Herausgeber: S.T. Joshi
Autor: H.P. Lovecraft
Verlag: Golkonda Verlag
Format: Klappbroschur
Seitenzahl: 241
Erschienen: 2014
ISBN 13: 978-3-944720-21-0
Preis: € 16,90
von: Moritz
Schon lange auf meiner Wunschliste, jetzt endlich in meinem Besitz. Nun habe ich das Ding schon zweimal gelesen, und ich verrate euch auch gleich warum.
Klappentext:
In seinem erstmals 1927 erschienenen Großessay Supernatural Horror in Literature erzählt H. P. Lovecraft seine persönliche Geschichte der Horror-Literatur − von den Anfängen in der Antike bis zu den Autoren, die er noch selbst kannte. Dabei legt er einen deutlichen Schwerpunkt auf die unheimliche Phantastik, eine Tradition, der er sich ganz verschrieben hatte. Bei aller Subjektivität ist diese Genreeinführung in ihrer Prägnanz und in ihrem kritischen Urteil bis heute unübertroffen.
Die vorliegende Neuübersetzung legt großen Wert auf Lesbarkeit und Textnähe. Eine ausführliche Einleitung von S. T. Joshi, dem Verfasser der maßgeblichen Lovecraft-Biographie und Herausgeber seines Gesamtwerkes, informiert über Entstehung und Wirkungsgeschichte. Ein dichtes Netz von Anmerkungen beleuchtet in Zitaten aus Essays und Briefen Lovecrafts weitreichende Beschäftigung mit den behandelten Autoren und Texten. Eine umfassende, um deutsche Ausgaben ergänzte Bibliographie bietet einen Überblick über die relevante Primär- und Sekundärliteratur.
Zum Inhalt:
Der Meister des übernatürlichen Grauens bewertet die zu seiner Zeit existierende Literatur eben jenes Genres. Das muss einfach gut werden.
Nach einer wie immer absolut profunden und kenntnisreichen Einleitung von Yoshi geht es auch direkt mitten rein ins Getümmel. Lovecraft pflügt sich durch die Geschichte des „Schauerromans“, wobei ich nach meinem Studium beispielsweise Jane Austen oder die Bronte-Schwestern zwar auch unter „Horrorliteratur“ gefasst hätte, aber unter einem anderen Blickwinkel als es Lovecraft hier getan hat.
Anschließend widmet er sich den französischen und deutschen Gespenstergeschichten, die ihm ob ihrer Verwurzelung in der Geschichte große Bewunderung abringen. Bevor es dann zu einer Betrachtung der britischen und amerikanischen Literatur kommt, bekommt Edgar Allen Poe noch ein eigenes Kapitel.
Den Abschluss bildet eine genaue Betrachtung der (zu jener Zeit) „modernen“ Meister wie Arthur Machen oder Algernon Blackwood.
Ich muss gestehen, dass ich während der gesamten Lektüre einen Stift und einen kleinen Zettel neben mir liegen hatte, um potentielle Literaturtipps sofort zu notieren. Erst später stellte ich fest, dass diese Maßnahme unnötig war, denn im Anschluss an den Großessay folgt eine Autorenliste mit wichtigen Werken, wo ich das Ganze nochmal in übersichtlicher alphabetisch sortierter Form bearbeiten konnte.
Sei es wie es sei, ich bin jetzt im Besitz einer zweigeteilten Liste mit Autoren, die ich in Zukunft mal antesten werde – als da wären:
1) Autoren, die ich ohnehin auf dem Radar hatte, jetzt aber verstärkt nach Werken von ihnen suchen werde: Ambrose Bierce, Algernon Blackwood, Robert Chambers, Lord Dunsany, Arthur Machen,
2) Autoren, die bisher komplett an mir vorbeigegangen waren: Walter De la Mare, Emile Erckmann, Lafkadio Hearn, Arthur Ward, Edward Lucas White
Sprich, neben einem tollen literarischen Rundumschlag inklusive Kurzrezensionen von Lovecraft haben wir hier noch eine Art „Appendix N“ (D&D-Fans werden wissen wovon ich rede), der unbezahlbare Lesetipps bietet. Danke dafür, Golkonda.
Ach ja, ich wollte noch sagen, warum ich das Buch zweimal gelesen habe (was bei Sekundärliteratur bei mir eher ungewöhnlich ist): Klare Fall. Zuerst habe ich mir nur den Aufsatz von Lovecraft durchgelesen, um einen groben Überblick zu bekommen und im zweiten Durchgang habe ich neben dem Haupttext auch die Kommentare gelesen, die mir eine zusätzliche Dimension erschlossen haben. Ich muss sagen – diese Vorgehensweise hat sich absolut gelohnt.
Mein Fazit:
Einfach genial! Eine absolut liebevoll aufgemachte und gestaltete Ausgabe von Lovecrafts Essay aus dem Jahr 1927. Durch die Kommentare und Anmerkungen sowie durch die Literaturliste im Anhang ist dies die ultimative Referenz der unheimlichen Literatur (bis in die Mitte der 20er Jahre des 20 Jahrhunderts zumindest …).
Alle drei Komponenten wissen zu punkten – sowohl das eigentliche Essay als auch die ergänzenden Kommentare und die Autoren-/Literaturliste am Ende.
Um überhaupt mal wieder etwas meckern zu können (und wenigstens einen halben Punkt abziehen zu können) werde ich den geplant stylischen schwarzen Rand oben und unten an den Seiten erwähnen, der für mich beim Lesen nicht schick rüberkam, sondern bloß ein übernatürliches Grauen darstellte. Aber das ist reine Geschmackssache und für mich der einzige Krümel Kritik, den ich nach langer Suche mit dem Nissenkamm finden konnte.
Meine Wertung:
4,5 von 5 Bronte-Schwestern