[Rezension] Fiasko – Ein Spiel um Macht, Ehrgeiz und miserable Selbstkontrolle (Rollenspiel)

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Wer kennt nicht die unzähligen Filme, in denen sich die Hauptfiguren durchs Leben mauscheln oder kriminelle Energie entwickeln, es sich einfach und bequem zu machen, dann aber merken müssen, dass es andere gibt, die noch größere Arschlöcher sind. Und im Verlauf der Handlung sind es meistens nur Kleinigkeiten, die darüber entscheiden, ob ein Coup gelingt oder man auf die Schnauze fällt. Diese Stimmung will auch „Fiasko“ einfangen und man braucht nicht mehr dafür, als Stifte, Paper und genug sechsseitige Würfel in zwei unterschiedlichen Farben.

Ob nun in einer kleinen Stadt, einem Vorort, der auf den ersten Blick keinen Platz für Verbrechen bietet, da alle Menschen dort aufrecht und gesetzestreu scheinen, wie auch im Wilden Westen oder Ewigen Eis – überall gibt es Leute, die sich das Leben einfach machen wollen und dabei durchaus einiges an krimineller Energie entwickeln, auch wenn sie anfangs nicht daran denken. Aber es muss nur eine Kleinigkeit passieren, um sich derb gesagt „in die Scheiße zu reiten“.

Denn natürlich gibt es überall diejenigen, die mit krimineller Energie daran arbeiten, ihre Macht zu erweitern, ihre Stellung zu verbessern oder das zu tun, was sie wollen. Denn wenn die Hemmungen fallen, dann geht auch die Selbstkontrolle flöten und der Ärger ist da.

MEDIADATEN

Autor: Jason Morningstar
Übersetzung: Thorsten Göbel, Frank Tarcikowski, Dennis Orth, Sabine Völkel, Carsten Damm
Verlag: Pro Indie
Format: Taschenbuch
…Seiten: 144
Erschienen: Januar 2012
…ISBN: 978-3000601859
…Preis: 19,95 EUR

MEINE MEINUNG
Das kleine Buch lädt dazu ein mit einem recht einfach gedachten System, selbst solche Szenarien nach zu spielen ohne dass man etwas vorbereiten muss. Zudem ist auch kein Spielleiter von Nöten, die Spielerinnen sprechen sich ab, wie sie das Abenteuer gestalten wollen und reagieren auch aufeinander.

Zunächst wird das Regelsystem erklärt, das auf den ersten Blick komplexer wirkt, als es letztendlich ist. Die Würfel dienen wohl in erster Linie dazu, ein wenig mehr Drama und Überraschungen in das Geschehen zu bringen und zumindest einen groben Rahmen für das Geschehen vorzugeben.

Allerdings schafft es der Autor dabei leider nicht so ganz, Spielern, die sich erstmalig damit beschäftigen, sein System verständlich zu erklären, denn mehr als einmal fragt man sich schon, wie die Geschichte ablaufen soll – hier wäre es vermutlich besser gewesen, den Spielbericht als Beispiel voran zu stellen oder in die Regelerklärung einzubetten, um gleich vor Augen zu haben, wie das alles gemeint ist.

Dazu kommen natürlich auch noch einige vorbereitete Szenarien, die dabei helfen können, sich besser in die Materie einzuarbeiten, und wenn man Erfahrung und Spaß gewonnen hat, selbst andere Schauplätze nach diesem Muster zu entwickeln.

Das ganze erfordert natürlich einiges an Erfahrung von den Spielenden und vor allem auch die Bereitschaft, sich auf das dominante Erzählen und Einbringen eigener Ideen oder Kompromisse einzulassen.

Das Teamplay steht im Vordergrund, denn die Geschichte soll gemeinsam gestaltet werden und auch allen letztendlich Spaß machen, egal, wie das ganze dann auch für den Einzelnen ausgeht. Perfekt wäre es, wenn sich eine Person schon gut damit auskennt und die anderen ein wenig anleiten kann, vor allem sollte man sich auch halbwegs kennen. Und wenn nicht, dann sollte die Bereitschaft da sein, sich auf gemeinsame Aktionen einzulassen. Blutige Anfänger sollte man vermutlich eher erst einmal in erfahrenere Gruppen einbinden, damit sie Erfahrung sammeln können.

Spielen kann man die Szenarien spontan in gut zwei Stunden, so dass sich das ganze für Treffen und Feiern anbietet, bei denen man eh zusammen kommt und zum Beispiel Zeit an Regentagen überbrücken muss. Gedacht ist es für drei bis fünf Spielerinnen, bei mehr oder weniger könnte es unter Umständen schwierig werden.

Fiasko hat auf jeden Fall seinen Reiz, wenn man zu den Rollenspielern gehört, die etwas neues ausprobieren wollen und nicht mehr nur an feste Regeln und Spielleiter klammert. Zudem sollte man bereit sein, sich auf Teamplay einzulassen und nicht zu sehr auf den erdachten Charakter.

MEINE WERTUNG
3,5 von 5 Machtpunkte

von: Würfelheld

L I N K S

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