[Rezension] Chronik des Cthulhu-Mythos II

Autor: H. P. Lovecraft
Verlag: Festa Verlag
Format: broschiertes Taschenbuch
Seitenzahl: 460
Erschienen: 2014
ISBN 13: 978-3865521453
Preis: € 13,95

von: Moritz

Berge des Wahnsinns, Berge des Wahnsinns, Berge des Wahnsinns! Granate! Der bestmögliche Start in eine Sammlung cthuloider Texte. Um es vorwegzunehmen, mir persönlich gefallen die später erschienenen hier abgedruckten Mythos-Texte noch einen Tacken besser, als diejenigen, die in Band 1 versammelt sind, aber das ist zum einen Geschmackssache und zum anderen Jammern auf derart hohem Niveau, dass ich mich fast schäme…

Klappentext:
Diese Chronik in zwei Bänden vereint erstmals die vollständigen Werke Lovecrafts zum Cthulhu-Mythos – neben allen Kurzgeschichten auch die berühmten Novellen wie Berge des Wahnsinns, Der Schatten über Innsmouth oder Der Fall Charles Dexter Ward.
Mit einem Vorwort und ausführlichen Erläuterungen von Marco Frenschkowski (er ist Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig und gilt als führender Lovecraft-Experte Deutschlands).

INHALT
Vorwort
Berge des Wahnsinns
Der Schatten über Innsmouth
Träume im Hexenhaus
Das Ding auf der Schwelle
Der Schatten aus der Zeit
Jäger der Finsternis

Zum Inhalt:
Wer auch nur etwas für düstere Horror-Literatur der kosmischen Art hat und sich das Buch nicht kauft, ist selber schuld, denn er verpasst die reiferen Lovecraft-Mythos-Ergüsse. In Band 1 suchte er noch etwas die eigene Linie, die hier (ab 1931 verfassten) abgedruckten Geschichten zeigen einen Autor, der weiß, wie sein fiktives Universum aussieht und der immer besser lernt, den Schrecken in seinen Werken unterzubringen.

Es geht direkt furios los mit „Berge des Wahnsinns“, wohl gerade in Rollenspielerkreisen die bekannteste längere Erzählung des Meisters. Wir erfahren vom einer Antarktisexpedition, die zu Beginn alle Teilnehmer in Begeisterung versetzt, die aber nach und nach immer mehr offenbart, dass das, auf was sie gestoßen ist, besser für immer unentdeckt geblieben wäre und verbleibt mit dem fürchterlichen Ausblick, dass sich in Kürze eine neue Expedition dorthin aufmachen könnte.

„Der Schatten über Innsmouth“ ist dann direkt mal die nächste „ikonische“ (im besten Christian Schmidt-Sinne) Erzählung des Mythos. In einem kleinen Dörfchen an der Küste ist irgendwas faul – und wenn man ehrlich ist, mit dem Helden dieser Geschichte auch irgendwie. Aber lest selbst…

Anschließend haben wir es mit „Träume im Hexenhaus“ und „Das Ding auf der Schwelle“ mit zwei Erzählungen zu tun, die sich vom Thema recht ähnlich sind. Beide schildern das Hinabgleiten in den cthuloiden Wahnsinn – allerdings einmal „von innen“ und einmal „von außen“ betrachtet. Beides schicke Teile, aber in dieser hochkarätigen Sammlung mit kleinem Abstand die eher schwächeren Machwerke.

Eine Art „letzten kosmologischen Rundumschlag“ finden wir in „Der Schatten aus der Zeit“, eine wahrhaften Sci-Fi-Erzählung, in der Lovecraft einen gewaltigen Kosmos vor uns ausbreitet.

Zum Abschluss gibt es nochmal den klassischen Weg in die Untiefen des Mythos-Wahnsinns. Dreimal dürft ihr raten, wie der Protagonist in „Jäger der Finsternis“ endet. Ich verrate nicht, ob er unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, oder ob er dem Wahnsinn anheim fällt.

Besonders gemacht wird auch dieser zweite Band der Cthulhu-Geschichten durch die vorangestellten Kommentare von Marco Frenschkowski. Die Zusatzinformationen geben einem immer noch eine zusätzliche Ebene und unterstützen bei der Erschließung des Textes. Wenn es nach mir ginge würde ich nie wieder irgendetwas ohne Unterstützung dieses Kerls lesen.

Mein Fazit:
Tolle späte Mythos-Erzählungen der unterschiedlichsten Färbung – dazu kenntnisreiche und wenig (weniger als im ersten Teil) spoilernde Kommentare. Einzig und alleine schade, dass ich von allen abgedruckten Geschichten nur „Jäger der Finsternis“ nicht kannte. Aber das soll ja nur mein kleines Problemchen sein und nicht eures.

Meine Wertung:
5 von 5 völlig durchgeknallte Berge

*   *   *
Link mit Leseprobe: http://www.festa-verlag.de/chronik-des-cthulhu-mythos-2.html

[Rezension] Chronik des Cthulhu-Mythos I

Autor: H. P. Lovecraft
Verlag: Festa Verlag
Format: Klappbroschur, 500 Seiten
Erschienen: 2011
ISBN 13: 978-86552-144-6

von: Moritz

Grandios! Ich habe die ganzen Lovecraft-Sachen schon als Teenager gelesen, aber eher unsortiert und komplett ohne Hintergrundwissen – da kommt eine gezielt auf Mythos-Geschichten basierende Sammlung mit Erläuterungen doch genau richtig!

Klappentext:
Diese Chronik in zwei Bänden vereint erstmals die vollständigen Werke Lovecrafts zum Cthulhu-Mythos – eben allen Kurzgeschichten auch seine berühmten Novellen.
Mit einem Vorwort und ausführlichen Erläuterungen von Deutschlands führendem Lovecraft-Experten Marco Frenschkowski.

Besprechung:
Da wir es hier mit Kurzgeschichten und Novellen zu tun haben, wird die traditionell aus „Die Story“, „Das Setting“ und „Die Charaktere“ bestehende Beschreibung im patentierten Würfelheld-Format natürlich komplett zerschossen. Sorry, liebe Gewohnheitstiere…

Was also enthält Band 1 der zweibändigen Chroniken?
– Vorwort
– Dagon (1917)
– Nyarlathothep (1920)
– Stadt ohne Namen (1921)
– Die Musik des Erich Zann (1921)
– Das Fest (1923)
– Der Ruf des Cthulhu (1926)
– Die Farbe aus dem All (1927)
– Geschichte des Necronomicons (1927)
– Der Fall Charles Dexter Ward (1927)
– Das Grauen von Dunwich (1928)
– Der Flüsterer im Dunkeln (1930)

Neben dem allgemeinen Vorwort wird auch noch jede einzelne Geschichte kurz in die Vita Lovecrafts einsortiert und mit knapp gehaltenen (wenn auch für wirklich neue Lovecraft-Fans etwas zu sehr gespoilerten) Hintergrundinformationen versehen. Für mich als treuen Hörer des absolut hörenswerten Podcasts „Arkham Insiders“ (www.arkhaminsiders.com) ist da nicht allzu viel Neues zu erfahren, aber man merkt, dass „Frenschkowski seinen Lovecraft kennt“ und so völlig unbeleckt an Lovecraft-Sachen heranzugehen, kann einen noch verstörter zurücklassen, als es ohnehin schon der Fall ist.

Hmmm… Wie kann man dem Inhalt dieser Sammlung gerecht werden, ich glaube mich als Leser der Rezension würde eine Zusammenfassung der Inhalte der einzelnen Geschichten ermüden, also werde ich diesen Weg nicht gehen. Ich glaube ich greife mal auf meinen Beruf (Lehrer) zurück und versehe die einzelnen Geschichten mit einer auf einen Satz komprimierten natürlich völlig aus der Luft gegriffenen Zusammenfassung und gebe eine komplett subjektive Schulnote, damit ihr wisst, welche Geschichten ihr potentiell überblättern könnt…

Dagon: HPL erforscht erstmals die Untiefen des Meeres – 3+
Nyarlathothep: Eine merkwürdige Wesenheit treibt eine ganze Stadt in den Wahnsinn – 3-
Stadt ohne Namen: Proto-Mountains of Madness – 3+
Die Musik des Erich Zann: Paris s’éveille – 2
Das Fest: Ein typisch lovecraft’sches Ritual – 2-
Der Ruf des Cthulhu: Es ist nicht tot, was ewig liegt… – 2+
Die Farbe aus dem All: kosmischer Horror – 2+
Geschichte des Necronomicons: Äh, ja… – 4
Der Fall Charles Dexter Ward: Beste Darstellung des Abgleitens in den cthulhoiden Wahnsinn ever! – 1
Das Grauen von Dunwich: Mysteriöses geschieht in Dunwich – 2
Der Flüsterer im Dunkeln: Charles Dexter Ward light – 2-

Zur Aufmachung sollte ich vielleicht auch ein paar Worte verlieren – der Umschlag ist schön „schaurig-trashig“ (oder ist es „trashig-schaurig“?) gestaltet und macht definitiv auf das Innere neugierig. Und was mir als Regal-Freund besonders Spaß macht – wenn man die Bände dieser Festa-Reihe im Regal nebeneinanderstellt erhält man ein schickes Gesamtkunstwerk, das kannte ich bisher in größerem Maßstab nur von den Lustigen Taschenbüchern, aber hier funktioniert es auch gut. Hoffentlich kommen noch viele Bände dazu – von mir aus auch gerne Sekundärliteratur oder sonstwas? Ich freue mich drauf!
Kleine Korrektur: Habe eben Band 3 der Festa-Reihe im Regal danebengestellt und es ergibt kein großes Bild, immerhin bilden die beiden Cthulhu-Chronik-Bände gemeinsam eine Einheit – immerhin besser als nix.

Mein Fazit:
Tja, was soll ich sagen? Die Übersetzung ist solide, die Kommentare interessant, über die Qualität der eigentlichen Geschichten muss ich wohl nichts mehr sagen. Wer auch nur annähernd etwas mit Horror am Hut hat, kommt um dieses Teil nicht herum. Portemonnaie raus und ab in den nächsten Laden, Freunde!

Meine Wertung:
5 von 5 Große Alte