Verlag: Golkonda Verlag
Herausgeber: Hannes Riffel, Sascha Mamczak
Format: Taschenbuch, Klappbroschur
Seitenzahl: 648
Erschienen: August 2015
ISBN: 978-3944720487
Preis: 29,90 Euro
von: Kris
1986 wurde das „Science Fiction Jahrbuch“ noch von Wolfgang Jeschke selbst ins Leben gerufen, Nun im Jahr seines Todes erscheint der Band erstmals nicht mehr im Heyne Verlag, sondern bei Golkonda, die sich dazu entschieden haben, die Tradition mit der 20. Ausgabe fortzusetzen.
Klappentext:
Von 1986 bis 2014 sind im Heyne Verlag stolze neunundzwanzig Ausgaben des sekundärliterarischen SF-Kompendiums „Das Science Fiction Jahr“ erschienen. Ab 2015 wird diese Tradition im Golkonda Verlag fortgesetzt, wobei, wie beim Staffellauf, der Stab fliegend und möglichst ohne Zeit- und Qualitätsverlust weitergereicht wird: Die bisherigen Herausgeber werden uns erhalten bleiben, und auch sonst werden wir eng mit dem Heyne-Team zusammenarbeiten. Highlights der Ausgabe 2015 sind ein Interview mit Andy Weir, dem Autor von „Der Marsianer“; Dietmar Dath schwärmt für die neuesten Werke des australischen Hard-SF-Autors Greg Egan; Kameron Hurley macht sich in ihrem mit dem Hugo Award ausgezeichneten Essay „We Have Always Fought“ Gedanken über das Frauenbild in der SF; Hardy Kettlitz schreibt über Captain Future und die Anfänge der Space Opera; Ken Liu berichtet über SF in China; Simon Spiegel hat sich den Kinoblockbuster „Interstellar“ angesehen; und vieles mehr! Darüber hinaus wird in einzelnen Rezensionsblöcken das ganze Spektrum der Science Fiction ausgeleuchtet: Literatur, Film, Comic, Games und Hörspiele. Eine Bibliographie der 2014 erschienenen SF (und nur dieser) sowie eine Übersicht der 2014 verliehenen SF-Preise und ein Nekrolog runden den Band ab.
Zum Inhalt:
Aufgabe des Jahrbuches ist es natürlich, die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres zusammen zu fassen. Deutsche Science Fiction und die Wahrnehmung des Genres hierzulande stehen im Mittelpunkt.
Doch zunächst einmal dreht sich alles um den Begründer der Sammlung. Das Leben und Werk von Wolfgang Jeschke wird nicht nur in einem ausführlichen Bericht, sondern auch vielen Nachrufen gewürdigt. Zu Wort kommen Weggefährten, Freunde und Kollegen aber auch Leser.
Danach folgen größere Blöcke, in denen die Neuerscheinungen der letzten Monate im Bereich Buch, Film, Comic, Game und Hörspiel in Form von Rezensionen unter die Lupe genommen werden, unterbrochen von sogenannten „Features“.
Artikel und Essays beschäftigen sich mit den unterschiedlichsten Themen. Mal dreht es sich um die Bedeutung von klassischen Szenarien wie „Ruinen“ in der Science Fiction, dann wird ein herausragendes Werk oder eine ganze Reihe an Werken eines Autors genauer unter die Lupe genommen. Aber auch wissenschaftliche Themen wie „Die Zukunft des 3D-Drucks werden genauer beleuchtet.
Am Ende folgt noch eine Übersicht über die Gewinner der wichtigsten SF-Preise des vergangenen Jahres, eine Auflistung der Todesfälle von Autoren und Künstlern, die sich einen Namen in der SF gemacht haben und nicht zuletzt eine bibliographische Übersicht über alle erschienenen Bücher.
Mein Fazit:
Ein Sachbuch zu beurteilen ist nicht immer einfach, vor allem wenn es sich so speziell auf ein Thema konzentriert und vor allem aus Rezensionen besteht. Diese sind bekanntlich Geschmacks- und Ansichtssache, aber die Autoren derselben machen ihre Arbeit gut, sie werten zwar, geben dem Leser aber auch meistens genug Informationen an die Hand, um sich selbst eine Meinung bilden zu können, ob sie das Buch, der Film oder der Comic vielleicht anspricht oder aber eben auch nicht.
Interessant sind im Romanbereich vor allem die Betrachtungen der Fachbuchhändler, die anhand der Verkaufszahlen erkennen, welche Titel bei ihrer Kundschaft ankommen und welche nicht – die SF mag zwar auf dem Vormarsch sein, entthronen kann sie die Fantasy aber nicht.
Die Features drehen sich nicht um allgemeine Themen, die die Masse ansprechen, sondern sind sehr individuell, machen auf Werke, aber auch diskussionswürdige Aspekte der Science Fiction aufmerksam, die dem Leser sonst vielleicht entgangen wären. Ausführlich aber prägnant bieten sie einen Einstieg in die Materie und machen vielleicht auch Lust, sich näher mit ihr zu beschäftigen.
Besonders interessant sind die Rückblicke von Autoren wie Karlheinz Steinmüller, der sein Frühwerk „Andymon“ und die Folgen, die das Buch hatte, näher beleuchtet, aber auch Hardy Kettlitz‘ Überlegungen „Über die Anfänge der Space Opera bis zur Rückkehr von Captain Future“.
Alles in allem muss man aber dem Genre schon sehr ergeben sein, wenn man wirklich Spaß an dem Jahrbuch haben möchte, denn die beiden anderen Ausprägungen der Phantastik werden bewusst ignoriert, auch der Bereich Kinderbuch.
Für Neueinsteiger ist es sicherlich ein interessantes Nachschlagewerk, auch wenn bei genauer Betrachtung vor allem die ernsthafte, wissenschaftliche Science Fiction hochgelobt wird, die spielerischen Aspekte des Genres deutlich kritischer weg kommen.
Alles in allem richtet sich „Das Science Fiction Jahr 2015“ vor allem an Hardcore-Fans der Science Fiction, die an den wissenschaftlichen und gesellschaftskritischen Ausprägungen des Genres interessiert sind, zwar auch Unterhaltung mögen, aber dennoch mehr auf fundierte Geschichten zum Nachdenken setzen. Gerade für sie ist der Überblick gedacht.
Meine Wertung:
3,75 von 5 Sternen