Autor: Valerian Çaithoque
Verlag: Amizaras Management Service UG & Co.KG
Format: Gebundene Ausgabe, 720 Seiten
Erschienen: Mai 2011
ISBN 13: 978-3981442106
von: Christel Scheja
In einer Zeit, in der viele Leser immer mehr auf die günstigeren E-books zurückgreifen oder Taschenbücher als Wegwerfware ansehen, sind aufwendig gestaltete Bücher selten geworden, da nur noch wenige Leute bereit sind mehr Geld als nötig für ihre Lektüre auszugeben. So gehört „Aschamdon“, der erste Band der „Amziras-Chronik“ zu den besonderen Ausgaben, die nicht nur in Worten, sondern auch durch ihre Gestaltung fesseln wollen.
Im Jahr 1944 begegnet die kleine Rafaela einem geheimnisvollen Wesen namens Aschamdon, der auf sie wie ein Engel wirkt. Er scheint bereit sein, ihr zu helfen und die Wunden heilen zu wollen, die ihr bisheriges Leben durch einen gewalttätigen Vater und den Mord an ihrem Bruder hinterlassen haben. Doch das hat auch seinen Preis.
Aschamdon schleust das Mädchen, das für seine Mutter nach dem ewigen Leben und Glück suchen will, in einen geheimnisvollen Orden ein. Dort soll sie zu einer Bannzauberin ausgebildet werden, entdeckt in der Unterwelt aber auch noch viele der Geheimnisse, die von einem Kampf hinter den Kulissen erzählen und die Welt, wie die normalen Menschen sie kennen, als Lüge enttarnt.
Bald hat sie auch das gefunden, was sie auf Aschamdons Geheiß für ihn aus den dunklen Gewölben unter der Heimstatt des Ordens bergen soll. Doch erst in den frühen 1960er Jahren weiß sie genug, um die Konsequenzen zu ziehen und mit ihren ausgebildeten Fähigkeiten und dem Wissen um düstere Mysterien und Wahrheiten zu fliehen.
Im Jahr 2002 gerät der Antiquitätenhändler Atila, der immer noch auf der Suche nach dem Relikt ist, das ihn auf einen Schlag reich und berühmt machen konnte, in Schwierigkeiten. Denn nicht nur ein paar Kriminelle, die ein Darlehnen von ihm eintreiben wollen, sind hinter ihm her, als er in den Besitz eines besonderen Artefakts gerät, sondern auch andere geheimnisvolle Gestalten. Eher unfreiwillig schließt er sich einer Gruppe an, die auf der Suche nach einem Wesen namens Azrahel sind, durch das sich eine Prophezeiung erfüllen soll, die unter Umständen auch die Menschenwelt erschüttern könnte. Auch diesmal spinnt Aschamdon wieder seine Ränke…
Man merkt sehr genau, dass der Autor sein Werk auf mindestens drei Bände angelegt hat, denn er nimmt sich sehr viel Zeit, den Hintergrund und die Welt auszuarbeiten. Auch die Handlungsebenen bleiben erst einmal voneinander getrennt, auch wenn man durch Atilas Nachforschungen gelegentlich die Spuren entdeckt, die Rafaelas Taten gelegentlich hinterlassen haben.
Durch die junge Frau erfährt man mehr über die geheimen Konflikte, die hinter der Kulisse einer nüchternen, irdischen Welt ausgefochten werden, den Krieg der Ariach gegen genau so mächtige Feinde – und die Gewissheit, dass nicht wirklich klar ist, wer dabei Gut oder Böse ist und ob man überhaupt menschliche Maßstäbe anlegen darf.
Nicht nur historische Persönlichkeiten bekommen Gesicht und Stimme der Autor spielt auch gekonnt mit Mythen und Legenden, verleiht ihnen durch seine Ideen einen neuen Hintergrund.
Um eine Bindung zu schaffen, den Leser aber nicht mit all zu unnötigem Wissen zu belassen, werden die Figuren erst einmal genau so weit ausgearbeitet, wie man sie braucht. Das geht zwar ein wenig auf Kosten der Bindung zu den Charakteren, ist aber auch kein Fehler, wie sich zeigt, denn man versteht ihre Taten auch so. Unnötige Erklärungen zu weniger wichtigen Themen oder gar Ausschweifungen gibt ebenso wenig.
Letztendlich kommt so die Handlung zwar eher langsam voran, hat aber auch keine Längen und Durchhänger, weil jedes Kapitel mindestens eine wichtige Information enthält, um das Bild zu erweitern. Die Kürze der Abschnitte helfen zudem dabei, die Informationen zu verdauen und verinnerlichen und. Der ständige Wechsel zwischen den Handlungsebenen sorgt für einen gewissen Grad an Spannung, da man durch den Abbruch an genau den richtigen Stellen immer wieder durch seine Neugier genötigt wird, weiterzulesen.
Für Atmosphäre sorgt zudem die aufwendige Gestaltung des Buches. Es besitzt zwar keinen Schutzumschlag, ist aber wie ein klassischer Foliant gebunden. Graumelierte Seiten, Silberprägung, handschriftliche Einträge und viele klassische Illustrationen lockern die Bleiwüste auf, machen Artefakte und geheime Orte vorstellbarer.
Das Gesamtpaket an Design, Text und bildlichem Inhalt sorgt so für die richtige mystische Stimmung, gerade wenn man ein Faible für Engelswesen und Dämonen hat, viele Legenden gerne auch aus einem anderen Blickwinkel sehen mag. Auch wenn der Wälzer mit fast zwei Kilo sehr schwer ist, liegt er gut in der Hand und ist eines der wenige Werke die man auch aufschlagen kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dabei den Rücken zu verbiegen.
„Aschamdon“, der erste Band der „Amziras-Chronik“ ist ein ambitioniertes Werk, das inhaltlich und vom Design her vor allem Freunde zeitgenössischer Schauerliteratur ansprechen dürfte, die mystische Geheimnisse um Engel und Dämonen und einen dichten Hintergrund lieben, der sich auch in der liebevollen Gestaltung wiederspiegelt. Positiv ist ebenfalls, dass es dem Autor gelingt, alte Vorstellungen, Klischees und neue Ideen geschickt miteinander zu verbinden und dabei immer kurzweilig zu erzählen, ohne sich in Abschweifungen zu verstricken.
Meine Wertung:
4,5 von 5 Sterne
W e i t e r e I n f o r m a t i o n e n:
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