[Rezension] Shadowrun: Marlene lebt (Roman)

© Pegasus Press

Mit »Iwans Weg« von Autor David Grade leitete der PEGASUS Verlag 2018 seine neue Shadowrun-Romanserie ein, die ausschließlich im Deutschland der Zukunft angesiedelt ist. Mit »Marlene lebt« folgte bereits 2019 der zweite Roman Grades‘, der sich um nichts Geringeres als die deutsche Film- und Stilikone Marlene Dietrich dreht, die insbesondere in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts enorme Popularität erlangte.

INHALT
Stell Dir vor, Du bist 91 Jahre alt und erwachst aus einem tiefen Schlaf. Normalerweise würde es dich etliche Mühe kosten, deinen Körper aus dem Bett zu hieven, aber diesmal geht das erstaunlich leicht. Aber irgendetwas stimmt nicht. Was ist das für ein Raum, in dem du erwacht bist? Weshalb ist deine Haut, gestern noch schlaff und faltig, plötzlich straff und jung? Dein Haar plötzlich voluminös und voll, dein Gang wieder so elegant wie einst? Was aber wirklich beunruhigend ist, während du verwundert in den Spiegel blickst: Wieso sehe ich der Person, die ich glaube seit 91 Jahren zu sein, plötzlich nur ähnlich?

Diese Fragen stellt sich Marlene Dietrich, als sie in einem ihr unbekannten Zimmer erwacht. Jene Marlene Dietrich, die ab 1930 Hollywood im Sturm eroberte, Modetrends setzte und später auf ihre eigene Art und Weise gegen die Machenschaften des deutschen Nazi-Regimes rebellierte. Wo ist sie hier gelandet? Und wie? Nicht nur die offensichtlichen Veränderungen an ihrer Person irritieren sie, auch scheint sich die Welt binnen einer Nacht komplett geändert zu haben: Fliegende Autos, gigantische Wolkenkratzer, Hologramme. Und Trolle. Und Elfen.
Noch bevor Marlene das alles aber einordnen kann, wird sie von der Elfin Eve, die sich »3v3« nennt, entführt – und gerät damit in einen Konflikt zwischen mehreren Parteien, die alle unterschiedliche Interessen an Marlene zu haben scheinen. Doch diese wehrt sich.

MEDIADATEN

…Autor: David Grade
…Verlag: Pegasus Press
… Format: Taschenbuch
…Seiten: 362
…Erschienen: 2019
…ISBN: 978-3-95789-342-0
…Preis: 14,95 EUR

MEINE MEINUNG
Es gehört schon ein wenig Mut dazu, eine Persönlichkeit wie Marlene Dietrich in ein Deutschland des Jahres 2078 und zusätzlich in ein Shadowrun Setting zu verfrachten. Aber dieser Spagat ist dem Autoren David Grade ganz gut geglückt. Nicht nur, dass er ihr charmant geschriebene Flashbacks an alte Zeiten mit auf den Weg gibt, in denen sie sich an Filmzitate, Liedtexte oder Begegnungen mit weiteren Hollywood-Sternchen erinnert, er verleiht ihr auch die Persönlichkeit einer taffen Rebellin, die sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben will.
Und auch wenn sich das Geheimnis um Marlenes Person sehr schnell auflöst, bleibt es spannend, denn letztlich dient sie nur als Auftakt zu weiteren Handlungssträngen, in denen sich Marlene nicht nur mit ihrer eigenen Persönlichkeit, sondern auch mit Rassismus, Radikalismus und Ausgrenzung auseinandersetzen muss – wie schon ihr Original im Nazi-Deutschland der 30er und 40er Jahre.

Grade verliert aber nicht den Blick für die weiteren Charaktere, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen. So etwa 3v3, die in Marlene viel mehr sieht als nur die Schauspielerin und Sängerin. Oder der Konzern-Exec Tokugawa, der für den japanischen Megakonzern MCT Bordelle verwaltet und hier als Antagonist aufgebaut wird. Auch er hegt ein konkretes Interesse an Marlene, muss aber auch gegen eigene Dämonen und die innerhalb der eigenen Familie kämpfen.
Grundsätzlich besitzen alle Charaktere nachvollziehbare Gründe für das, was sie tun, auch wenn manche etwas übertrieben scheinen. Zumal David Grande sich mit den von ihm thematisierten Inhalten auch gegen nach wie vor aktuelle politische Strömungen stellt.

Die Schreibe ist flott und flüssig, stellenweise vielleicht zu gewöhnlich. Den verschiedenen Handlungssträngen lässt sich, trotz dem Vorkommen zahlreicher Charaktere, dadurch aber gut folgen. Leser, die vielleicht zum ersten Mal einen Shadowrun-Roman in die Hand nehmen, profitieren davon, dass auch Marlene in eine Welt gestoßen wird, die sie nicht kennt. Etliche Begrifflichkeiten oder Gegebenheiten der Shadowrun Lore werden nebenher erklärt.

Leider endet der Roman sehr unbefriedigend, wofür sich der Autor im Nachwort auch entschuldigt, weil die vom Verlag abgesegnete Seitenanzahl überschritten wurde. Das kratzt an der Gesamtwertung, weil es sich sehr zusammengekürzt anfühlt. Trotzdem ein sehr unterhaltsamer Roman, der einen – bis auf eben jenes Ende – prima unterhält.

MEINE WERTUNG
3,75 von 5 Personaprogrammen

von: Christophorus

L I N K S

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