Wer in letzter Zeit auf Conventions, in sozialen Netzwerken oder in vielen örtlichen Läden unterwegs war, stieß immer wieder auf einen der KRIEGER.
NEIN! Nicht die KRIEGER des Lichts oder die der Erlösung – sondern die der Anthologie aus dem Torsten Löw Verlag.
Somit wurde es Zeit sich den OberKRIEGER Torsten Exter zu schnappen und mal zu lauschen, was dieser so zu sagen hat.
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Hallo Torsten,
besten Dank für Deine Zeit und das Interview. Würdest Du Dich bitte einmal vorstellen.
Hallo, Held der Würfel. Ich bin weniger Rollenspieler als vielmehr Leser, wenngleich ich eine gepflegte Pen & Paper Runde zu schätzen weiß. Seit später Kindheit gilt meine Liebe der phantastischen Literatur und sie begeistert mich auch heute noch immer wieder aufs Neue. Groß geworden bin ich mit den „Drachenlanze“ Büchern von Weiß und Hickman, R.A. Salvatore, etwas später dann Tolkien, dem unvermeidbaren Stephen King, der damals, als ich so 13 Jährchen alt war, ein wirklicher Schocker für mein Gemüt war.
Mittlerweile zähle ich etwas über 30 Lenze und habe von Fantasy, Supernatural Horror und Phantastik noch lange nicht genug.
Derzeit ist die Anthologie KRIEGER, fasst unübersehbar in der Werbephase. Könntest Du die Anthologie bitte näher vorstellen?
Zu Befehl. KRIEGER sind Krieger, sind Krieger, sind Krieger und doch ganz anders. Die Anthologie ist in diesem Sommer erschienen und beinhaltet 21 Geschichten von 22 AutorInnen. Im April 2012 haben wir, also meine Mitherausgeberin Ann-Kathrin Karschnick und Torsten Low, eine Ausschreibung veröffentlicht, in der wir kundtaten, dass wir Geschichten um blutige Schicksale, große Helden und zwielichtige Waffenbrüder und –schwestern suchen. „Krieger“ war die einzige thematische Vorgabe, neben einem phantastischen Einschlag in den Geschichten, und ca. 170 AutorInnen beteiligten sich mit eigenen Werken an dem Wettbewerb. Nach einer langen Sondierungsphase der eingegangenen Storys ist nun das fertige Buch entstanden, veredelt durch ein Cover von Timo Kümmel.
Wie kam es zur Idee KRIEGER und wie lange dauerte das Projekt?
Die Arbeitsphase betrug etwa ein Jahr, wobei sie in diesem Zeitraum unterschiedlich intensiv war. Man kann vielleicht von Wellenbewegungen sprechen. Vor Veröffentlichung der Ausschreibung gab es eine längere Planungsphase, in der wir uns darüber verständigt haben, was am Ende konkret herauskommen soll. Dann ist die Ausschreibung rausgegangen und ich war tierisch aufgeregt. Es war spannend zu beobachten, wie unsere Idee aufgenommen wurde. Was im Anschluss folgte, war ein bisschen wie ein Sturz in ein Loch. Es geschah gar nichts. Warten war angesagt. Das war schon ein komisches Gefühl. Vom aufgeregten Moment des gefallenen Startschusses in die Leere des Harrens auf die ersten Geschichten. Aber dann kamen sie – über 170 Stück und die wirkliche Arbeit begann.
Ach, ich wollte ja noch was zu der Idee sagen. Hm. Also, ich fürchte, die ist so ein bißchen auf meinem Mist gewachsen. Wie oben schon grob beschrieben, befasse ich mich seit Längerem mit phantastischer Literatur. Irgendwann war mir dann der reine Konsum nicht mehr genug. Ich habe begonnen Rezensionen zu schreiben usw. Aber auch das hat mich auf Dauer nicht satt gemacht. Ich wollte selber etwas erschaffen und habe lange über die inhaltliche Ausrichtung eines möglichen Projekts nachgedacht. Ich mag ja so spezielles Zeug eigentlich ganz gerne und es ist einer der Gründe, warum ich Kleinverlage so schätze. Aber ich habe auch die Hoffnung gehegt ein größeres, oder sagen wir besser, breiteres Publikum anzusprechen. Was ich da alles für schräge Gedanken hatte …! Irgendwann ist es mir quasi wie Schuppen von den Augen gefallen, nachdem ich mir die Frage gestellt hatte, was der Kern der meisten Fantasy Geschichten ist. Meine Antwort war: Der Konflikt, das Aufeinanderprallen von Gut und Böse, Licht und Schatten, der Krieg, Krieger. Damit war eine Idee geboren, die schon fast erschreckend simpel war. Ich mache eine Krieger-Anthologie, weil man viele, unterschiedliche Konflikte und Situationen in sie hineintragen kann, sie aber inhaltlich nicht zu speziell ist, als das nur Nerds , Geeks und Hardcore-Phantasten zugreifen würden.
Du zeichnest Dich neben Ann-Kathrin als Herausgeber verantwortlich. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Leipziger Buchmesse 2012. Am Samstag Vormittag habe ich Torsten Low mit der Idee „Krieger“ konfrontiert und er zeigte sich sehr interessiert. Samstagabend habe ich dann Ann-Kathrin angesprochen. Das war ein Schritt, der aus dem Bauch heraus entstanden ist. Ich habe, zu meiner Schande, zuvor keines ihrer Bücher gelesen. Aber als ich sie erblickte, hallte die drängende Frage durch meine Gedanken und brachte mein Blut zum Wallen: Wer ist das vollbusige Weibsbild mit der wilden, roten Mähne?! Nein. So war es nicht. Sie war mir einfach sympathisch und nach einem längeren Gespräch waren wir uns einig zusammenzuarbeiten. Hinzu kam, dass ich bereits wusste, dass sie für LICHTBRINGER, die erste Anthologie des Verlags Torsten Low, in der Jury gesessen hatte und somit Erfahrung aufwies und ebenso wie ich den Verleger persönlich kannte.
Im Endeffekt hat es einfach gepasst.
Wie seit Ihr an die Autoren herangekommen?
Wir haben gefragt. Wie erwähnt, gab es eine öffentliche Ausschreibung, die durch diverse Autorenforen gegeistert ist und wohl von fast jedem, der Fantasy und Phantastisches schreibt, wahrgenommen worden ist. Daneben ist es uns gelungen vier bekannte, deutsche Fantasy-AutorInnen zu gewinnen. Dies geschah über direktes Nachfragen. Alle haben sofort und ohne zu zögern „Ja“ gesagt. Was uns sehr gefreut hat.
Gab es während der Arbeit an KRIEGER einen Punkt an dem Du am liebsten die Brocken hingeworfen hättest?
Oh nein. Es gab mal Momente, in denen ich keine Krieger-Geschichten mehr sehen konnte. Das sage ich ganz offen. Ich weiß noch, dass ich drei Wochen am Stück allfeierabendlich Einsendungen gelesen habe und irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Brauchte eine Verschnaufpause und musste mich mal mit anderen Dingen beschäftigen. Ich glaube, ich habe ein komplettes Wochenende damit verbracht Minecraft zu spielen. Hat Spaß gemacht und tat gut. Nach erfolgreicher, virtueller Schafzucht und der Verschönerung eines Baumhauses (nicht Haus auf Baum, sondern Bäume im Haus), konnte es dann mit dem Lesen wieder weitergehen.
Kannst Du uns ein wenig mehr zu den Storys sagen?
Wenn ich an Krieger denke, sehe ich blutroten Schnee und das Sterben in ihm, den Zauberer des Schwarzen Glücks, die gefürchtete Kriegssense des Rorgue, die verkohlten Überbleibsel eines Selbstmordanschlags, die Riesen von Utgard, das dunkle Jahr des Speersommers, die Arena und den Nomaden. Gesichter werden zu Grimassen, die Spaß an der Qual anderer haben. Discobeats dröhnen, die Vereinigung von Wölfen und Keilern bleibt ein fragiles Bündnis, Eide werden gebrochen, in den Nebeln lauern Klingen.
Und wenn ich KRIEGER aufschlage finde ich all das darin.
Die Geschichten sind phantastisch, oft blutig und spannend, aber auch nachdenkliche Töne finden sich in ihnen. Ich bin überzeugt, jeder Leser wird etwas finden, was ihm gefällt, ihn überrascht und vielleicht auch zum Lachen bringt.
Was war das schwierigste während der Entstehungsphase?
Richtige Schwierigkeiten gab es über einen langen Zeitraum nicht. Was mir persönlich irgendwann Probleme bereitet hat, war der Zwang zum Arschlochsein. Aber wenn du mehr spannende Geschichten, als Platz in einem Buch, hast, musst du irgendwann einfach die miese Entscheidung treffen auch richtig, richtig gute Storys rauszuschmeißen. Das war hart, vor allem, weil ich ja weiß, wie viel Arbeit, Mühe und Herzblut in jeder einzelnen Geschichte steckt. Aber am Ende zählen Kleinigkeiten, eine möglichst ideale und abwechslungsreiche Zusammenstellung aus Storys usw. Viele sehr Gute sind auf der Strecke geblieben und ich habe mich bei einigen Entscheidungen selber sehr rabiat gefühlt.
Das war schon eine seltsame Erfahrung.
Wie ist das Cover entstanden? Hattet Ihr mehrere Ideen oder gab es freie Hand für den Künstler?
Wir hatten eine Idee und Timo Kümmel hatte freie Hand, wie er sie umsetzt. Wir haben ihm eine diffuse Mail geschrieben, in der irgendwas von Feuer, Rauchsäulen, einem langhaarigen Krieger mit erhobener Waffe und einem Luftschiff stand. Das Ergebnis hat uns überrascht und wir waren heilfroh, ihn als Künstler gewonnen zu haben. Ich glaube, kein anderer hätte aus unseren Schmierzettelvorgaben ein so grandioses Cover erstellen können. Danke Timo!
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Verlag?
Durch diverse Conventions, hauptsächlich die tolle NordCon in Hamburg, habe ich Torsten Low und seinen ambitionierten Verlag kennengelernt. Ich verfolge die Arbeit des Verlags eigentlich, seitdem er existent ist, und habe nahezu jede Publikation gelesen. Irgendwann ist neben persönlichen Conventiongesprächen ein Austausch per Mail entstanden. Wir waren uns also nicht fremd, als ich die Idee KRIEGER an ihn hergetragen habe. Ich würde gerne sagen, ich hätte genau gewusst, wie ich ihn zu packen habe, als wir in Leipzig erstmalig über eine gemeinsame Anthologie gesprochen haben. Die Wahrheit ist aber, ich war verdammt aufgeregt und habe vermutlich recht wirres Zeug von mir gegeben.
Was ist für die nähere Zukunft rund um KRIEGER geplant?
Nachdem die erste Auflage der Anthologie mittlerweile ausverkauft ist, hoffen wir, dass es mit der Zweiten ähnlich gut läuft. Es stehen noch einige Lesungen mit AutorInnen an und der Verlag wird bei Conventions anzutreffen sein.
Wird es einen Nachfolgeband geben?
Nein. Definitiv nicht. Zwar haben wir in dem Berg aus Einsendungen ausreichend tolle Geschichten, um theoretisch einen zweiten Band herauszubringen, aber einmal KRIEGER reicht. Jetzt gibt es andere Themen, die mich, den Verlag und Ann-Kathrin Karschnick beschäftigen. Einige könnten zu einer erneuten Zusammenarbeit führen, aber da kann ich jetzt noch nichts Konkretes verraten. Andere sind Projekte, die wir unabhängig voneinander zu realisieren versuchen.
Du hast keine Story zu KRIEGER beigesteuert. Wieso diese Entscheidung?
Ann-Kathrin und ich haben uns zu einem sehr frühen Zeitpunkt dagegen entschieden. Eines unser Hauptanliegen war es, eine Plattform für junge, aufstrebende AutorInnen zu schaffen. Nachdem wir die Zusage von vier bekannten AutorInnen hatten, war uns klar, dass der verbliebene Platz in der Anthologie für genau diese AutorInnen sein soll und nicht für uns selbst.
Es ging uns mit KRIEGER nicht darum, Eigenveröffentlichungen durch die Hintertür zu schaffen. Denn das hätte bedeutet, dass sehr gute Geschichten nicht in das Buch gekommen wären, weil unser Kram Platz belegt hätte. Für diese Anthologie sind wir Herausgeber. Punkt.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte überlasse ich Dir.
„Erwartet mein Kommen beim ersten Licht des fünften Tages. Bei Sonnenaufgang. Schaut nach Osten.“
Ach, und werft mal einen Blick auf die Anthologie FIEBERGLASTRÄUME! Hat mir sehr gefallen.