
„New Hong Kong Story“ ist ein Rollenspiel von Christian Blaßmann, das ein wenig aus der Masse anderer „Pen & Paper“-Systeme heraus ragt. Denn hier schlüpft man in die Rolle von Schauspielern, die ihrerseits die Rollen in einem der unzähligen in Hongkong produzierten „Martial Arts“-Filme übernehmen. Schuf das Grundregelwerk die Vorlage, so legt „Dragon Sword“ nun das erste größere Abenteuer nach.
INHALT
Legenden aus der fernen Vergangenheit erzählen von den „Sechs Unsterblichen“, großen Kriegern und Schwertmeistern, die in der Zeit der „Zehn Reiche“ das Volk beschützten, gegen Ursupatoren und dunkle Mächte vorgingen, aber auch für den Wohlstand ihrer Region sorgten. Doch dann verfiel einer dieser Männer der Machtgier und brachte das magische „Dragon Sword“ an sich, um wirklich unsterblich zu werden und sich zugleich zum unangefochtenen Herrscher aufzuschwingen.
Seinen ehemaligen Gefährten blieb nichts anderes übrig, als den Kampf gegen Xue Donglai aufzunehmen und ihn schließlich in einer Höhle einzusperren. Einer der Kämpfer nahm das Drachenschwert an sich und trennte es so von dem Wahnsinnigen.
Viele Jahrhunderte vergingen, in denen die Nachfahren der anderen „Unsterblichen“ als Wächter über den Gefangenen und das Schwert wachten und sich das Wissen um die Aufgabe längst verlor.
Doch nun wird der Verfluchte wieder befreit und es ist an den jungen Männern einer Kampfschule das Vermächtnis ihrer Ahnen wieder anzunehmen und Xue Donglai zu bekämpfen ehe das Drachenschwert und seine Macht zurückgewinnen kann.
MEDIADATEN
…Autoren: Christian Blaßmann und Roland Wesslakowski
…Illustrationen: Bradley Deng
…Verlag: Black Mask/Eigenverlag
…Format: broschiert, A5-Ringbuchheftung
…Seiten: 40 + Kartenbeilagen
…Erschienen: 2018
…ISBN: Ohne ISBN – HIER im Bezug
MEINE MEINUNG
Es ist schon witzig, als Spieler selbst in die Rolle von Charakteren zu schlüpfen, die Rollen spielen. Das ist wohl einer der Kniffe die „New Hongkong Story“ so reizvoll machen und aus der Masse der neu auf den Markt gekommenen Systeme heraus hebt. Wer dann auch noch ein Faible für die fernöstliche Kultur und deren Filme mitbringt wird besonders viel Spaß daran haben.
Das hier vorliegende Abenteuer mischt gleich mehrere Genres zusammen. Alles beginnt in einer Kampfsportschule und geht seinen geregelten Gang. Wie man sich aber denken kann, wird die Harmonie, die die Helden zusammengeführt hat, jäh gestört und zwingt die ganz normalen jungen Männer, etwas zu tun, an dass sie bisher noch nie gedacht haben – sich einer Macht zu stellen, die nicht ganz von dieser Welt ist.
Interessanterweise kommt in dem ganzen Szenario gerade einmal eine Frau vor, und auch diese nur am Rande, als Leibwächterin eines verschlagenen Japaners, der nichts besseres zu tun hat, als just dieses ganz bestimmte Schwert in seinen Besitz bringen zu wollen.
So müssen sich die Helden gleich mit mehreren Gegenspielern anlegen, die alle ihre eigenen Gründe und Wünsche haben und schaffen sich damit eventuell tödliche Feinde – was Raum für anknüpfende Szenarien gibt.
Yue Donglai ist kein leicht zu besiegender Gegner, gebietet er doch tatsächlich über magische Kräfte und kann nur mit wenigen Dingen besiegt werden.
Um die einzelnen Szenen des Films genau durchzuspielen, sind dem Regelheft Pläne und Kärtchen beigefügt, mit denen man die genauen Standtorte festlegen und quasi eine Art Konfliktsimulation auf mehreren Ebenen aufziehen kann. So wird genau festgelegt, wer sich wo befindet und wie man sich bewegen kann, was stellenweise an eine Konfliktsimulation erinnert.
Die Geschichte ist klar strukturiert – im Grunde ist das ganze eine Schnitzeljagd, bei dem es darum geht, sich das „Dragon Sword“ abzujagen und vor dem eigentlichen Feind in Sicherheit zu bringen. Das macht den Handlungsverlauf gut überschaubar für den Spielleiter, wenn auch vorhersehbar für die meisten Spieler.
Die Beschreibungen sind klar und prägnant, die Informationen schnell gefunden, so dass der Spielleiter nicht al zu viel vorbereiten muss, um in das erste größere Abenteuer einzusteigen und daraus vielleicht sogar eine eigene Filmreihe zu entwickeln – die entsprechenden Anregungen sind gegeben.
Insgesamt ist es allerdings recht förderlich mit dem „Martial Arts“Genre vertraut zu sein und schon einmal den ein oder anderen Film gesehen zu haben, sonst vermag die Spieler das Szenario vermutlich nicht zu begeistern. Auch hilft es, leichter in die vorgegebenen Rollen zu schlüpfen, das sie doch so ziemlich den Archetypen der bekannteren Filme entsprechen und kaum eigene Interpretationsmöglichkeiten bieten.
Das Abenteuer ist mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet, was es allerdings auch etwas unhandlich bei der Aufbewahrung macht, da gerade die Karten und Pläne immer wieder aus der Pappummantelung rutschen.
Alles in allem ist „Dragon Sword“ ein gelungenes Abenteuer für das „New Hongkong Story“-System, genau auf das Spiel und seine Anforderungen ausgerichtet und mehr oder weniger gleich spielbar, da das Spielmaterial sofort einsetzbar ist. Bedient werden gleich mehrere Spielarten des „Martial Arts“-Genres. Aber wie auch beim Regelsystem gilt, dass die Gruppe ein Faible und gewisse Kenntnisse dafür haben muss um wirklich ganz in ihren Rollen aufzugehen.
MEINE WERTUNG
4 von 5 Drachenschwerter
von: Kris
2 Kommentare zu „[Rezension] Dragon Sword: Ein Abenteuer für New Hong Kong Story (Rollenspiel)“