
Die Idee, ein Spielbuch mit Science-Fiction-Hintergrund zu schaffen, entstand durch die simple Frage eines Kunden auf einer Messe, denn tatsächlich sind die meisten auf dem deutschen Markt erhältlichen Spielbücher mit einem Fantasy-Hintergrund versehen, nur wenige haben einen eher dem Horror zuzuordnen ist. So machte sich Jörg Benne daran, dieses Manko auszugleichen und erschuf „Verax – Das Experiment“.
INHALT
Eigentlich ist es ein Routineflug für die „Verocity“. Dann aber kommt alles Schlag auf Schlag. Das Schiff wird aus dem Hinterhalt angegriffen und so gut wie manövrierunfähig. Mit letzter Kraft erreicht man die nächstgelegene Raumstation im Veraxia-System und strandet dort endgültig.
Du bist einer der wenigen Überlebenden und versuchst nun mit dem schwer verwundeten Captain Hilfe zu finden. Aber leider stellt sich schnell heraus, dass du vom Regen in die Traufe geraten bist – denn auf der Station ist nichts mehr, wie es sein soll, ist dort doch etwas außer Kontrolle geraten.
Dich erwarten verwüstete Gänge und Gefahren, mit denen du so nicht gerechnet hast. Wirst du sie überleben können? Oder ist dein Ende wie das der anderen vorprogrammiert?
MEDIADATEN
…Autor: Jörg Benne
…Illustrationen: Hauke Kock
…Verlag: Mantikore Verlag
…Format: Taschenbuch
…Seiten: 672
…Erschienen: September 2018
…ISBN: 978-3961880089
…Preis: 16,95 EUR
MEINE MEINUNG
Der Spieler kann in zwei Rollen schlüpfen, einmal in die des ehemaligen Space-Marines und heutigen taktischen Offiziers Alexej Volkow und dann in die des Bordingenieurs Luis Velasquez. Weibliche Rollen wurden nur deswegen ausgeschlossen, weil das sonst zu ziemlich umständlichen Formulierungen bei den einzelnen Stationen geführt hätte.
Wie man sich denken kann, bietet jeder der beiden Wege natürlich auch eigene Herausforderungen. Wählt man den ehemaligen Soldaten wird man sich auf wesentlich mehr Kämpfe mit den Gestalten, die die Station bevölkern, einlassen müssen, als Ingenieur erwarten einen mehr knifflige technische Lösungen, auch wenn gerade der Anfang für beide Helden ziemlich gleich abläuft – gerade die Flucht von der „Verocity“ hat kaum Unterschiede zwischen beiden Helden aufzuweisen.
Die Mechanismen des Spielbuchs sind schnell verinnerlicht, denn außer dem obligatorischen Stück Papier (oder Ausdruck des Charakterbogens), einem Bleistift und gegebenenfalls einen oder zwei sechsseitige Würfel braucht man nichts, um los zu legen. Die Regeln selbst sind überschaubar und kurz gehalten, man kann sie auch immer wieder nachschlagen, aber das wird schon nach kurzer Zeit nicht mehr notwendig sein. Wichtiger ist es da schon, über bestimmte Stationen Buch zu führen, damit man zu ihnen zurückkehren kann.
Jörg Benne führt die Spieler vom Schiff an einen Schauplatz des Grauens, denn die Station entfesselt alles, was man von ähnlichen Katastrophenszenarien kennt. Allerdings ist es nun an den Lesern, sich für den richtigen Weg zu entscheiden und auf das Glück zu hoffen, dass die Würfel nicht all zu sehr gegen sie sind.
Man merkt sehr genau, dass sich der Autor von den einschlägigen Filmen hat leiten lassen. Es ist schmutzig und düster, wie in vielen modernen Filmen und Games, der Held steht immer mit einem Bein am Abgrund und kommt nicht immer ungeschoren davon. Natürlich kann er sich nach und nach mit Waffen und Rüstungsteilen Schützen, aber wirkliche Vorteile gegenüber den Monstern auf der Station bietet nur ein Blaster, den es in die Hände zu bekommen gilt.
Die Geschichte macht es dem Leser leicht, sich das Szenario vorzustellen, erweckt der Autor doch immer wieder die entsprechenden Bilder im Kopf und hilft so, leicht in die Geschichte einzutauchen, gerade wenn man ein leidenschaftlicher Gamer ist, der sonst eher vor dem Bildschirm sitzt.
Auch erlaubt sich Jörg Benne wie in einem Videospiel entsprechende „Speicherpunkte“ einzubauen, an die man zurückkehren kann, sollte der Charakter doch einmal sterben. So beugt er genialerweise vor, dass man irgendwann das Buch genervt in die Ecke wirft, weil man immer und immer ganz von Anfang an beginnen musst.
Am Ende geht es tatsächlich nicht um Ruhm, sondern einzig und allein darum lebend und vielleicht auch mit einem halbwegs guten Gewissen und ein paar Erfahrungen aus der Sache heraus zu kommen.
Alles in allem kommt der Spielspaß nicht zu kurz, denn der Autor und seine Beta-Leser waren mit Herzblut an der Sache und haben ein Spielbuch geschaffen, dass durch Szenario und Konzeption viel Abwechslung zum üblichen Einerlei des Genres bietet.
„Verax – Das Experiment“ bringt frischen Wind in die deutsche Abenteuer-Spielbuch-Szene, bietet doch nicht nur der Science Fiction-Hintergrund Abwechslung, sondern auch die Möglichkeit, nicht wieder vom Anfang an spielen zu müssen, wenn der Charakter einmal stirbt. Das Buch versprüht den actionreichen Charme eines Videospiels und kann gerade für Gamer einmal eine angenehme Abwechslung sein, wenn sie nicht vor dem Bildschirm sitzen und zocken wollen.
MEINE WERTUNG
5 von 5 Überlebenden
von: Kris
Weitere Rezensionen zu „Verax – Das Experiment“: