[Rezension] Fauster (Roman, Thriller)

© Golkonda Verlag

Der 1974 in Seoul geborene Kim Ho-Yeon studierte Koreanische Literaturwissenschaften und arbeitete später lange Zeit als Redakteur und Drehbuchautor. Mit seinem ersten Roman gewann er 2015 gleich einen Literaturpreis. „Fauster“ ist bereits sein viertes Buch und spielt auf phantastische Weise mit einem interessanten Thema, inspiriert von Johann Wolfgang von Goethes wohl bekanntesten Werk „Faust“.

INHALT
Park Junsok hat sein ganzes Leben darauf hingearbeitet, als Fußballer Karriere zu machen und nach und nach in den koreanischen Ligen aufzusteigen. Doch als er nach einem Unfall aufwacht verändert sich alles für ihn, denn nun muss er erfahren, dass er seit mehr als zehn Jahren einen Chip in sich trägt, durch den er überwacht und gesteuert werden kann.

Das Geheimnis ist von ungeahnter Tragweite für ihn, wird ihn nun doch verraten, dass sein Leben seit einem bestimmten Tag nicht mehr nur ihm gehört, sondern ein anderer Mensch an diesem teilhaben kann. Auch wenn ihm das Vorteile gebracht hat, der junge Mann beschließt dem ein Ende zu bereiten und seinen sogenannten „Fauster“ zu töten.

MEDIADATEN

…Autor: Kim Ho-Yeon
…Übersetzung: Kyong-Hae Flügel
…Verlag: Golkonda Verlag
…Format: Hardcover
…Seiten: 432
…Erschienen: Oktober 2021
…ISBN: 978-3965090439
…Preis: 24,00 EUR (eBook: 18,99E EUR)

MEINE MEINUNG
Goethes Faust ging mit Mephisto einen Pakt ein, um ein junges Mädchen für sich zu gewinnen und damit ein Leben zu führen, das er als junger Mann verpasst hat. Ähnlich sieht es bei den Reichen aus, die sich auf das Angebot der „Mephisto Company“ einlassen. Sie fördern und unterstützen junge Talente, nutzen aber seit einigen Jahren auch die entsprechende Technik, um direkt an deren Leben teil zu haben, die Gefühle ihrer „Opfer“ zu spüren und teilweise sogar zu beeinflussen.

Natürlich unterstützen sie auch die jungen Leute, die nichts von ihrem Glück wissen, in denen sie ihnen finanziell und mit Beziehungen Wege ebenen, damit diese sich die Ziele und Träume erfüllen können. Etwas, was den Alten verschlossen blieb, die nicht selten hart für ihren Erfolg arbeiten mussten und dabei natürlich auch viele Freuden auf der Strecke blieben.

Der Autor folgt gleich mehreren Paaren von „Faust“ und „Faustern“, bei denen die Symbiose besteht und eigentlich eine „Win-Win“-Situation sein könnte, wenn die jungen Leute nicht unwissend manipuliert würden, was natürlich deren Freiheitswillen widerstrebt. Um etwas Spannung in die Geschichte zu bringen, dürfen die „Fausts“ noch ein wenig untereinander konkurrieren, dabei geht es um nicht unerhebliche Summen.

Die zu Grunde liegende Idee hat etwas für sich, auch die Figuren werden facettenreich charakterisiert, dennoch wird man das Gefühl nicht los, der Autor würde sich zu sehr in Alltäglichkeiten verlieren und dabei mehrfach das Ziel aus den Augen verlieren.

Denn Junsok ist nicht unbedingt so zielstrebig, wie man sich ihn wünscht, manches fällt ihm auch einfach durch die Vorarbeit anderer – wenig charakterisierter Nebenfiguren – in die Hände, so dass er sich eher leiten lässt als selbst agiert. Auch wird der phantastische Hintergrund eher nebenbei abgehandelt, die Technik und die Möglichkeiten werden eher angerissen und nicht sonderlich weiter gedacht.

Im Fokus stehen viel mehr die Menschen und was die Verbindung aus ihnen macht, auf der einen Seite die Alten, die teilweise regelrecht süchtig nach den Dingen werden, die sie sich selbst niemals gönnen konnten.

Auf der anderen Seite dann wie jungen Leute, für die eine Welt zusammenbricht als sie merken, dass sie nicht mehr als Vergnügungssklaven sind, die nach dem Willen ihrer Herren funktionieren müssen und dann natürlich rebellieren – etwas, was man durchaus auch in der Literatur immer wieder findet – mal etwas offener, dann aber auch weidlich verschleiert.

Das muss man schon mögen, um wirklich Spaß an der Geschichte zu haben, denn der Thriller verzichtet weitestgehend auf Action und setzt eher auf stille, schleichende Entwicklungen. Und das Ende beantwortet lange auch nicht alle Fragen.

„Fauster“ wartet mit einer interessanten und faszinierenden Grundidee auf, der Roman allerdings bewegt sich mehr im literarischen Bereich und bleibt als Thriller auf der rein menschlichen Seite, so dass die Phantastik zu kurz kommt. Auch mag die Handlung durch die vielen Alltäglichkeiten nicht die Sache jeden Lesendens sein, zumal sie dadurch nur behäbig voranschreitet, ehe sie sich am Ende fast überschlägt. Dieses Ungleichgewicht trübt das Lesevergnügen, wenn man auf reine Unterhaltung aus ist.

MEINE WERTUNG
3,75 von 5 Mephistos

von: Kris

L I N K S

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