
Autor: Kai Meyer
Verlag: Fischer FJB
Format: Hardcover
Seiten: 442
Erschienen: August 2017
ISBN: 978-3841440051
Preis: 19,99 Euro
von: Kris
Kai Meyer ist aus der deutschen Phantastik-Szene nicht mehr wegzudenken. Auch wenn die meisten seiner Romane in Jugendbuchverlagen erscheinen, sind sie eines nicht: Kinderkram. Das beweist auch sein neuer Roman „Die Spur der Bücher“, die in der Welt seiner Erfolgstrilogie um „Die Seiten der Welt spielt, wenn auch einige Generationen früher.
KLAPPENTEXT
Ein magischer Detektivroman im viktorianischen London
von Bestseller-Autor Kai Meyer
London – eine Stadt im Bann der Bücher. Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch Englands geheime Bibliotheken.
Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Schaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt.
INHALT
Mercy Amberdale ist als Adoptivtochter eines Buchhändlers in einer ganz speziellen Gasse aufgewachsen und hat schon früh ihre Liebe zu den Büchern entdeckt. Sie ist dazu prädestiniert eine Bibliomantin zu werden – studiert und lernt auch eine ganze Weile, um später mit ihren Freunden auf die Suche nach so kostbaren wie gefährlichen Werken zu gehen. Denn diese müssen rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden, ehe sie bei normalen Menschen noch Unheil anrichten können.
Doch nachdem bei einem Auftrag alles schiefgeht, was schiefgehen kann und sogar einer ihrer Freunde stirbt, zieht sie sich aus allem zurück und fristet ein eher trostloses Leben im viktorianischen England.
Doch das ändert sich, als sie einige Jahre später vom Tod eines eng mit ihrem verstorbenen Ziehvater verbundenen Buchhändlers hört und nicht anders kann, als nach Hause zurückzukehren und sich dort ihrer Vergangenheit zu stellen.
Schon bald erkennt sie Muster in dem Mord, die sie nicht zur Ruhe kommen lassen und dazu bringen, sich in die Ermittlungen einzumischen. Dabei erfährt sie nicht nur von einen bösen Gespinst aus Intrigen, das sich gegen ihre väterlichen Freunde gerichtet hat sondern auch die Wahrheit über ihre eigene Abkunft.
Und was zum Teufel haben die „Penny Dreadful’s“, die Groschenhefte mit allem zu tun?
MEINE MEINUNG
„Die Spur der Bücher“ ist im spätviktorianischen England angesiedelt, in einer Zeit, in der die Gesellschaft im Umbruch war und auch in der Verlagsszene einiges durcheinander geriet – eroberten Groschenhefte aller Art doch die Begeisterung der Leser und drängten die „Hohe Literatur“ zurück, auch wenn man noch so sehr auf sie schimpfte.
Das ganze ist verwoben mit der Geschichte der bibliomantischen Welt, die auch schon vier Generationen vor der Trilogie voller Intrigen, Verrat, Mord- und Totschlag war.
Fans von „Die Seiten der Welt“ werden sich sehr schnell wieder in den Hintergrund einfinden können, gibt es doch immer wieder kleine aber feine Anspielungen auf das, was auch in der Trilogie eine wichtige Rolle spielte. Der aktuelle Roman fügt dem Ganzen nur ein paar weitere Facetten hinzu.
Allerdings kann man auch ohne Vorwissen durchaus seine Freude an der Geschichte haben, da sie an einem interessanten Punkt ansetzt und die Dinge, die wichtig sind, im Verlauf der Handlung eingeführt werden.
Zwar ist mit Mercy Amberdale wieder einmal ein junges Mädchen die Heldin, aber sie hat schon einen schweren Schicksalsschlag hinter sich und geht wesentlich zynischer und misstrauischer an alles heran, als ihr modernes Pedant, ja versucht sich Anfangs erst ganz aus allem heraus zu halten. Sie lehnt die Bibliomantik ab, merkt aber dann doch, dass sie ohne diese nicht auskommen wird.
Begleitet wird sie von Freunden, die ebenfalls ihr Kratzen mit der Welt haben – gerade weil ihre Kräfte mit den Groschenheften verbunden sind. Gerade die „Penny Dreadful“-Hefte sind ein interessantes neues Element, das dem ganzen mehr Farbe hinzufügt und der ganzen Duskussion um Literatur und Schund eine interessante Note hinzufügt.
Wie immer aber wird alles mit einer besonderen Magie erzählt, die dem Autoren schon bei anderen Romanen zu eigen war. Historisch wirkender Hintergrund und liebevoll ausgearbeitete Ideen verbinden sich zu einer ganz eigenen Atmosphäre, die lebendig in den Bann zu schlagen weiß und mit einer gut durchdachten Handlung zu punkten weiß.
Das Buch ist sogar weitestgehend in sich abgeschlossen, man darf aber gespannt sein, ob das bereits angekündigte Abenteuer nicht doch wieder Mercy und ihre Freunde in den Mittelpunkt holt, denn auch wenn es viele Antworten gegeben hat – einige Fragen sind immer noch offen.
„Die Spur der Bücher“ ist wieder einmal ein magisch-phantasievoller Roman aus dem „Seiten der Welt“-Universum, in dem Kai Meyer seine ganze Erzählkunst entfaltet und als bereits bekannten Elementen dann doch wieder eine ganze eigene Geschichte entwickelt, die Jung und Alt gleichermaßen begeistern dürfte.
MEINE WERTUNG
4 von 5 Drachen