Autoren: Alexander Hartung, Andreas Hartel
Verlag: Alexander Hartung (Vertrieb Ulisses Spiele)
Format: Softcover, 136 Seiten, deutsch
Erschienen: 2013
von: Martin Wagner
Ich bezeichne mich als großen Fan von Fluff in Rollenspielregelwerken, da ich dadurch die Welt des Rollenspiels am ehesten verstehen und mich hinein finden kann. Beim Spielen selbst ist das dann zwar nur noch Beiwerk, beim Lesen aber einfach unterhaltsamer als nur Regeln. Wahrscheinlich mag ich genau deshalb Quellenbücher sehr gerne, da diese meist mehr Fluff und mehr Weltbeschreibung als Regeln enthalten, und freue mich jedes Mal, wenn ich ein Quellenbuch als Rezensionsmuster bekomme.
Von Andreas Hartung, der das Rollenspiel Spherechild quasi im Alleingang auf die Beine stellt und veröffentlicht, habe ich für sein Rollenspiel die zweite Edition des Quellenbuchs „Sol Thu’ma“ bekommen. Sol Thu’ma ist, nachdem im Grundregelwerk eine fantastische und eher moderne Sphäre vorgestellt wurde, eine Science-Fiction Sphäre in einer düsteren Galaxie.
Der erste Blick fällt, wie könnte es anders sein, auf das Cover, nach dem man bekanntlich kein Buch beurteilen soll. Dieses Cover empfinde ich als durchaus ansprechend und die Farbgebung gelungen.
Als zweites fällt einem die Beilage auf, eine DinA2 Karte der Sphäre Sol Thu’ma – funktional aber nicht sehr ansprechend.
Trotzdem kann man gut gelaunt ins Buch hineinschauen, denn die Karte ist ja nicht das wichtige. Der Blick ins Buch offenbart dann engbedruckte Seiten mit tollem Layout, dir von guten Bildern und einigen Tabellen unterbrochen werden.
Den Anfang macht dann eine fluffige Einführung in die Sphäre und die kurze Beschreibung was das Buch enthält, bevor ein Inhaltsverzeichnis und das Impressum folgt. Merkwürdiger Aufbau, aber nicht wirklich störend oder schlimm, einfach anders. Bevor es dann wirklich losgeht, folgt erst einmal wieder etwas Fluff, der die aktuellen düsteren Ereignisse näher beschreibt und der dann noch durch Nachrichten ergänzt wird und ein noch düsteres Bild am Horizont zeichnet.
Das erste Kapitel widmet sich auf knappen 70 Seiten der Sphäre Sol Thu’ma. Nach einer eher zähen Aufzählung der wichtigsten historischen Ereignisse, ein anderer Ausdruck für Krieg, wird die Besonderheit Sol Thu’mas genannt, und die ist wirklich besonders und lässt nur einen Schluss zu. Die Besonderheit ist eine Galaxie, die in jedem Sonnensystem einen bewohnbaren Planeten besitzt, und der Schluss ist ein Plan. Der Plan rückt aber erst einmal in weite Ferne, denn es gilt die Sphäre zu beschreiben. Völker und deren Gebiete, das Leben in der Sphäre, Anomalien und anderen Besonderheiten, Professionen der Spielercharaktere und der NSC und Waffen und andere Ausrüstung wird vorgestellt. Die Ausrüstung ist für ein Sci-Fi-Setting typisch, die Welten passend zu den den Rassen und die Berufe ebenso bodenständig. Kurzum, ein solider Hintergrund, der viele Spiel- und Charakterideen liefern kann. Die Rassen sind gelungen und doch nicht wirklich innovativ, alle irgendwie und irgendwo schon einmal dagewesen. Aber auch hier gilt, gut verpackt und etwas aufpoliert, zum Beispiel mit einer tollen Geschichte, kann auch das gut sein und funktionieren. Und das tut es auch.
Das zweite Kapitel widmet sich auf etwas mehr als 20 Seiten den Raumschiffen der Sphäre und den Schiffskampfregeln. Zuerst werden die Werte der Raumschiffe erläutert, anschließend folgen die typischen Raumschiffe der unterschiedlichen Rassen. Das ganze wird auf sechs Seiten abgehandelt, anschließend folgen die angekündigten Regeln. Ablauf, Schiffswaffen, Kampfmanöver und Treffertabellen, sowie Hindernisse wie Asteroidenfelder und Schwarze Löcher, werden hier regeltechnisch erklärt und eingeführt. Man merkt, dass der Raumschiffskampf von Bedeutung ist. Dafür spricht auch die das Kapitel abschließende Beispielraumschlacht, die man laut Buch sehr schnell aufbauen und durchspielen kann, entweder im Abenteuer, oder, so würde ich es machen, um das System zu verstehen.
Der Hintergrund ist das Thema des dritten Kapitels. Hier werden die Geheimnisse der Sphäre, insbesondere die nötigen Informationen zu den Usuur, die die Sphäre bereits einmal heimgesucht haben, um die Bewohner ihren düsterem Gott zu opfern, und einer geheimen Organisation, den Erben Raans, die seit Jahren genau darauf wartet, um als Bollwerk für die Einwohner der Sphäre zu fungieren. Hier wird die vorgestellte Galaxis wirklich düster, Horror, wie es auf der Rückseite so heißt, ist das aber noch lange nicht. Zum Abschluss dieses Kapitels findet sich das Abenteuer „Totenstille“, das sowohl die Usuur als auch den Orden Raans einführt. Die Charaktere müssen dazu ein Bergwerk aufsuchen. Klaustrophobie, Blut und eine unbekannte Gefahr, die man durchaus auch in Horrorfilmen erlebt, bringen den erwähnten Horror endlich ins Buch. Da es auch nicht sehr schienenartig ist, kann man es getrost als gut bezeichnen.
Das letzte Kapitel, Kampagne, bietet Spielern und Spielleitern genau das, eine Kampagne, die auf dem Abenteuer „Totenstille“ aufbauen kann, aber nicht muss. Mit oder ohne Bezug werden die Charaktere in den Konflikt zwischen dem Orden und den Usuur gezogen und müssen einen ersten Angriff der fremden Alienrasse verhindern. Weniger düster als das vorherige Abenteuer, ist die Kampagne aber dennoch gelungen, auch wenn hier deutlich mehr Schienen liegen.
Bodenständiger und solider Hintergrund, wenn auch teilweise etwas langweilig, einer neuen Sphäre für das Spherechild-Rollenspiel mit bekannten Rassen in neuem Gewand, dazu tolle Bilder, durchdachte Regelerweiterungen sowie ein gelungenes düsteres Abenteuer und ein guter Kampagnenaufhänger. Dazu noch einige tolle Bilder und Tabellen und ein gutes Layout, trotz der engbedruckten Seiten. Das ist überzeugend. Dass dann auch noch toller Fluff drin vorkommt und ein gutes Team von Lektoren an diesem Buch mitgewirkt haben, freut mich natürlich besonders. Trotz all dieses Lobes, muss ich aber auch sagen, dass zwar alles gut, aber eben nicht sehr gut und auch nicht absolut überzeugend, dafür ist der Hintergrund einfach nicht innovativ genug. Spherechild in Sci-Fi-Form werde ich wohl nicht spielen, aber vielleicht bin ich da der einzige und andere haben nur auf dieses Genre und dieses Setting für dieses Rollenspiel gewartet.

Mein Fazit:
Der Quellenband „Sol Thu’ma“ führt das Science-Fiction-Genre in das Rollenspiel Spherechild ein. Der Quellenband ist gelungen und kann mit bodenständigem Inhalt und tollen Bildern überzeugen. Gut aber nicht mehr und sicherlich doch für Spieler etwas, die Sci-Fi der alten Schule für ihre Runden mehr mögen als Fantasy oder Moderne.
Meine Wertung:
3,75 von 5 Sphärenkindern
W E I T E R E I N F O R M A T I O N E N:
Spherechild im Netz
Rezi: Spherechild Spielbuch
Interview mit Alex Hartung
Sol Thu`ma Rezi bei Teilzeithelden.de