (blau oder rot) spielt, welche Person das Spiel eröffnen soll und in welcher Reihenfolge ggf. weitere Mitspielende agieren sollen. „Eröffnen“ heißt, dass diese Person verdeckt und getrennt voneinander alle Landschafts- und Auftragsplättchen ihrer Farbe mischt und als verdeckte Stapel vor sich ablegt. Dasselbe macht sie mit ihren 24 Auftragsmarkern, wobei die drei Doppelaufträge vorher aussortiert werden. Zudem zieht sie ungesehen drei Landschaftsplättchen und legt diese zurück in die Schachtel

Die mitspielende Person (bzw. die mitspielenden Personen) hingegen legt all diese Plättchen und Marker – am besten ebenfalls in passige Stapel sortiert – gut sichtbar vor sich aus

Die Person, die ihre Spielmaterialien verdeckt vor sich liegen hat, beginnt und eröffnet auch stets jeden neuen Zug. Sie zieht verdeckt ein Auftragsplättchen von ihrem Stapel, legt es offen vor sich aus und zieht anschließend den passenden Auftragsmarker. Welche Art Marker von den sieben unterschiedlichen Auftragstypen gezogen werden muss, ist jeweils auf den Auftragsplättchen abgebildet. Der Marker wird ebenfalls offen auf das Plättchen gelegt. Die darauf abgebildete Zahl gibt nun an, wie viele Plättchen dem Landschaftstyp entsprechend passend gelegt werden müssen, um den Auftrag zu erfüllen und die Punkte – die gleichbedeutend sind mit der Zahl auf dem Marker – zu kassieren. Nachdem die beginnende Person Plättchen und Marker gelegt hat, sind die weiteren Mitspielenden dran, die sich aus ihren Stapeln genau dieses Plättchen und denselben Marker heraussuchen und jeweils ebenso offen auslegen. Sind alle damit fertig, beginnt der zweite Zug.
In diesem sowie im dritten Zug wird nach dem beschriebenen Schema jeweils ein Auftragsplättchen aufgedeckt, sodass jede spielende Person jeweils die gleichen drei Plättchen mitsamt der gleichen Marker darauf vor sich liegen hat. Allerdings steht es den Spielenden dabei frei, ihre Plättchen so zu legen, wie sie es wünschen. Und wie die Regeln es erlauben

Fünf der sieben Auftragstypen – die Landschaftsarten „Wald“, „Getreide“, „Dorf“, „Gleis“ und „Fluss“ – sind bereits aus dem Hauptspiel bekannt, ebenso deren Legeregel, bei der grundsätzlich gilt: Alle Plättchen müssen immer zusammenhängend – also mit mindestens einer der sechs Kanten an der Kante eines anderen Plättchens anliegend – gelegt werden. Sie dürfen nicht irgendwo frei platziert werden

Plättchen, auf denen die Landschaftstypen Wald, Getreide, Dorf sowie Wiese abgebildet sind, dürfen in beliebiger Kombination gelegt werden. Plättchen der Typen Fluss und Gleis müssen hingegen entweder passend fortgesetzt oder neu begonnen werden. Einen fortlaufenden Fluss bzw. ein fortlaufendes Gleis mit einem anderen Plättchen zu blockieren, ist nicht erlaubt. Natürlich aber sollten die Plättchen so gelegt werden, dass sie Aufträge erfüllen.
Weiterhin bekannt sind die Plättchen, auf denen ein unterschiedlich farbiges Fähnchen aufgedruckt ist, wobei jede Farbe für ein Landschaftsgebiet steht. Liegt dieses Plättchen innerhalb eines passenden, geschlossenen Gebiets (geschlossen heißt, es sind gibt keine offenen Seiten mehr), erhält die spielende Person Punkte in Höhe der Plättchen, die das (abgeschlossene) Gebiet bilden.
Neu hinzugekommen sind die beiden Auftragstypen „Rundumauftrag“ und der sogenannte „Doppelauftrag“. Beim Rundumauftrag darf das Auftragsplättchen nur von einer bestimmten Anzahl anderer Plättchen umgeben sein, während der Doppelauftrag erst dann erfüllt ist, wenn eine der beiden farblich gekennzeichneten Landschaftsarten (jede Auftragsart besitzt eine eigene Farbe), die darauf abgebildet sind, aus insgesamt sechs Plättchen besteht

Mit Beginn der vierten Runde wird nun bei jedem Zug geprüft, wie viele Auftragsplättchen mit Auftragsmarkern in den jeweiligen Spielflächen liegen. Daran bemisst sich, ob entweder neue Auftragsplättchen oder nur reine Landschaftsplättchen ohne Auftrag ins Spiel kommen:
1) Liegen bei einem oder bei allen Spielenden weniger als drei Plättchen mit Markern, werden ein neues Auftragsplättchen und entsprechend ein neuer Marker aufgedeckt und angelegt. So kann es durchaus passieren, dass Mitspielende, die bereits drei Plättchen samt Marker besitzen, ein viertes Auftragsplättchen hinzubekommen.

2) Liegen in allen Spielflächen drei oder mehr Auftragsplättchen mit Markern aus, wird ein reines Landschaftsplättchen aufgedeckt und angelegt.

Wird mit dem Platzieren eines neuen Plättchens ein Auftrag erfüllt, darf der dazugehörige Marker sofort von der Spielfläche entfernt und zur Seite gelegt werden. Besonderes Augenmerk beim Legen gilt den Auftragsplättchen: Diese dürfen nämlich nur so angelegt werden, dass die geforderte Plättchenanzahl des Aufgabenmarkers nicht überschritten wird. Wer das Plättchen also an ein bestehendes Gebiet anlegen will, wobei die Gesamtzahl an Plättchen desselben Landschaftstyps durch diesen neuen „Verbund“ rechnerisch aufgrund der verbundenen Kanten überschritten werden würde, muss sich einen anderen Platz für das Auftragsplättchen suchen. Für Landschaftsplättchen gilt diese Regel in der Form nicht. Wird aber ein Landschaftsplättchen so gelegt, dass dadurch ein Auftrag nicht mehr erfüllt werden kann (z.B. weil jetzt mehr Landschaftstypen aneinanderliegen als ein Auftragsmarker vorgibt), so muss der Auftrag abgebrochen und der entsprechende Marker zurück in die Schachtel gelegt werden. Im Gegenzug ist es aber möglich, mehrere Aufträge gleichzeitig zu erledigen, wenn die gelegte Kombination es zulässt.

Sobald alle Landschaftsplättchen aufgebraucht sind, endet die Partie und die Rechnerei beginnt. Gewonnen hat, wer aus den Faktoren „Aufträge“, „Fahnen“, „Längster Fluss“ und „Längstes Gleis“ die meisten Punkte generieren konnte.

MEDIADATEN

…Autoren: Lukas Zach, Michael Palm
…Grafik:  Paul Riebe
…Verlag: Pegasus Verlag
…Mitspielende: 2
…Spieldauer: 30 – 60 Min.
…Alter: 8+
…Erschienen: 2023
…Preis: 34,99 EUR

MEINE MEINUNG
Dorfromantik: Das Duell hätte tatsächlich ein wirklich schönes Spiel werden können, wenn die Mechanik „Alle Spielenden verwenden die gleichen Plättchen und Marker“ nicht wäre. Das ist wirklich extrem nervig, da der Spielfluss ständig durch die andauernde Heraussucherei gestört wird. Zudem muss die Person, die jeweils den neuen Zug beginnt, auch immer warten, bis alle anderen fertig sind mit überlegen. Da hätten die Macher nochmal drüber grübeln dürfen. Zu zweit mag das natürlich etwas flotter von der Hand gehen, aber da wir das Spiel zu viert gespielt haben, kann ich nur aus dieser Perspektive sprechen.
Aufgrund der wenigen Regeln ist aber zumindest das Verständnis fürs Spiel schnell da und bis auf wenige Ausnahmen erklärt das Handbuch dieses auch ganz gut und anschaulich.

MEINE WERTUNG
3,25 von 5 Auftragsmarkern

von. Christophorus

L I N K S

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