[Rezension] Ka – Das Reich der Krähen (Roman, Fantasy)

© Golkonda Verlag

John Crowley ist Autor, Produzent und Verfasser von Drehbüchern. Schon zweimal hat er den „World Fantasy Award“ gewonnen, nun fügt er mit „Ka – Das Reich der Krähen“ den „Mythopoeic Award“ als beste „Fantasy Novel“ hinzu. Der Golkonda Verlag veröffentlicht dieses ungewöhnliche Werk nun auf Deutsch.

INHALT
Schon als junge Krähe denkt Dar Eichling über den Horizont hinaus, den seine Rassegenossen haben. Er ist der erste, der einen Namen erhält und erfindet sogar eine eigene Sprache für die Krähen. In der Zeit, in der Menschen in ihren Lebensraum eindringen, lernt er sogar deren Sprache und freundet sich mit dem „Sänger“ und „Fuchskopf“ an, die seinen Horizont noch mehr erweitern.

Neugierig wie er ist, erkundet er seine Umgebung und gerät dadurch in die Anderswelt Ymr. Durch den dortigen Zauber wird er unsterblich und kehrt immer wieder in die Welt der Lebenden zurück.

Über die Jahrhunderte schließt er viele sehr unterschiedliche Freundschaften, die ihn auch der Seite des Mönches Brennan in die Neue Welt führen. Und am Ende ist er es, der dem Autor seine Geschichte erzählt, gespickt mit allen möglichen Krähenwitzen und -anekdoten.

MEDIADATEN

…Autor: John Crowley
…Übersetzung: Anette Charpentier
…Verlag: Golkonda Verlag
..:Format: gebundene Ausgabe
…Seiten 572
…Erschienen: Oktober 2018
…ISBN: 978-3946503453
…Preis: 24,90 EUR (eBook: 16,99 EUR)

MEINE MEINUNG
Es ist kein Wunder, dass der Roman bei Golkonda erscheint, hat sich der Verlag doch auf die besonderen Werke konzentriert, die vielleicht die literarisch verwöhnten Kritiker begeistern, nicht aber die breite Masse, die schnell zu verdauende Unterhaltung will.

Denn „Ka – Das Reich der Krähen“ ist nur auf den ersten Blick niedlich und ruhig erscheinende Tierfantasy. Wer bereit ist, zwischen den Zeilen zu lesen, wird es genießen, wie liebenswert aber doch frech der Autor aus der Sicht der Krähen von den Menschen zu erzählen und deren Verhalten zu hinterfragen.

Aber auch die Krähen kriegen ihr Fett weg, immerhin verkörpert ihre Gesellschaft all die positiven und negativen Eigenschaften, die man von den Menschen kennt – das argwöhnische Bewachen der eigenen Reviere, in denen nur Familienmitglieder und Freunde geduldet werden, die Ablehnung von neuen Ideen, wenn man sich all zu bequem in seinem immer gleich ablaufenden Leben eingerichtet hat.

Eichling aber ist der Außenseiter, der beharrlich bei seiner Einstellung bleibt und dadurch nach und nach doch einige dazu bewegt, ihm zu folgen und neue Wege zu gehen – auch unter den Menschen. Diese kommen zwar meistens nett weg, es gibt aber ebenso unangenehme Vertreter ihrer Art, so dass Eichling auch schon einmal Partei gegen sie ergreifen muss.

Letztendlich bietet das Buch keine epische Geschichte um starke Helden, die am Ende den Sieg oder die große Liebe finden, sondern eher eine stille und poetische Erzählung, in der der Zauber des Alltäglichen entfesselt wird, und die Magie letztendlich in den kleinen „zwischenmenschlichen“ Momenten steckt.

Dementsprechend gering ist die Spannung, dafür ist die Sprache um so stärker und erschafft eine intensive Atmosphäre, die auch nach Beendigung der Lektüre nachhallt.

„KA – Das Reich der Krähen“ ist kein Buch für die große Masse, aber den Fantasy-Leser, der nichts gegen ungewöhnliche Geschichten mit einem poetisch-magischen Zauber hat, bei dem man erst zwischen den Worten erkennt, um was es einiges geht. Große Spannung und Drama sollte man nicht erwarten, wohl aber viel Atmosphäre und einen augenzwinkernden Blick auf die menschliche Gesellschaft.

MEINE WERTUNG
4 von 5 Krähen

von: Kris

 

 

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