[Rezension] Metamorphosen: Auf den Spuren H.P. Lovecrafts

Autor: M. Bianchi, S. Eberl, N. Horvath (Hrsg.)
Verlag: Verlag Torsten Low
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 200
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-940036-03-2
Preis: 11,90 Euro

von: Moritz

Mal wieder etwas Lovecraftiges. Prima – und noch dazu gibt es als Dreingabe den Gratisdownload ein komplettes Album einer Bremer Metal-Band. Das habe ich mir doch mal direkt runtergezogen und mir beim Joggen zu Gemüte geführt.

Klappentext:
Geschichten über Menschen, die aus ihrem Alltag gerissen werden und sich einem Schicksal stellen müssen, das an Ekel und Bizarrerie ihre Vorstellungen übersteigt. Sie sind die Auserwählten, die Wiedergeburt einer Rasse, die sich anschickt, den Planeten ein weiteres Mal zu erobern.

Sascha Erni – Der Journalist
Thomas Backus – Die versunkene Stadt
Timo Bader – Der Veränderte
Markus Niebios – Die Anstalt
Nina Horvath – Zombies für einen Tag
Sabrina Eberl – Die Ausstellung
Samuel White – 3,5
Marco Bianchi – Der Kenotaph des Kagemni
Chris Schlicht – Symbiose
J.C. Prüfer – Die Schokolade des Herrn Bost
Carsten Steenbergen – Der Fluch des Zulu
Christian Stobbe – Portrait eines sterbenden Mannes
Robin Haseler – Das Erbe
Christian Damerow – Der gute Gott

Zum Inhalt:
Ganz ehrlich. Ich kann hier keine einzige Geschichte finden, die komplett abfällt und mich entweder total ratlos oder wütend hinterlässt. Sie bauen alle gut Stimmung auf, haben interessante Orte und/oder Figuren und zumeist einen sehr coole lovecraft’sche Wendung am Ende.

Als Anlesetipps würde ich „Der Journalist“ vorschlagen, in dem sich ein Journalist zu Recherchezwecken immer tiefer in die Fänge einer merkwürdigen Sekte ziehen lässt. Auch „Der Fluch des Zulu“ ist eine prima Geschichte, um sich in die Sammlung hineinziehen zu lassen. Ich mag ja so „psuedohistorischen“ Krempel im meinen Cthulhu-Schauergeschichten. In ein ähnliches Horn bläst „Das Erbe“ – absolut klassisch.

Aus einer gänzlich anderen Richtung – aber nicht weniger lesenswert – ist die Geschichte „3,5“, die zu „unserer Zeit“ spielt und zwei Kriminaler auf eine merkwürdige Droge stoßen lässt…

P.S.: Als zusätzliches kleines Schmankerl kann man sich mit einem Downloadcode, den man im Buch findet (den ich aber gar nicht benötigt habe) eine komplette CD gratis herunterladen. Und zwar „Devourer“ von der Bremer Metal-Combo „Sorrowfield“. Ich war kurz versucht, noch eine komplette Besprechung der 14 Tracks des Albums mitzuliefern, spielt mir das doch mit ihrem 90er Style Metal genau in mein Spezialgebiet hinein, da ich die kompletten 90er über auf hunderten von Konzerten war (sowohl als Bühnenbauer als auch als Zuschauer), aber das hätte den Platz gesprengt. So sei euch denn gesagt, dass ich Sorrowfield für eine wirklich interessante Band halte, die sich noch nicht so recht gefunden hat. Die Jungs mäandern irgendwo zwischen deutschem Melodik-Metal wie Blind Guardian, klassischem Metallica-Metal, Guns ’n Roses-mäßigen Balladen, NWOBHW-Krempel mit amtlichem Hasenfick-Schlagzeug und kleinen hasserfüllten Perlen im Stil alter Kreator umher, finden aber leider keine klare Linie. Das kann man sicher auch positiv ausdrücken, dass sie sich nicht in eine Schublade einordnen lassen, aber ich hätte da in meinem gesetzten Alter lieber eine stringente Linie. Aber sei es wie es sei, ich habe die Tracks nicht von meinem Smartphoen gelöscht und werde sie sicher mal ab und an beim Joggen hören, wenn ich gerade keinen frischen Podcast in der Pipeline habe.

Mein Fazit:
Prima! Das ist mal wieder eine richtig gelungene Anthologie ohne größere Ausfälle. Insgesamt wird ein mehr als ordentliches Niveau gehalten und die Kürze der Geschichten (meist 10-12 Seiten) ist hier ein absolutes Plus. Nicht, weil sie so angenehm schnell überstanden sind, sondern, weil die Autoren gezwungen werden, in aller gebotenen Kürze zu zeigen was sie drauf haben. Außerdem kann man so problemlos mal schnell einzelne Geschichten in der Badewanne oder auf der Parkbank wegschmökern.

Meine Wertung:
4 von 5 alltäglichen Gruselmomenten

[Rezension] Chronik des Cthulhu-Mythos II

Autor: H. P. Lovecraft
Verlag: Festa Verlag
Format: broschiertes Taschenbuch
Seitenzahl: 460
Erschienen: 2014
ISBN 13: 978-3865521453
Preis: € 13,95

von: Moritz

Berge des Wahnsinns, Berge des Wahnsinns, Berge des Wahnsinns! Granate! Der bestmögliche Start in eine Sammlung cthuloider Texte. Um es vorwegzunehmen, mir persönlich gefallen die später erschienenen hier abgedruckten Mythos-Texte noch einen Tacken besser, als diejenigen, die in Band 1 versammelt sind, aber das ist zum einen Geschmackssache und zum anderen Jammern auf derart hohem Niveau, dass ich mich fast schäme…

Klappentext:
Diese Chronik in zwei Bänden vereint erstmals die vollständigen Werke Lovecrafts zum Cthulhu-Mythos – neben allen Kurzgeschichten auch die berühmten Novellen wie Berge des Wahnsinns, Der Schatten über Innsmouth oder Der Fall Charles Dexter Ward.
Mit einem Vorwort und ausführlichen Erläuterungen von Marco Frenschkowski (er ist Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig und gilt als führender Lovecraft-Experte Deutschlands).

INHALT
Vorwort
Berge des Wahnsinns
Der Schatten über Innsmouth
Träume im Hexenhaus
Das Ding auf der Schwelle
Der Schatten aus der Zeit
Jäger der Finsternis

Zum Inhalt:
Wer auch nur etwas für düstere Horror-Literatur der kosmischen Art hat und sich das Buch nicht kauft, ist selber schuld, denn er verpasst die reiferen Lovecraft-Mythos-Ergüsse. In Band 1 suchte er noch etwas die eigene Linie, die hier (ab 1931 verfassten) abgedruckten Geschichten zeigen einen Autor, der weiß, wie sein fiktives Universum aussieht und der immer besser lernt, den Schrecken in seinen Werken unterzubringen.

Es geht direkt furios los mit „Berge des Wahnsinns“, wohl gerade in Rollenspielerkreisen die bekannteste längere Erzählung des Meisters. Wir erfahren vom einer Antarktisexpedition, die zu Beginn alle Teilnehmer in Begeisterung versetzt, die aber nach und nach immer mehr offenbart, dass das, auf was sie gestoßen ist, besser für immer unentdeckt geblieben wäre und verbleibt mit dem fürchterlichen Ausblick, dass sich in Kürze eine neue Expedition dorthin aufmachen könnte.

„Der Schatten über Innsmouth“ ist dann direkt mal die nächste „ikonische“ (im besten Christian Schmidt-Sinne) Erzählung des Mythos. In einem kleinen Dörfchen an der Küste ist irgendwas faul – und wenn man ehrlich ist, mit dem Helden dieser Geschichte auch irgendwie. Aber lest selbst…

Anschließend haben wir es mit „Träume im Hexenhaus“ und „Das Ding auf der Schwelle“ mit zwei Erzählungen zu tun, die sich vom Thema recht ähnlich sind. Beide schildern das Hinabgleiten in den cthuloiden Wahnsinn – allerdings einmal „von innen“ und einmal „von außen“ betrachtet. Beides schicke Teile, aber in dieser hochkarätigen Sammlung mit kleinem Abstand die eher schwächeren Machwerke.

Eine Art „letzten kosmologischen Rundumschlag“ finden wir in „Der Schatten aus der Zeit“, eine wahrhaften Sci-Fi-Erzählung, in der Lovecraft einen gewaltigen Kosmos vor uns ausbreitet.

Zum Abschluss gibt es nochmal den klassischen Weg in die Untiefen des Mythos-Wahnsinns. Dreimal dürft ihr raten, wie der Protagonist in „Jäger der Finsternis“ endet. Ich verrate nicht, ob er unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, oder ob er dem Wahnsinn anheim fällt.

Besonders gemacht wird auch dieser zweite Band der Cthulhu-Geschichten durch die vorangestellten Kommentare von Marco Frenschkowski. Die Zusatzinformationen geben einem immer noch eine zusätzliche Ebene und unterstützen bei der Erschließung des Textes. Wenn es nach mir ginge würde ich nie wieder irgendetwas ohne Unterstützung dieses Kerls lesen.

Mein Fazit:
Tolle späte Mythos-Erzählungen der unterschiedlichsten Färbung – dazu kenntnisreiche und wenig (weniger als im ersten Teil) spoilernde Kommentare. Einzig und alleine schade, dass ich von allen abgedruckten Geschichten nur „Jäger der Finsternis“ nicht kannte. Aber das soll ja nur mein kleines Problemchen sein und nicht eures.

Meine Wertung:
5 von 5 völlig durchgeknallte Berge

*   *   *
Link mit Leseprobe: http://www.festa-verlag.de/chronik-des-cthulhu-mythos-2.html