[Rezension] 666 Hell`s Abyss (Roman)

Verlag: Papierverzierer Verlag
Autor: M.H. Steinmetz
Format: Klappbroschur
Seitenzahl: 292
Erschienen: Nov. 2015
Altersempfehlung: 18+
ISBN: 978-3959623124
Preis: 13,95 Euro

von: Würfelheld

Wenn ein Mann zu viel Zeit in Hotelzimmern verbringt, hat er die Möglichkeiten diese mit Special-Services zu füllen, oder wie bei M.H. Steinmetz mit den Schreiben anzufangen und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Nach seiner „Totes-Land“-Reihe geht es nun in die „schwarze Szene“ mit all ihren Klischees.

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[Rezension] ASP – Verfallen #1 Astoria (Limited Novel Edition)

Label: Soulfood
Musiker: ASP
Autor: Kai Meyer
Design: Joachim Luetke
Format: Hardcover, Querformat
Anzahl CD: 2
Seitenzahl: 84
Erschienen: Okt. 2015
EAN: 4260063945243
Preis: ca. 29,95 Euro

von: Würfelheld

Da landet dann mal ein Konzeptalbum in meine Hände. Phantastik-Autor Kai Meyer und die Barden von ASP haben sich dann auch mal außerhalb diverser gemeinsamer Konzertauftritte zusammengehockt und die grauen Zellen aktiviert. Das Ergebnis ist eine Kurzgeschichte namens „Das Fleisch der Vielen“, welche ASP inspirierte eine entsprechende Soundkulisse zu bauen. Das Ganze wird durch Joachim Luetke, den man u.a. von Marilyn Manson Designs kennt, in Szene gesetzt. Das sind dann schonmal drei Bretter die hoffen lassen.

Klappentext:
Der erste Teil einer neuen Erzählung aus dem Hause ASP. Es handelt sich um ein eigenständiges Werk mit einem völlig neuen Konzept: Eine exklusiv geschriebene Kurzgeschichte des Erfolgsautors Kai Meyer mit dem Titel „Das Fleisch der Vielen“ inspirierte Songwriter und Sänger Asp Spreng zu dieser musikalischen Gruselstory. Der „Fremder“-Zyklus mit dem aktuellen Album „Maskenhaft“ wird nach dem geplanten Verfallen-Zweiteiler weitergeführt. Folge 1: Astoria – Das im Jahre 1915 erbaute Hotel Astoria in Leipzig stellt einen glamourösen und auch schauerlichen Spielort für die akustische Gothic Novel dar. Einst luxuriöses Zentrum des Nachtlebens steht das Gebäude seit fast zwei Jahrzehnten leer. Dieser für den ASPschen Kosmos ungewohnt konkrete, da real existierende Handlungsmittelpunkt erwacht buchstäblich wieder zum Leben und übernimmt eine zentrale Rolle im Geschehen, das in den einzelnen Liedern chronologisch und natürlich äußerst spannend dargelegt wird. Damit ähnelt der Erzählfluss von Verfallen dem des Erfolgsalbums „Zaubererbruder“ aus dem Jahre 2008, das die Fangemeinde der Band über die Schwarze Szene hinaus ausdehnte. Optisch umgesetzt werden die Horribilitäten im Hotel von Artworker Joachim Luetke, der bereits mit Marilyn Manson, Sopor Aeternus, Dimmu Borgir, Kreator und Arch Enemy arbeitete. Bei allen Schrecknissen, die dem Musikliebhaber präsentiert werden, klangen ASP selten so melodisch, schmissig und dennoch subtil morbide. Der Horror entfaltet sich im Detail, langsam und kriechend wie bei einer Geschichte von H. P. Lovecraft. Musikalisch vereinen sich Rock und Metal, aber auch Drone-Doom, Chansoneskes und sogar Tango-Elemente finden ihren Platz auf dem Album. ASP zeigen sich vielfältig wie nie, bieten hohes Ohrwurm-Potential und bleiben dabei ihren Goth-Rock-Wurzeln treu. Textlich schafft Asp scheinbar spielend den Spagat zwischen Storytelling und Identifikationsmöglichkeit für den Hörer, wie immer auf einem lyrischen Niveau, welches in der deutschsprachigen Musiklandschaft seinesgleichen vergebens sucht.

Zur Kurzgeschichte:
Zum Beginn der Geschichte treffen Autonome und Rechte aufeinander. Die Staatsmacht setzt Wasserwerfer und Tränengas ein um die beiden verfeindeten Parteien zu trennen bzw. auseinander zu halten. Unter den Autonomen befinden sich auch Tim, welcher vom Haaransatz bis zur Fußsohle in der Szene steckt, und Jana, eine Studentin die mehr oder minder wegen Tim in der Szene eine Art Heimat gefunden hat. Beiden wird die Situation rund um die Demo zu heikel und als die beiden dann um eine Straßenecke biegen und in etwas weiterer Entfernung der Rechte Mob sie entdeckt, flüchten sie in das alte, verbarrikadierte Astoria Hotel. Dieses gab seit seinem Bestehen „den“ Treffpunkt für hochrangige Reisende bzw. Politikprominenz, aber seit der Wende ist es immer weiter verkommen, und das liegt nicht nur daran das es mittlerweile einem amerikanischen Investor gehört.

Tim und Jana entkommen den Mob zwar, da sie das Astoria verschlungen hat und die beiden nun in seinem Labyrinth aus leeren Gängen, Räumen und Treppenhäusern festhält. Von der Angst den Mob doch noch in die Hände zu fallen, begeben sich die beiden auf die Suche nach einem anderen Ausgang, stellen dann aber fest, dass sie wohl nicht alleine in diesen Betonklotz stecken.

Nach und nach werden Tim und Jana in eine Geräusch- und Schatten-/Bildkulisse gezogen, dessen Ursprung sie einfach nicht ausmachen können. Ihnen stellen sich ungewöhnliche Schatten, greifender Dreck und eine merkwürdige Telefonsammlung in den Weg. Allerdings sind das nur die Anfänge, diese reichen aber aus um Tim bald zu veranlassen, den Helden zu geben und Jana so alleine, aus seiner Sicht aber in Sicherheit, nur mit einem Feuerzeug bewaffnet, stehen zu lassen. Die so geschaffene Situation gefällt Jana ganz und gar nicht. Als dann auch noch Tim sich ihr gegenüber merkwürdig „darstellt“ gerät sie in Panik und verliert fürs erste die Übersicht – aber nicht nur diese.

Zum Soundtrack:
Die erste CD enthält insgesamt 13 Tracks welche sich thematisch wirklich um die Kurzgeschichte schmiegen ohne diese in ein Korsett zu drücken bzw. sich selbst einen zu dichten Rahmen zu geben. So gelingt einigen Tracks genau an beschriebene Situationen anzudocken und somit das entstandene Kopfkino zu unterstützen und die richtige Geschwindigkeit zu verleihen. Andere Tracks wiederum greifen sich eher Thematiken die mehr geschichtlich bzw. weitläufig mit der Kurzgeschichte zu tun haben. Dies sorgt dann dafür, das aus dem Kurzfilm ein Blockbuster mit einer Menge Schnitte wird.

Auf dem zweiten Silberling findet man dann einen der bis dato zusammen erfolgten LIVE Auftritte von Kai Meyer und ASP. So erhält man einen kleinen Einblick in die Werke der jeweiligen Künstler.

Mein Fazit:
Als erstes habe ich mir die Kurzgeschichte von Kai Meyer reingezogen und es hat sich schnell ein Bildgewimmel vor Augen gebildet. Allerdings fand ich die Story bis zu dem Zeitpunkt als sich die beiden Protagonisten, durch Tims Heldentum trennten, etwas langatmig und nicht so packende. Als dann aber diese Situation aufkam und man dann nach einigen mitreißenden Szenen am Ende das Booklet zugeklappt hat, war die Kurzgeschichte doch nicht die Schlechteste.
Anschließend habe ich mir die beiden CDs geschnappt und diese erst einmal so laufen lassen. Ok – kann man hören, war mein Eindruck. Anschließend gab es dann aber einen „Genaueren Hördurchgang“. Ok da baut sich eine gewisse Kopfkinokulisse auf und schmückt diese teils mit der Kurzgeschichte, teils mit „Realitätsbildern“ aus.
Nach einigen Hin und Her gab es dann einen gemeinsamen Konsum und dieser hat dann aus den beiden Einzelteilen ein gewobenes Netz bzw. ein gutes Erlebnis gezaubert.

An dieser Stelle sei auch mal auf die tolle Aufmachung hingewiesen. Diese passt hervorragend zu vorgestellten Projekt.

Einzig bleibt der Wehmutstropfen das die Story nicht von Anfang an zupackt und begeistern kann, schließlich hat sie als Kurzgeschichte nicht die Ausbaumöglichkeit wie ein Roman.

Ich hoffe das der zweite Teil mindestens dieses Niveau halten kann und das es weitere solcher Projekte geben wird.

Meine Wertung:
4 von 5 alte Hotelkomplexe

WV07: Boris Koch über Hauszombies, Hinterzimmer & 2009

Für die siebte Ausgabe der WürfelView-Serie stand mit Boris Koch Rede und Antwort.

Aber lest selbst.

Viel Spaß!

 

 

Hallo Boris,

zuerst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das WürfelView genommen hast.

Boris Koch: Bitte, gern geschehen.

Würfelheld: Ich hab das erstemal von Dir Kenntnis genommen, als Du auf der RatCon eine Lesung aus Deinem Werk „Der Schattenlehrling“ gehalten hast. Wie kam es zu diesem Roman?

Boris Koch: So ganz genau weiß man als Autor ja nicht, was alles in einem Verlag besprochen wird, wie viele Leute letztlich wie und was entscheiden. Mit mir zuerst gesprochen hat Catherine Beck, die die Shadowrun-Romane redaktionell betreut. Sie hat mich aufgrund meiner Kurzgeschichten gefragt, ob ich nicht Lust hätte, einen Roman für die Reihe zu schreiben. Ich hatte. Und hatte eine Idee und früher auch Shadowrun gespielt und in München gelebt, wo die Geschichte spielen sollte, es passte also alles perfekt. Ich habe ein Exposé gebastelt, dass dann bei Fanpro von Catherine Beck und der Shadowrun-Redaktion angeschaut und schließlich abgesegnet wurde.

Würfelheld: Wenn man auf Deine Homepage schaut, www.boriskoch.de , erfährt man, dass „Der Drachenflüsterer“ erschienen ist. Kannst Du ein wenig zu dem Buch sagen?

Boris Koch: „Der Drachenflüsterer“ ist ein Fantasyroman, dem man das schöne neue Etikett „AllAge“ verpassen kann; also ein Roman für Jugendliche, der auch für Erwachsene geeignet ist. Es geht um den fünfzehnjährigen Ben, ein rotznasiger Außenseiter im abgelegenen Städtchen Trollfurt, der unbedingt Drachenritter werden will, letztlich sein – nennen wir es mal – „Bewerbungsgespräch“ bei einem Drachenritter aber gründlich in den Sand setzt. Es geht um flügellose Drachen, Freiheit, die (geistige) Enge im Städtchen Trollfurt, Freundschaft, erste Liebe und jugendliche Rebellion gegen die Erwachsenenwelt. Ein Roman, in dem ich meine Begeisterung für klassische Abenteuergeschichten und Drachen, bzw. Saurier ausgetobt habe.

Würfelheld: Du hast mit „Feuer im Blut“ einen Jugendkrimi veröffentlicht und nun mit „300 kByte Angst“ einen zweiten hinterhergeschickt. Worum geht es in den beiden Jugendkrimis und werden weitere folgen?

Boris Koch: In beiden Romanen sind drei Jungs die Hauptfiguren, die ein Schülermagazin herausgeben, das sie verbotenerweise nachts in ihrer Schule aufhängen. Da sie das in „Feuer im Blut“ in der Nacht machen, in der in ihrer Schulturnhalle Feuer gelegt wird, werden nun sie der Tat verdächtigt (bzw. die anonymen Redakteure des Magazins) und führen selbst Nachforschungen durch, um sich zu entlasten. Über die Brandstiftung stoßen sie schließlich auf eine ganz andere Geschichte.

In „300 kByte Angst“ findet einer der drei Jungs einen „Happy-Slapping“-Film von einer Vergewaltigung auf seinem Handy und weiß nicht, woher er ihn hat. Das vergewaltigte Mädchen hat er aber schon einmal gesehen, und zwar auf dem Konzert seiner Band The Doe Family. Der Roman lotet das Thema Gewalt aus; während die Jungs nach dem Mädchen und den Filmemachern suchen, entwickelt Sandro, der Jüngste der drei, eine Faszination für Happy Slapping. Nicht für Vergewaltigungen, aber für Filmchen, die er für harmloser hält, weil nur jemand geschubst wird oder so …

In beiden Büchern geht es neben dem Kriminalfall aber auch stark um das Jungsein, das normale Leben von Jugendlichen.

Würfelheld: Du hast für „Feuer im Blut“ den Hansjörg-Martin-Preis erhalten. Kannst Du uns sagen, worum es sich bei dem Preis dreht und wie das Los auf Dein Werk fiel?

Boris Koch: Der Hansjörg-Martin-Preis wird jedes Jahr vom Syndikat (Autorenvereinigung deutschsprachiger Krimiautoren) für den besten Kinder- und Jugendkrimi des Jahres vergeben. Entschieden wird von einer Jury, die aus fünf erwachsenen Krimiautoren und vier Jugendlichen besteht und sich erst für eine Liste mit fünf nominierten Titeln entscheidet. Der Sieger wird dann auf einer Gala a la Oscar-Verleihung bekannt gegeben, der Preisträger weiß also vorher nicht, dass er der Glückliche ist. Ich weiß jetzt auch nur noch, dass ich so überrascht und bedeppert war, dass ich mich nicht mehr an Laudatio und so erinnere …

Würfelheld: Was bedeutet Dir diese Auszeichnung und was hältst du im allgemeinen davon?

Boris Koch: Die Auszeichnung hat mich natürlich sehr gefreut, das ist ja eine große Wertschätzung des Romans. Es war mein Krimidebüt, und dotiert war der Preis auch noch :-). Ich schlafe jetzt nicht mit der Urkunde unter dem Kopfkissen, aber es ist toll …

Natürlich heißt das jetzt nicht, es wäre tatsächlich der beste Jugendkrimi des Jahres gewesen, dafür ist Literatur und ihre Rezeption viel zu subjektiv, es gibt keinen objektiv „besten“ und somit sind alle Auszeichnungen und Preise subjektiv. Es gibt in der Kunst einfach keinen Maßstab, um den besten des Jahres festzulegen, weder allgemein, noch in irgendeinem Genre, aber das macht literarische Preise doch faszinierend: Man kann prima darüber streiten 🙂

Würfelheld: Du bist ja auch des öfteren auf Lesetour, u.a. entstand daraus ja auch das Werk „StirnhirnhinterZimmer“. Wie wichtig sind Dir diese Lesungen und der damit verbundene Kontakt zu Deinen Lesern?

Boris Koch: Lesungen sind mir sehr wichtig, es macht einfach Spaß, die direkte Resonanz des Publikums zu spüren, da bekommt man sehr unmittelbar mit, wie eine Geschichte oder Passage funktioniert. Und die kurzen Gespräche mit den Lesern danach sind meist auch sehr charmant. Ist einfach gut, raus zu kommen.

Das „StirnhirnhinterZimmer“ nun ist aber kein Werk von mir allein, sondern von drei gleichberechtigten Autoren: Markolf Hoffmann, Christian von Aster und eben mir. Wir schreiben für diese monatlich stattfindende Lesebühne eigens phantastische Texte, meist Grotesken, und tragen diese dann in der Berliner Z-Bar vor. Also meist in der Z-Bar, wir waren auch schon zweimal „auf Reisen“ und werden auch dieses Jahr wohl wieder irgendwo Gast sein.

Und eine Auswahl der Stirnhirn-Geschichten ist inzwischen in dem von dir angesprochenen Buch erschienen.

Würfelheld: Die Mehrzahl Deiner Werke sind Kurzgeschichten. Was verbindest Du mit diesen?

Boris Koch: Mit jeder etwas anderes … Und die Romane werden langsam auch mehr 🙂

Würfelheld: Es gibt zu Deinen Werken ja nicht nur positives Feedback. Wie gehst Du mit Kritikern und deren Meinung um und in wie weit fließt die Meinung bzw das Feedback Deiner Leser in zukünftige Werke ein?

Boris Koch: Charmant, mich daran zu erinnern 🙂 Nein, im Ernst, natürlich wäre es toll, wenn alle Leute meine Bücher lieben würden, wenn ich damit alle Leser glücklich machen könnte, aber das geht nicht. Das muss man sich als Autor auch immer bewusst machen und so vernichtende Kritik und auch Jubelarien relativieren. Ich schreibe also keine wütenden Briefe an Kritiker, die mich schlecht besprochen haben, verbrenne auch nicht ihre Rezensionen (ist bei Internetveröffentlichungen eh schwer, der Monitor stinkt so, während er vor sich hinkokelt …) und schicke ihnen auch keine Schläger nach Hause 🙂 Unterschiedliche Meinungen und Geschmäcker sind wichtig.

Was die Kritiken anbelangt, so lese ich möglichst nur ein paar von ihnen. Rezensionen richten sich ja nicht an den Autor, sondern an die Leser; sie ordnen das Buch zwischen all den anderen Neuerscheinungen ein. Ich lese lieber Rezensionen von mir unbekannten Büchern, um zu erfahren, ob diese etwas für mich sind, um mich zu informieren, was für Bücher gerade erscheinen, usw. Über meine Bücher muss ich nichts lesen, die kenne ich ja und will sie weder kaufen noch überlege ich, sie zu lesen 🙂

Inwieweit das Feedback meiner Leser in weitere Werke einfließt, ist schwer zu sagen, aber sicherlich irgendwie, so wie alles mich beeinflusst, was ich wahrnehme. Nur ist das Feedback ja selten einheitlich, der eine Leser mag diese Figur, der andere jene, der eine mag den Anfang, der andere den Schluss, der nächste weder noch, dem einen ist das Buch zu brav, dem anderen kommen zu viele Kraftausdrücke vor, der eine findet das eine Buch zu grausam, der andere das andere zu albern, zu dünn oder zu wenig stimmungsvoll. Das ließe sich gar nicht alles berücksichtigen, ich muss einfach so schreiben, wie ich es für das jeweilige Projekt für richtig halte, wie ich glaube, dass das Buch am besten wird. Direkte Unterstützung zu dem aktuellen Projekt erhalte ich ja im Lektorat. Wie gesagt, Literatur ist subjektiv, kein Buch kann jedem gefallen, und wenn ein Autor versucht, es jedem recht zu machen, jedem Feedback nachgeht, kommt nichts Vernünftiges dabei raus.

Wichtig ist das Feedback dann, wenn es mir zeigt, dass ich meine Intention nicht erreicht habe. Wenn ich eine düstere Splatterstory schreibe und das Feedback ist: „widerlich“, „eklig“, „mir echt zu krass“, dann habe ich schreiberisch ja alles richtig gemacht, nur das Buch hat die falschen Leser gefunden. Wenn zu derselben Story das Feedback lautet „herrlich albern“, „wunderbar aufbauender Schluss“ und „tolle hoffnungsvolle Liebesgeschichte, ich werde sie meiner zwölfjährigen Tochter vorlesen“, dann ist das zwar sehr viel positiver, aber es sagt mir, ich habe als Autor versagt. Dann muss ich mir Gedanken machen, ob ich nicht etwas anderes unter „düster“ und „Splatter“ verstehe als der Rest der Welt.

Würfelheld: Wer fleißig die Mephisto liest, wird sich dran erinnern, das Du Deine Wohnung mit Ewald teilst. Wie kam es zu dieser WG und was können wir da noch erwarten?

Boris Koch: Ja, mein Hauszombie Ewald … Irgendwann war er einfach da, und ich konnte ihn nicht vor die Türe setzen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist mit ihm. Es ist also keine geplante WG gewesen, der Bursche hat mich überrascht und wollte nicht mehr gehen. Langsam habe ich mich aber trotz allem an ihn gewöhnt.

Was wir noch erwarten können, das frage ich mich selbst dauernd und hoffe, es wird nicht allzu schlimm, was der gute Ewald uns einbrockt. Aber er ist ja im Grunde ein herzensguter …

Würfelheld: Wird es zum Hauszombie auch mal ein Buchprojekt geben oder bleibt es der Mephisto vorbehalten?

Boris Koch: Das hängt wohl davon ab, was wir noch so alles erleben werden … Geplant ist momentan noch kein Buchprojekt, sondern nur weitere „Wortmetzeleien“, aber wie heißt es so schön: Man sollte nie nie sagen. Gerade wenn man mit einem unberechenbaren Hauszombie zu tun hat …

Würfelheld: Kannst Du uns einen Einblick in zukünftige Projekte gewähren? Was ist für 2009 geplant?

Bors Koch: Gern. Zumindest so weit ich selbst einen Überblick habe 🙂

Zunächst erscheint zur Leipziger Buchmesse im März die Anthologie „Gothic – dark stories“, die ich herausgebe. Enthalten sind achtzehn dunkle Erzählungen für Jugendliche ab 12; Altersgrenze nach oben offen. Von mir selbst ist keine Story enthalten, zu den Autoren gehören Tobias O. Meißner, Markus Heitz, Markolf Hoffmann, Christoph Hardebusch, Maike Hallmann, Christopher Kloeble, Jörg Kleudgen, Kathleen Weise und andere.

Mit Kathleen Weise habe ich über die letzten Jahre auch an einem gemeinsamen All-Age-Roman gearbeitet, der den Titel „Der Königsschlüssel“ trägt und als Juni-Titel etwa Mitte Mai in den Läden stehen wird. Der Roman spielt in einem Land, das seit Jahrhunderten von einem mechanischen König regiert wird, der einmal im Jahr mit viel Pomp und Zeremonie aufgezogen wird. Nun stürzt bei dieser Zeremonie ein gigantischer Vogel vom Himmel und stiehlt den Schlüssel, mit dem der König wieder in Gang gesetzt wird, und das Land steht plötzlich ohne Herrscher da. Verantwortlich gemacht wird der Königsmechaniker, und um seine Hinrichtung zu verhindern macht sich seine Tochter auf den Weg, den gestohlenen Schlüssel zurück zu bringen.

Im Herbst folgt dann mit „Gebissen“ ein Mysteryroman für Erwachsene (oder ältere Jugendliche …), der im heutigen Berlin spielt.

Würfelheld: So dann kommen wir noch zu den fünf „Splashes“, sprich fünf kurze Fragen zu denen Du bitte kurz und knackig antwortest. So dass die Leser ein wenig mehr zur Person Boris Koch erfahren.

Boris Koch: Alles klar, fang an.

Würfelheld: Deine Lieblingskurzgeschichte ist?

Boris Koch: Ich weiß nicht, ob 30 Seiten Umfang noch eine Kurzgeschichte sind, aber ich sag mal „In der Strafkolonie“ von Franz Kafka.

Wüfelheld: Familie ist für Dich?

Boris Koch: Genau das, meine Familie.

Würfelheld: zu Hause ist?

Boris Koch: Bei mir daheim, bei meinen Eltern und bei meiner Freundin.

Würfelheld: Welche Vorsätze nimmst Du Dir für 2009 vor?

Boris Koch: Das tu ich auf keinen Fall öffentlich 🙂

Würfelheld: Dein absolutes „no-go“ Buch?

Boris Koch: Sorry, aber das ist meine „no-go“-Frage.

Würfelheld: Vielen Dank für das WürfelView. Ich hoffe es hat Dir Spaß gemacht. Somit überlasse ich Dir das letzte Wort.

Boris Koch: Das ist einfach, das letzte Wort ist immer: Danke.

 

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