[Rezension] Wintertod (Rollenspiel, Abenteuer, S&W)

© Gazer Press

Ein weiteres Abenteuer aus der Gazer Press-Schmiede. Dieses Mal statt für Lamentations of the Flame Princess (das immer noch nicht auf Deutsch existiert) für das Swords & Wizardry-Regelwerk geschrieben.

Was aber zu den Vorgänger-Abenteuern gleich geblieben ist, ist das Setting. Wieder befinden wir uns in einer alternativen Fassung des 30jährigen Krieges, jetzt im kältesten Winter irgendwo auf der Schwäbischen Alb. Die aquarelligen düsteren Illustrationen unterstützen diesen Hintergrund ganz ausgezeichnet. Toll zu sehen, wie sich da die Gazer Press-Produkte immer mehr eingrooven und ihre eigene (Bild-)Sprache finden.

Unsere Abenteurer*innen-Gruppe wurde von Soldaten gefangen gesetzt und im Keller unter einem Gasthof mitten im Nirgendwo festgesetzt und bei Sonnenaufgang erwartet sie der Strang. Sprich: In diesem Abenteuer müssen wir uns einmal nicht in die Mitte des Dungeons schlagen, um dem Drachen seinen Schatz zu rauben, sondern wir müssen aus der Gefängniszelle im Herzen des Kellers entkommen, um wieder ans Tageslicht zu gelangen. Dort angekommen ist aber mitnichten alles in trockenen Tüchern, denn die Kälte macht es unmöglich sofort zu entwischen und so muss die Gruppe wieder in das Gasthaus eindringen, um dem Kältetod zu entgehen.

Hört sich nach einem einfachen Szenario an und so richtig komplex ist das Kammerspiel dann auch nicht. Dafür aber umso besser beschrieben und das liebe ich ja. Eine absolut genaue Beschreibung aller Personen und der Umgebung, um der Gruppe möglichst völlige Freiheit der Entscheidung zu geben. Und das ist hier sehr gut gelöst (vielleicht wäre eine R-Map noch eine kleine Steigerung). Ich finde genaue Informationen zu den Personen der einzelnen Machtgruppen, die Kellergewölbe wie auch das Gasthaus sind im Detail geschildert – das lässt sich mit wenig Vorbereitung fast vom Blatt leiten und alle Spieler*innen-Entscheidungen haben Relevanz.

Auf der Flucht gibt es zahlreiche Geheimnisse und sogar einen waschechtes christliches Artefakt und einen Werwolf anzutreffen, aber alles ist hier optional. Es ist gut möglich, dass die Gruppe nur eine oder zwei der zahlreichen Schalen der Handlung entdeckt, aber das ist nur gut und richtig. Genau so müssen Abenteuer strukturiert sein.

qrf

Dürfte ich einen kleinen Wunsch äußern, so wäre das ein Auftritt des Kultes der Kröte – ein Hauch mehr Übernatürliches hätte mir ausgezeichnet gefallen.

MEDIADATEN

…Autor: Markus Schauta
…Verlag: Gazer Press
…Format: gebunden, A5
…Seiten: 48
…Erschienen: 2023
…ISBN: 978-3-9505014-4-5
…Preis: 21 EUR

MEINE MEINUNG
Ein starkes, passend illustriertes und düsteres Abenteuer, das freier nicht gestaltet sein könnte. In Kombination mit dem unverbrauchten Setting des leicht fantastisch angehauchten 30jährigen Kriegs und der Tatsache, dass es auf Deutsch nicht viele Abenteuer für Swords&Wizardry gibt, sollte dies ein Pflichtkauf für alle OSR-Fans sein, die auch jenseits der ausgetretenen Fantasy-Pfade wandeln wollen. Als ganz kleine persönliche Abnmerkung und einzigen „Verbesserungsvorschlag“ würde ich abschließen wollen, dass vielleicht noch ein kleiner Hauch Magie oder ein weiteres abgefahrenes Monster dem Kerker gut getan hätte. Andere mögen es so bevorzugen wie es ist: als grim & gritty historisches Setting mit minimalem Magie-Einschlag und kaum Übernatürlichem.

MEINE WERTUNG
4 von 5 Gasthöfe auf der Schwäbischen Alb

von Moritz

L I N K S:

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