[Rezi] Türme im Nebel – DSA – Die Türme von Taladur 1

Autor: Bernard Craw

Format; broschiert, 378 Seiten

Verlag: Ulisses Spiele

ISBN: 978-3868891669

„Die Türme im Nebel“ ist ein von Bernard Craw entworfenes Projekt, dass sich über mindestens sechs Romane hinziehen und von mehreren Autoren geschrieben werden wird. Jedes Buch fügt seine Mosaiksteine zum Gesamtbild hinzu, auch wenn es aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben wird. In „Türme im Nebel“ führt Craw deshalb erst einmal die wichtigsten Figuren ein, die immer wieder auftauchen werden und enthüllt erste Facetten des Settings.

Der junge Edelhard von Binsböckel hat keine Wahl mehr. Nachdem es ihm nicht gelungen ist, die Hand einer schönen und reichen Erbin aus der Umgebung zu gewinnen, beschließt ihn der Vater an Handelspartner im fernen Almada zu verheiraten, die zwar auch von Adel sind, aber einen ganz anderen Lebensstil pflegen. Nur mit einem Brief ausgestattet, reist der junge Mann ab und erreicht nach ereignisloser Reise Taladur.

Dort herrscht allerdings keine Ruhe, denn gerade eben erst ist Ratsherrin Giuliana Tandori verstorben. Alles deutet zwar zunächst auf einen natürlichen Tod hin, es besteht aber auch die Möglichkeit, dass sie umgebracht wurde. Ehe dies genauer untersucht werden kann, übergießt jemand die Leiche mit Öl und setzt sie in Brand.

Die reichen und mächtigen Familien der Stadt sind in Aufruhr. Nicht nur, dass Verbrechen hat sie aufgeschreckt, es ist auch ein Machtvakuum entstanden. Die Karten können jetzt wieder neu gemischt werden. So wetzt manch ein Dom oder eine Domna heimlich im hauseigenen Streitturm das Messer, um endlich die Rivalen auszuschalten.

Der junge Adlige aus dem rauen Darpatien versucht sich zunächst aus allem herauszuhalten, weil ihm die Intrigen fremd sind. Dumm nur, dass sich ausgerechnet Edelhards Verlobte Jazemina Ernathesa in Boromeo, einen Sohn der verfeindeten Familie Amazetti verliebt hat, der in seinem Übermut selbst ziemlichen Ärger bekommt. Und dass ist nur eine der vielfältigen bösen Intrigen unter den reichen und mächtigen Familien Taladurs, der reichen Eisenstadt im Herzen Almadas, die eine unruhige Zeit versprechen.

Man merkt dem ersten Band an, dass er erst einmal das Szenario bereitet und die Weichen für die späteren Ereignisse stellt. Bewusst springt der Autor von Schauplatz zu Schauplatz und stellt die wichtigen Figuren und ihre Beziehungen vor, baut erste Verwicklungen auf. Der Mord und die Schändung des Leichnams sind dabei eigentlich nur der Auftakt zu den eigentlichen Ereignissen – den Intrigen zwischen den Familien, die nun wie in einem klassischen Drama ihren Lauf nehmen.

Da ist einmal das Liebespaar, das zwischen den verfeindeten Familien steht, die Oberhäupter der Adelshäuser, die ihre Rivalen ganz genau beobachten um im entscheidenden Moment den richtigen Zug zu machen. Durch Edelhard von Binsböckel erhält der Leser zugleich die Möglichkeit, in das ganze Intrigengeflecht hineinzuwachsen.

Auch andere Gruppen, wie die geheimniskrämerischen Traumwandler, die sich mit Rauschkräutern in eine andere Bewusstseinsebene versetzen und eine Horde von Ferkinas tragen ihren Teil dazu bei, dass sich die Situation verschlimmert.

Da zwar viele Fragen aufgeworfen, aber kaum Antworten gegeben werden, bleibt die Spannung eher mäßig, die Handlung szenisch. Selbst die eingestreute Action kann den Eindruck nicht verbessern. Immerhin ist es flüssig geschrieben, Längen werden weitestgehend vermieden.

Bei der Vielzahl der Figuren ist es auch nicht möglich, diese eingängiger zu charakterisieren, so bleiben selbst die wichtigen Personen eher blass, so dass man sich keinen wirklich merken kann. Aus dem Grund ist der Dramatis Personae auf den letzten Seiten auch sehr hilfreich.

Der Aventurien-Kenner wird zwar einiges wiedererkennen, was die Atmosphäre von Das schwarze Augen wiederspiegelt, dennoch ist Taladur so allgemein gehalten, das die Stadt auch im dekadenten Süden oder im lieblichen Feld spielen könnte.

Wer also eine abgeschlossene Handlung mit viel Action oder zumindest ausgefeilteren Figuren sucht, wird letztendlich nicht zufrieden sein.

Alles in allem bietet „Türme im Nebel“ zwar einen angemessenen Auftakt der Reihe „Türme im Nebel“, dürfte aber dennoch vor allem die Leser ansprechen, die großangelegte Intrigenspiele mögen und so nichts dagegen haben, dass der erste Roman eher zur Einführung dient, als wirklich mit Spannung und tiefergehenden Entwicklungen punkten kann.

3 von 5 Sternen

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