[Rezension] ARKLAND – Aufbruch ins Gestern

as-ArklandAutor: Holger M. Pohl
Verlag: Verlag Torsten Low
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 436 Seiten
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3940036292
Preis: 14,90 Euro

von: Kris

Eigentlich ist Holger M. Pohl den deutschen Lesern eher als Autor kritischer Kolumnen und von SF-Büchern bekannt. Erst kürzlich verfasste er für die Reihen „Rettungskreuzer Ikarus“ und „Die 9. Expansion (D9E)“ mehrere Romane. Daher ist es jetzt überraschend, dass er mit „ARKLAND“ eine Fantasy-Trilogie startet, deren erster Band „Aufbruch ins Gestern“ erst kürzlich erschienen ist.

Klappentext:
Die Weißen Könige beherrschten den Kontinent Besceen, der durch den Dideon Lehort, den Landspalter, ein gewaltiges Gebirgsmassiv in zwei Teile getrennt wird: das kleine, schmale und zivilisierte Westküstenland und das weit größere, wilde ARKLAND. Dank ihres Wissens und ihrer Technik bestimmten sie von ihren Stadtburgen im Westküstenland aus das Schicksal der Bewohner des ARKLANDs.

Zu ihrem Vergnügen, mehr aber noch um der Macht willen, inszenierten sie Kriege unter den Städten und Reichen des ARKLANDs. Eines Tages aber begehrten die Bewohner des ARKLANDs auf. Sie fanden einen Weg, den Tod ins Westküstenland und zu den Weißen Königen zu entsenden. Als der Große Krieg endete, waren die Weißen Könige besiegt und vernichtet. Und das ARKLAND schien frei. Tausend Jahre später machen sich zwei Männer auf, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Der eine ist Sorrent aus Shalin, einer ehemaligen Stadtburg der Weißen Könige.

Der andere ist Enroc Mendolla aus dem ARKLAND, ein Krieger der Welt. Der eine sucht nach der Zukunft für seine Heimat, der andere nach den vergessenen Antworten der Vergangenheit. Doch oftmals sind Vergangenheit und Zukunft nur verschiedene Aspekte derselben Sache und untrennbar miteinander verknüpft. Manchmal sind sie sogar dasselbe …

Zum Inhalt:
Tausend Jahre ist es her, seit die sogenannten „Weißen Könige“ den Kontinent Besceen beherrschten, der durch ein gewaltiges Gebirgsmassiv zweigeteilt wurde. Während im Westküstenland die Zivilisation florierte, nicht zuletzt durch das Wissen und die Künste der Herrscher, blieb das um einiges größere ARKLAND eine wilde Region, die künstlich in einem Status der Barbarei gehalten wurde.

Weil es den Bewohnern des ARKLAND irgendwann gelang, ihre Herren und Peiniger zu besiegen, wurden die „Weißen Könige“ im Lauf der kommenden Jahrhunderte zur Legende.

Tausend Jahre später trennt das Gebirge immer noch die beiden Länder voneinander. Während im Westküstenland Städte mit strengen Regeln versuchen, die Ordnung und Zivilisation aufrecht zu erhalten und es verboten ist, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, ist das ARKLAND eine wilde Region geblieben.

Doch nun treten zwei unterschiedliche Männer mit ihrem Aufbruch in die Vergangenheit Entwicklungen los, die die Welt ein weiteres Mal verändern könnten. Der eine ist Sorrent, ein ehemaliger Ratsherr aus der Stadt Sorrent, einer ehemaligen Bastion der Weißen Könige, der sich zu sehr mit dem Erbe der ehemaligen Herrscher beschäftigte und damit wichtige Regeln brach. Bei dem anderen handelt es sich um Enroc Medolla, der zwar weiß, dass er ein „Krieger der Welt“ ist, sonst aber kaum Erinnerungen an seine Vergangenheit hat.

Auch wenn ihre Motive unterschiedlich sein mögen – so haben sie doch ein gemeinsames Ziel und das führt sie schließlich an einen Ort, von dem es möglicherweise keine Wiederkehr gibt.

„ ARKLAND – Aufbruch ins Gestern“ ist ein typischer Auftaktroman. Holger M. Pohl verwendet sehr viel Zeit darauf, sein Szenario und seine Protagonisten vorzustellen, die unterschiedlicher nicht sein können – der eine ein Gelehrter, der lange Zeit in einer beschützten Umgebung gelebt hat und nur gehen musste, weil er als Querdenker in seiner Gemeinschaft galt, der andere ein Heimatloser, ein pragmatischer Krieger, der weiß, das etwas mit ihm nicht stimmt, daran aber keine Erinnerung hat.

Nach und nach taucht der Leser immer tiefer in die Welt ein, folgt Shalin aus dem doch recht friedlichen Westküstenland in das immer noch barbarische und grausame ARKLAND, schließlich aber auch zu Stätten, die einst die Weißen Könige errichtet habe und noch heute die Bastionen der geheimnisvollen „Baumeister“ sind.

Und hier greifen Beschreibungen, die die Geschichte weniger wie reine Fantasy erscheinen, sondern eher wie Science Fantasy. Denn die Welt kommt nicht nur gänzlich mit den üblichen Rassen aus, auch die Magie hat andere Grundlagen. Nach und nach tauchen immer mehr Artefakte hochtechischer Natur auf – wie etwa die „Flugscheiben“. Und auch die Baumeister wirken nicht wie eine Menschenrasse, scheinen eher Außerirdische zu sein. Zudem fehlen Glauben und Aberglauben in der Form, die man aus vielen Fantasy-Büchern kennt. Vor allem die Helden lassen sich nicht vom Instinkt und Gefühlen treiben, sie sind eher vom Verstand gesteuert und recht pragmatisch.

Die Handlung selbst kommt durch die vielen Beschreibungen nur langsam voran. Man muss sich auch auf diese einlassen können, um die Geschichte wirklich zu genießen, da die Spannung doch eher moderat bleibt.Immerhin sorgt der gefällige Stil des Autoren dafür, dass sich die Geschichte flüssig liest.

Alles in allem macht es aber dennoch Spaß, der Entdeckungsreise in eine Welt zu folgen, die eine interessante Mischung aus Vergangenheit und Zukunft bietet, ebenso auch faszinierende Geheimnisse, an deren Oberfläche die Helden und auch Leser erst angefangen haben zu kratzen.

Mein Fazit:
„ ARKLAND – Aufbruch ins Gestern“ spricht wohl in erster Linie die Leser an, die nicht nur Science Fantasy mögen, sondern auch ein Interesse an ungewöhnlichen Weltenkonstrukten haben, in die man sich erst einmal einlesen muss. Wer nur nach Action und Abenteuer sucht, wird leider eher enttäuscht.

Meine Wertung:
3,5 von 5 Aufbrüchen

[Rezension] Dampfmaschinen und Rauchende Colts

Herausgeber: Stefan Cernohuby & Wolfgang Schroeder
Verlag: Verlag Torsten Low
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 262
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3-940036-27-8
Preis: € 13,90

von: Moritz

Mal wieder ’ne Kurzgeschichten-Anthologie. So fürchterlich stehe ich ja nicht darauf, aber einige Perlen entdeckt man doch immer wieder – also ran an den Speck!

Klappentext:
Wir schreiben das Jahr 1876. Die gewaltige Kraft des Dampfes hat die Welt erobert und sie durch ihre Errungenschaften ein wenig kleiner werden lassen. Dampfbetriebene Schnellboote durchqueren die sieben Weltmeere. Riesige Luftschiffe verdunkeln den Himmel über den Städten. Täglich werden die Grenzen des Machbaren erneut ausgelotet und erweitert. Inmitten der kargen Einöde des mittleren Westens ist ein amerikanischer Wissenschaftler dabei, die vorhersehbaren Energieprobleme der Zukunft zu lösen. Doch er wird beobachtet. Und als die Gelegenheit günstig erscheint, bringen Spione des russischen Zaren den Wissenschaftler und seine Maschine in ihre Gewalt. Eine Entführung, die eine ganze Kette von Ereignissen in Gang setzt … Folgen Sie den Spuren der Entführer und begleiten Sie deren Verfolger quer durch den Wilden Westen auf ihrem Weg in Richtung Ozean. Erleben Sie Gewalt, Verzweiflung, Schießereien und jede Menge Steampunk-Flair. Frei nach dem Motto: „Mit Volldampf gen Westen!“

Inhalt: Nebel über der Oakland Bay – Chris Schlicht … und die Welt zu meinen Füßen – Wolfgang Schroeder Die Crew der Washington – Andrea Bottlinger Ein ganz normaler Auftrag – Gerd Scherm Totentanz – Sean O’Connell Pier 49 – Andreas Zwengel Die Fahrt nach Topeka – Gerd Scherm Sea – Claudia Toman & Philipp Bobrowski Entführt – Gerd Scherm Für eine Handvoll Steam – Vincent Voss Craters of the moon – Michael Wozonig Queen Victoria auf der Rinderzucht – Marco Ansing Zwei Seiten einer Medaille – Stefan Cernohuby

Zum Inhalt:
Tja, was soll ich sagen? Ich war nach den ersten beiden Kurzgeschichten total geplättet. Da war wenig mit Western, fast ebenso wenig mit Steampunk oder wenigstens Dampfmaschinen. Die Geschichten waren haarscharf am Thema vorbei und was noch schlimmer war, sie waren irgendwie nicht richtig abgeschlossen und vom Aufbau her nicht einmal „echte“ Kurzgeschichten.

Gut, dass ich die Sammlung nicht in die Ecke geworfen habe, denn im Verlauf der dritten Geschichte kapierte ich langsam, dass sich die Kurzgeschichten zu einer Gesamtkomposition fügen sollten – die ersten beiden mussten also nicht gewaltig rocken, sie bildeten eher eine Art Exposé, einen Aufgalopp zu dem, was mich noch erwartete. So entwickelte sich langsam eine leicht angesteampunkte Spionagegeschichte mit Russen, die es darauf abgesehen haben, eine neuartige Energiequelle vom Boden der Vereinigten Staaten zu stehlen und gleich noch den Erfinder mit einzukassieren. Diesem Unternehmen stellen sich die unterschiedlichsten Gestalten in den Weg, die größtenteils hart an der Grenze der Absurdität wandeln, aber gerade dadurch wirklich unterhaltsam sind.
Die Gelenkstellen zwischen den einzelnen Geschichten knarrzen mal mehr und mal weniger, aber insgesamt entsteht wirklich eine kohärente Erzählung, nicht direkt „tight“, wie wir Berufsjugendlichen sagen, aber doch immerhin mit genügend Bindung, dass der Leser nie den Überblick verliert.

Mein Fazit:
Klasse! Nach ursprünglichem Schock ob der vermeintlichen Trötnasigkeit der ersten beiden Geschichten habe ich kapiert, dass die Geschichten zusammenhängen und dann hat es so richtig Spaß gemacht! Gefällt mir super das Konzept einen Roman von unterschiedlichen Autoren verfassen zu lassen und an den Lücken fallen zwar Ecken und Kanten auf, aber vom Schriftstil her ist die ganze Kiste dann doch einheitlicher, als ich gedacht hätte. Gute Arbeit – so darf es im Verlag Torsten Low gerne weitermachen!

Meine Wertung:
4 von 5 russische Ränkespiele