[Rezension] Die Baker-Street-Artefakte (Anthologie, Horror)

© Feder & Schwert

Beim „Baker Street“ handelt es sich um eine Saarbrücker Szene-Pub, die bei einer Erweiterung ihres Lokals im Jahr 2013 in einem seit den 1950er Jahren zugemauerten Hinterzimmer überraschende Entdeckungen machte, Kuriositäten, die der Weltenbummler Heinz Rox-Schulz, aus irgendwelchen Gründen vor der Nachwelt versteckte. Zusammen mit denen, die bereits seinen Nachlass verwalteten, bereiteten die Besitzer des „Baker-Street“ den Fund auf und präsentieren seither ein „Hinterzimmer-Museum“, überlassen es jedoch den Besuchern sich Gedanken über die Geschichte der teilweise ungewöhnlichen, teilweise sehr alltäglichen Gegenstände zu machen.

INHALT
Christian von Aster und andere Autoren, die meisten aus dem Raum Saarbrücken stammten, kamen auf die Idee, eine Anthologie zu gestalten und so dem ein oder anderen Relikt eine Geschichte zu geben, die es in sich hat – mal mehr mal weniger gruslig.

So hat ein merkwürdig aussehender Stoffhase mit Fangzähnen eine höchst illustre Hintergrundgeschichte, die im Schatten des Nanga Parbat beginnt. Eine Schnupftabakdose und eine Spieluhr künden von einem grausigen Verbrechen an einer jungen herzkranken Frau, während ein unscheinbarer Rosenkranz eine ganz andere Bedeutung bekommt, eine Schreibfeder diejenigen inspiriert, die normalerweise kein Talent haben, aber letztendlich auch einen hohen Preis fordert, wenn man nicht aufpasst.

Auch eine Mumie verbreitet grauen, währen ein harmloses Stoffkreuz der einzige Schutz gegen das ist, was aus dem Dunkel Tod und Verderben bringt, ebenso wie ein ganz normal erscheinender Schlüssel.

MEDIADATEN

…Herausgeber: Christian von Aster
…Verlag: Feder und Schwert
…Format: gebunden
…Seiten: 240
…Erschienen: September 2015
…ISBN: 978-3867622493
…Preis: 17,99 EUR

MEINE MEINUNG
Die insgesamt sechzehn Geschichten stammen von bereits etablierten Autoren wie Christian von Aster, Markus Heitz und Christoph Marzi, aber auch einige, die kaum oder noch gar nichts veröffentlicht haben kommen zu Wort, so dass eine gute Mischung gewahrt bleibt. Und sie haben sich alle einiges zu den Funden einfallen lassen.

Die meisten Geschichten sind im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert angesiedelt, kolportieren die Bilder und Klischees, die man im Kopf hat, wenn man an die Schauerromantik und literarische Phantastik dieser Epochen denkt.

Einige Autoren nehmen den Namen des Pubs sogar wörtlich und lassen Sherlock Holmes persönlich antreten um das ein oder andere Geheimnis zu klären, andere wieder verlagern die Handlung nur in das ausgehende viktorianische Zeitalter im britischen Empire.

Andere wieder lassen die Geschichten durchaus in Deutschland spielen, vor der Kulisse des zerfallenden Kaiserreichs und der Weimarer Republik.

Die Ideen sind konventionell, werden aber teilweise sehr ansprechend umgesetzt, so wie die, in der das bitterböse Geheimnis eines Tukanschnabels aufgeklärt wir, oder die Schreibfeder „Pinulla“ einen äußerst konsequenten Weg geht, so dass man als Leser sicherlich gleich mehrere Highlights für sich in der Anthologie findet.

Stilistisch sind die Geschichten alle auf einem Niveau, es gibt eigentlich keine all zu großen Unterschiede zwischen den erfahrenen und professionellen Autoren und den Anfängern. Allen ist der Spaß an der Sache anzumerken und die Begeisterung für phantastische Themen im pseudohistorischen Ambiente. Denn die passende Atmosphäre haben alle Erzählungen und bis zu einem gewissen Grad glaubwürdig sind natürlich die meisten – vor allem wenn man bereit ist, an das Übernatürliche zu glauben.

„Die Baker Street Artefakte“ bieten spannende, unheimliche und manchmal auch sehr böse Geschichten um die vermutlich dann doch eher harmlosen Mitbringsel eines Weltenbummlers. Aber wer die Erzählungen einmal gelesen hat, wird vermutlich die Ausstellungsstücke in dem Museumshinterzimmer von nun an mit ganz anderen Augen sehen – etwas, was die Anthologie vermutlich erreichen wollte.

MEINE WERTUNG
4,5 von 5 Artefakte

von: Kris

 

 

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