[Interview] Von Endzeit bis Fantasy mit Felix A. Münter

Es war mal wieder an der Zeit einem Autor ein paar Fragen zu stellen. Meine Wahl fiel auf Felix, da dieser mit seiner „The Rising“ Reihe in der Endzeit unterwegs und mir das einfach gefällt. Ausserdem gibt es einiges Neues zu berichten. In diesem Sinne, viel Spaß!

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Hallo Felix,
vielen Dank das du dir die Zeit genommen hast. Würdest du dich bitte vorstellen.
Klar. Meine Name ist bekannt, in diesem Jahr bin ich dreißig geworden. Geboren bin ich in Dortmund, wo ich auch lebe. Studiert habe ich seinerzeit einmal „angewandte Sozialwissenschaften“ – das klingt total aufgebläht, ist aber eigentlich nichts anderes als Soziale Arbeit. Vor einigen Jahren habe ich dann eine Weiterbildung zum Notfallseelsorger gemacht. Beides sind jedoch Felder, in denen ich gar nicht mehr so aktiv arbeite. Eigentlich bin ich seit Jahr und Tag in der Erwachsenenbildung unterwegs, dort in den Bereichen Sozialwissenschaften, Lerntheorie, Psychologie und Psychotraumatologie. Was gibt es sonst noch? (Immer noch) nicht verheiratet (aber seit fast 8 Jahren in einer Beziehung), keine Kinder. Vielschreiber und leider Wenigleser.

Im Herbst 2014 veröffentlichte der Mantikore Verlag die ersten beiden Bände von „The Rising“. Könntest Du bitte ein wenig mehr dazu erzählen?
„The Rising“ war das erste Buch, vielmehr die erste Geschichte, die ich wirklich beendet habe. Geschrieben habe ich schon immer, aber wie das so ist: Irgendwann verlor ich die Lust oder es gab andere Einschnitte. Das Buch ist 2011 entstanden, als meine bessere Hälfte ein Semester in Australien verbracht hat. Ich verschickte regelmäßig Kapitel nach Down Under und sie hat sich gefreut. Im grunde also eine recht private Geschichte. Irgendwann war die Story dann erzählt und das Dokument verstaubte auf meiner Festplatte. Man traut sich dann ja doch nicht sofort, zu einem Verlag zu gehen. Wieder war meine Freundin der treibende Impuls: Sie fand die Geschichte um die vier Söldner so gut, dass sie mich dazu brachte, mal Verlage abzuklappern. Und dann verlief es eigentlich (zumindest aus der Autorenperspektive) ganz traumhaft: Mantikore war der erste Verlag und hatte auch sofort Interesse. Bis 2014 hat es dann leider gedauert, weil ich beruflich in einer Umstellung war, die eine intensive Auseinandersetzung mit dem Manuskript unmöglich machte.

Die Geschichte, die in „The Rising“ erzählt wird, spielt vor einem postapokalyptischen Hintergrund mit einfachen Prämissen. Die uns bekannte Welt ist zusammengebrochen, niemand kennt – Jahrzehnte danach – die „Wahrheit“ über den Kollaps und es interessiert eigentlich auch keinen, denn das Überleben ist wichtiger. Ich wollte zu einem Zeitpunkt in diese Welt einsteigen, in der es wieder zivilisatorische Bewegung gibt. Im Grund geht es also um Nationbuilding: Wie entwickelt sich eine Zivilisation aus den Ruinen unserer Gesellschaft? Wie geht man mit bestimmten Fragestellungen um? Wird man es anders machen als früher? Zusammengehalten wird das alles durch einen bunten Mix unterschiedlicher Charaktere. Sie wachsen und verändern sich im Laufe der Bücher – genau so wie die Welt, in der sie leben. Konzeptuell geht es also auch darum, zu bestimmten, kritischen Ereignissen in die Welt zu blicken und die Entwicklung zu erzählen.

Die beiden Bände sind eigentlich derart zusammenhängend. Woran liegt das? War es einmal ein Band?
Absolut. Eigentlich war es eine zusammenhängende Geschichte. Aber damit wären es fast 650 Seiten gewesen – und wer kauft die bitte, wenn er den Autor gar nicht kennt. Um also einen besseren Start zu machen, haben wir die Bände halbiert.

In der Zukunft wird das anders. Eigentlich soll jeder band eine in sich abgeschlossenen geschichte erzählen, die in dieser Welt spielt.

Als Hintergrund nimmst Du ein Endzeit-Setting. Nun flammt dieses Genre immer wieder mal durch große Hollywood Blockbuster auf, aber findest Du nicht, das es sich etwas totgelaufen hat?
Ich verfolge das Genre seit Fallout 1 also 97/98. Und es ist wie immer, es gibt Wellenbewegungen. Im Moment ist ein Peek da (wobei ich den nicht so massiv wahrnehmen wie in anderen Genres),aber von totgelaufen kann man nicht sprechen. Alle paar Jahre kommt ein neuer Fallout-Teil (oder auch Wastelands) und immer wieder ein Film (Book of Eli, Mad Max, Postman um nur einige Beispiel zu nennen). Damit ist der Trend für mich langfristiger und nicht so extrem wie beispielsweise bei Zombies, Vampiren oder Fantasy im Allgemeinen.

Welcher Charakter ist dir während deiner Arbeit ans Herz gewachsen und hat sich sogar anders entwickelt als gedacht?
Da gibt es eine Menge Charaktere, die sich anders entwickelt haben, als zuerst geplant. Wobei man das jetzt nicht falsch verstehen darf: Es gibt immer einen Handlungsfaden und entsprechend auch die Skizzen zu den tragenden Charakteren, die Aufgaben, die sie in einer Geschichte haben. Aber manchmal kommen da eben noch Elemente zu, die man vorher nicht bedacht hat. Um bei „The Rising“ zu bleiben: Moody war beispielsweise nur als Nebencharakter gedacht, im nächsten Buch ist er dann definitiv einer der treibenden Hauptcharaktere. Einfach, weil es gepasst hat.

Ans Herz wachsen sind mir alle meine Charaktere irgendwie. Jeder Autor, der etwas anderes sagt, lügt wohl. Der Punkt ist aber der: „Ans Herz wachsen“ heißt keinesfalls, dass sie vom Schicksal verschont werden. In einigen Geschichten habe ich einen unheimlich hohen Bodycount. Sicher nicht so wie Martin, aber doch schon spürbar. Und wenn ein Charakter über die Klinge springt, dann tut er das, weil es sinnvoll für die Geschichte ist – insofern ist seine Aufgabe erfüllt. Autoren, die sich mit aller Macht an ihr Ensemble klammern und für die bereits ein toter Charakter schwer ist ( J. K. Rowling ist da ja so ein Beispiel), die haben vielleicht nicht die notwendige professionelle Herangehensweise und Distanz. Oder sie müssen eben Geschichten schreiben, in denen den Protagonisten kein tödliches Schicksal an jeder Ecke droht.

Wann geht es mit „The Rising“ weiter?
„Neue Fronten“, also Band 3 (diesmal in sich geschlossen) kommt Mitte Dezember und spielt 7 Jahre nach der Ereignissen der ersten beiden Bücher, „Fatum“ ist Band 4, dort werde ich Ende Oktober wohl mit der Endbearbeitung beginnen. Ich schätze, der wird es Mitte nächsten Jahres schaffen. „Fatum“ spielt zehn Jahre nach Band 1 und 2.

Weiter hast Du beim Mantikore Verlag auch „Arcadia“ veröffentlicht. Hier geht es ins Horror Genre. Wie kam es zu dem Wechsel?
Kurz nach der Veröffentlichung von „The Rising“ und der ersten, positiven Resonanz wurde ich gefragt, ob ich auch andere Genres „kann“. Wir kamen auf Horror zu sprechen. Das war kurz vor dem Urlaub meines Verlegers und wir sprachen über ein paar Grundzüge. Irgendwann meinte er, dass wir die Sache erst nach seinem Urlaub festmachen sollten. Naja, und da hat es mich gepackt. Ich dachte also bei mir, dass ich ihm nach seinem Urlaub ein vollständiges Manuskript vorlegen würde. Und dann habe ich mit dem Schreiben begonnen. Zwölf Tage später war „Arcadia“ fertig.

Worum dreht sich dieses Werk?
Es ist ein in sich geschlossener Horrorroman, der spürbare Anleihen bei „The Thing“ und den „Bergen des Wahnsinns“ hat. Man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden. Im Mittelpunkt steht ein Journalist, der als Ich-Erzähler von einer Expedition in die Antarktis erzählt, die völlig aus dem Ruder läuft und zu einem echten Albtraum wird. Solide Kost, für meinen Erstling in dem genre bin ich ganz zufrieden 

Findest Du nicht, das Horror ein schweres Genre ist? Schließlich hat jeder Leser doch ein anderes Empfinden von Schock/Grusel/Ekel.
Naja, ich werde jetzt was sagen, was ich sicher noch einmal bedauern werde: Es gibt eigentlich keine schweren Genres.Manche Dinge liegen einem vielleicht etwas mehr und andere eher weniger. Aber grundlegend kannst du mit ein wenig Übung und Recherche wohl jede Geschichte erzählen – ob sie dann auch fesselt, dass ist eine ganz andere Frage. Subjektives Empfinden hast du übrigens in jedem Genre. Ich habe mit Leuten gesprochen, denen hat „The Rising“ auch nicht sonderlich gefallen. Man erwischt eben nicht immer jeden. Beim Thema Horror schaut man halt automatisch bei sich. Ich frage mich immer, was ich „spannend“ finden würde – und meist ist das schon einmal eine erste, gute Richtung.

Wird hier noch was nachkommen?
Für das erste Quartal 2016 ist „Lincoln County Lockdown“ geplant. Die Geschichte hat mehr Thriller-Elemente aber eben auch ein bisschen Gore/Horror. Ich probiere mich aktuell noch aus. Es ist also denkbar, das bald wieder etwas kommt, was nur „Horror“ zuzuordenen ist.

Ich durfte auf dem diesjährigen RatCon an Deiner „The Rising“ Lesung teilnehmen und ich muss sagen das ich gut unterhalten wurde. Erinnere Dich doch bitte mal an deine erste Lesung zurück. Wie war das Gefühl?
Obwohl ich mein Geld damit verdiene, vor Leuten frei zu sprechen war so eine Lesung doch etwas ganz anders. Man ist ziemlich nervös und manchmal ist mir die Stimme weggebrochen. Ich hätte auch niemals mit einem solchen Andrang gerechnet: 15 Mann auf der ersten Lesung sind – wie ich heute weiß – ein echter Sonderfall. Und dann habe ich eben vier Passagen vorgetragen und hinterher gingen wir in eine Diskussion. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann das letzte mal drei Stunden so schnell vergangen sind…

Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern. Der Schreibvirus hat dich gepackt und so werden bald mehrere Fantasy-Bände bei Prometheus das Licht der Welt erblicken. Worum handelt es sich und was wird uns Plottechnisch erwarten?
Es handelt sich um eine Trilogie, aktuell sitze ich an Band 3, der ist zu 70% fertig. Zur SPIEL soll Band 1 kommen, im Januar Band 2 und wahrscheinlich zur RPC 2016 dann Band 3.

„Kaisersturz“ bildet den Auftakt einer Trilogie, die sich um Westrin, ein überaltertes Imperium, dreht. Westrin hat seine Glanzzeit hinter sich, dominierte 800 Jahre lang die Welt und geht nun seit etwa zwei Jahrhunderten seinem Fall entgegen. Provinzen spalteten sich ab und beschlossen ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, innere Spannungen schwächten das Reich. Wer jetzt Anleihen zum realweltlichen Byzanz sieht, der liegt völlig richtig.
Jedenfalls beginnt die Handlung im Jahr 809 nach westrinischer Zeitrechnung, und das Kaiserreich befindet sich in einer mehr als misslichen Lage. Im Herbst riefen die Clans (wer hier an Schotten denkt, ist richtig) im Norden zu den Waffen und marschierten. Westrin schickte ihnen seine Legionen entgegen. Der Winter kam und beide Armeen zogen sich in ihre Lager zurück, belauern sich. In dieser Situation kommt dann die nächste Hiobsbotschaft: Die Truppen sind im Norden gebunden, da fallen im tiefsten Winter im Süden des Reichs weitere “Nachbarn” wie die Aasgeier über das geschwächte Reich her. Die Fercino (Vorbild war Venedig) und die Al-Asmari (Vorbild waren die Osmanen) verbünden sich und schieben im härtesten Winter seit vielen Jahren eine Armee von vielen zehntausend Mann über die Grenze und auf die Hauptstadt von Westrin, Cyril, vor. Cyril selbst ist schutzlos, noch dazu gibt es Verrat in den eigenen Reihen.
Der amtierende Kaiser, Antimus, tut, was nötig ist, um Westrin zu schützen: Er beauftragt einen seiner alten Schwertbrüder, einen Legionsoffizier, seine Kinder, Zwillinge, durch das kriegsversehrte Land in Sicherheit zu bringen.
„Kaisersturz“ beschreibt diese Reise.

Das zweite Buch wird wahrscheinlich „Exil“ heißen und setzt zehn Jahre später ein. An dieser Stelle möchte ich nicht zu viele Spoiler geben und glaube, der Titel verrät viel. Es geht um politische Winkelzüge und die notwendigen Allianzen und Bündnisse, um das Kaiserreich vielleicht wieder zum Leben zu erwecken.

Das dritte Buch könnte „Heimkehr“ heißen. Auch hier gibt der Name schon einen Vorgeschmack. Vielleicht unterhalten wir uns über die Handlungen der Nachfolger, wenn Kaisersturz erschienen ist?

Es ist Fantasy, die keinen EDO-Einschlag hat. Es geht um Menschen. Es gibt (zu Beginn) wenig Magie.

Wie bist Du zum schreiben gekommen?
Geschrieben habe ich eigentlich schon immer, soweit ich mich erinnern kann. Begonnen hat das Wohl mit dem Verschlingen zahlreicher Buchreihen – und irgendwann war ich an dem Punkt, dass ich selbst Geschichten erzählen wollte. Passt natürlich gut zusammen, wenn du Rollenspieler – oder vielmehr Spielleiter (ich bezeichne mich selbst gerne als den schlechtesten Spieler weit und breit) – bist.

Wenn es ums „Schreiben“ geht. Hast Du Vorbilder?
Sicher, es gibt die üblichen Verdächtigen: David Gemmell, Chris Bunch, Joe Haldeman, Ephraim Kishon, Alexander Solschenizyn, Henri Charrière und Helmut Schmidt.

Was würdest Du jungen Autoren empfehlen, wenn sie gerade auf Verlagssuche sind?
Sich nicht entmutigen zu lassen. Wer so weit ist, dass er wirklich einen Verlag sucht, der hat schon eine große Hürde genommen. Und bei den zahlreichen Neuerscheinungen Monat für Monat gibt es eigentlich für alles ein Publikum. Eine Absage ist also kein Rückschlag. Nur eines sollte man wirklich sein: kritikfähig. Denn niemand wird als Meister geboren.

Du hast, so wie ich es herausgehört habe, auch einen Rollenspiel-Hintergrund. Würdest Du uns diesen etwas näher bringen?
Ich kann 17 oder 18 Jahre Spielerfahrung in zahlreichen Systemen vorweisen. Angefangen hat das mit – wie sollte es anders sein – DSA, ging weiter mit SR, AD&D, Vampire, CoC, Deadlands – und vielen anderen Settings und Systemen mehr. Ich hatte wohl mal eine wilde zeit, in der ich alles mal ausprobieren wollte, das ist lange vorbei. Im Moment erfreuen sich „A Song of Ice and Fire“, „Deadlands“ und „Heredium“ großer Beliebtheit, aber das kann schnell wieder wechseln. Ich bin eigentlich nur Spielleiter und habe eine echte Autorenperspektive: Auch im Rollenspiel will ich Geschichten erzählen. Zusammen mit den anderen Spielern. Regeln sind dabei zweitrangig.

Vielen Dank fürs Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Auch ich habe für das Interview zu danken! Es hat mich sehr gefrreutm ein paar Sätze erzählen zu können! Wen ich neugierig gemacht habe, den würde ich gerne auf felix-muenter.de verweisen, dort gibt es eine Menge Leseproben. Und ganz neu ist auch meine Seite bei Patreon! Wer mich also wirklich aktiv unterstützen will, kann das über https://www.patreon.com/FelixAMuenter?ty=h machen. Ich habe glaube ich sogar ein paar sehr spannende Belohnungen für Unterstützer zusammengebaut. Also: gebt euch einen Ruck!

[Rezension] Arcadia

as-ArcadiaAutor: Felix A. Münter
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: Paperback
Seitenzahl: 296 Seiten
Erschienen: März 2015
ISBN: 978-3939212850
Preis: 12,95 Euro

von: Kris

Der 1985 in Dortmund geborene Felix A Münter studierte unter anderem angewandte Sozialwissenschaften und arbeitete eine Weile als Diplomsozialarbeiter und Notfallseelsorger. Seit einiger Zeit ist er selbstständig und versucht auch als freier Autor vor allem im Horror-Genre Fuß zu fassen. Sein neuster Roman ist „Arcadia“, in dem er die Leser in eine Welt entführt, die kaum einer kennen dürfte.

Klappentext:
Verborgen im ewigen Eis hat es überlebt… Gelockt vom großen Geld und der Aussicht auf die sprichwörtliche Story seines Lebens schließt sich der Journalist Nigel White der Antarktisexpedition des Milliardärs Bailey an, der im ewigen Eis den größten Meteoriten gefunden haben will, den es auf der Erde gibt. Schnell wird deutlich, dass es bei der Expedition nicht um Wissenschaft allein geht, sondern Bailey sich mit der Entdeckung ohne Rücksicht auf Verluste einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern will. Als die Gruppe das Mutterschiff Arcadia erreicht beginnt die Expedition aus dem Ruder zu laufen. Etwas Schreckliches hat die Besatzung befallen und es breitet sich rasend schnell aus. Das Vorhaben wird zu einem Horrortrip, auf das Nigel nichts in der Welt hätte vorbereiten können… Eiskalter Horrortrip aus der Feder von „The Rising“- Autor Felix A. Münter

Zum Inhalt:
Nigel White war mit dem normalen Leben nie so wirklich zufrieden und hat es auch nicht geschafft, sich unterzuordnen. Mit dem Geld und Namen seiner Eltern hätten ihm vermutlich viele Türen offengestanden, aber er lernte seine Lektionen lieber auf die harte Tour und hat inzwischen seine Nische im Journalismus gefunden.

Allerdings scheint es auch nicht mehr so gut wie früher zu funktionieren, Unternehmen und Geschäftsleute in der Presse schönzureden, die es eigentlich nicht verdient haben, deshalb lässt er sich auf das Angebot des Milliardärs Bailey ein, der eine eine illustre Expedition in die Antarktis startet. Vordergründig geht es um die Bergung eines riesigen Meteoriten und die Versorgung einer nahegelegenen privaten Forschungsstation.

Doch schon auf dem Weg durch das Südpolarmeer hat Nigel White ein ungutes Gefühl im Magen. Er ist nicht nur seekrank, sondern wird das Gefühl nicht los, das weit mehr hinter der ganzen Sache steckt, als ihm lieb ist.

Und tatsächlich, kaum im ewigen Eis angekommen, finden sie die Forschungsstation verlassen vor und auch sonst ist nichts, wie es sein soll, vor allem nicht um näheren Umkreis des Meteoriten. Und dann ist es auch schon zu spät, denn das Grauen zeigt sein abgrundtief hässliches Gesicht.

Die Antarktis ist nicht zuletzt seit H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ der Hort düsterer Geheimnisse und dunkler Mächte. Immer wieder kommen Autoren darauf zurück, die weiße, lebensfeindliche Wüste noch ungemütlicher zu machen, indem sie Außerirdische dort abstürzen lassen oder aber verborgene Kreaturen aus der Urzeit wieder hervorzaubern.

Bevor die Helden aber dahinter kommen, was los ist, haben sie mit den üblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, seinen es nun zwielichtige Auftraggeber oder Handlanger anderer Gruppen, die sich in die Expedition eingeschlichen haben, um sie zu sabotieren oder die Staatsmächte. Und nicht zuletzt macht dem oder den Helden auch die Natur Schwierigkeiten, die Tücken der Antarktis – von unsicherem Boden bis hin zu den Minusgraden beschäftigen den Überlebensinstinkt so gut, dass sie natürlich offenen Auges in die Falle laufen.

Natürlich findet auch diese Gruppe von Forschern und Glücksrittern zunächst nur vage Spuren, die auf das unheimliche Grauen hindeuten – dann verschwinden die ersten Leute … bis es zu spät ist. Es sind wie immer gerade einmal ein paar Leute neben dem Helden die davon kommen dürfen, so lange sind auch sie die Beute, wenn die Kreaturen sich nicht länger verstecken müssen und ihre blutige Jagd nach Menschenleben offen betreiben. Wer sie eigentlich sind und was das ganze soll, wird natürlich nicht verraten.

All diese Klischees und Wendungen werden flüssig und routiniert erzählt, so dass die Handlung niemals langweilig wird oder Ungereimtheiten besitzt. Auch das Ende ist in sich schlüssig, obwohl es nicht ganz unerwartet abläuft. Durch die Ich-Erzählung schafft der Autor eine angenehme Nähe zum Helden, der zwar nach außen abgebrüht und zynisch ist, aber das leider nicht so ganz ist. Das macht ihn trotz allen Zynismus sympathisch.

Mein Fazit:
Alles in allem ist „Arcadia“ ein routiniert erzählter Horror-Roman, der dem Thema des „Schreckens in der Antarktis“ zwar keine neuen Facetten hinzufügt, aber sich durchaus als entspannende Lektüre für zwischendurch eignet. Nur sollte man kaum Überraschungen oder ausgefeilte Gegner und Nebenfiguren erwarten, dafür ist das Buch zu sehr den gängigen Klischees verhaftet.

Meine Wertung:
2,5 von 5 Schrecken