[Interview] Im Gespräch mit Oliver Schneider (2mt Games, Ninja Arena)

Ich konnte auf der diesjährigen SPIEL mit Oliver ein paar Worte zu seinem Spiel „Ninja Arena“ wechseln. Da die SPIEL allerdings immer ein wenig stressig ist, haben wir uns später zu diesem Interview verabredet. Somit wünsche ich viel Lesespaß rund um „Ninja Arena“, es gibt einiges Interessantes zu erfahren.

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Hallo Oliver,
vielen Dank das Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Würdest Du Dich bitte zuerst einmal vorstellen.
Sehr gerne, mein Name ist Oliver Schneider und ich bin in erster Linie ein Spiele-Enthusiast; sowohl digital als auch klassische Brett- und Gesellschaftsspiele. Ich finde es ist wichtig und erstrebenswert, die Menschen an einen Tisch zu bringen. Deshalb bin ich der Autor von Ninja Arena geworden.

Wir haben uns auf der SPIEL`16 kurz an Deinem Stand „Ninja Arena“ kennengelernt. Könntest Du uns bitte etwas mehr zu diesem Spiel erzählen?
Ninja Arena ist ein taktisches 3D Brettspiel in dem 2 bis 4 Spieler in die Rolle eines Zinn-Ninjas schlüpfen und versuchen die anderen Ninjas in der Arena zu überlisten. Insgesamt wird es ein sehr spannender „Action-Battle“ mit vielen epischen Manövern und unterhaltsamen Patzern. Die Besonderheit von Ninja Arena ist der sehr modulare Aufbau. Es ist möglich unheimlich viele unterschiedliche Spielemodi mit unserem System innerhalb des Spiels umzusetzen.

Wer genau hinschaut, sieht das „Ninja Arena“ ohne Plastik auskommt. Was nutzt Du an Material und wie kam es zu dieser Entscheidung?
Das Spiel sollte vor allem sehr hochwertig werden und den Spielern trotzdem Möglichkeiten zur eigenen Modifizierung geben. Das ist sehr schön und vor allem nachhaltig gelungen. Wir verwenden daher schönes Buchenholz und detailreiche Ninja-Zinnfiguren. Es ist uns sehr wichtig verantwortungsvoll mit den Ressourcen unseres Planeten umzugehen und sind der Meinung, dass die Menschen längst genügend Plastik-Spiele zuhause stehen haben.

Könntest Du uns ein wenig mehr zu den Regeln sagen?
Die Regeln sind sehr einsteigerfreundlich in 3 Stufen unterteilt. Man beginnt mit den Anfänger Regeln und kann sich dann bis in die Profi-Regeln vorspielen. Im Details sprengt das jetzt zwar den Rahmen dieses Interviews, aber das Regelwerk kann ja auch online bei uns auf der Seite eingesehen werden. Als kleiner Überblick gibt es immer zwei Phasen, die alle Spieler durchlaufen. Als erstes die simultane Planungsphase, gefolgt von einem kleinen Wettlauf um die Initiative, gefolgt von der Kampfphase, die den Ausgang jeder Runde aufzeigt. Man kann über Ninja Arena sagen: „easy to learn, hard to master“.

Ab welchem Alter ist „Ninja Arena“ geeignet?
Wir empfehlen das Spiel ab 12 Jahren, haben aber auf den Messen gemerkt, dass es große Unterschiede zwischen Kindern aus Spieler-Familien und Nicht-Spieler-Familien gibt. Im Rückblick sind wir schon des äfteren von 8-10 Jährigen positiv überrascht und deren Eltern besiegt worden.

Auf der SPIEL`16 waren mehrere Demotische aufgebaut. Dort konnte man mit bis zu 4 Spielern in die Arena treten. Geht das auch mit mehr?
Wie schon Teile des Spielmaterials vermuten lassen, funktioniert Ninja Arena theoretisch auch mit 6 Spielern auf einer Arena und praktisch sogar mit 8 Spielern auf zwei Arenen. Leider mussten wir als kleiner Verlag irgendwann eine kosteneffiziente Entscheidung treffen. Auf den Messen spielen wir aber häufiger auch mit 5 oder 6 Spielern z.B. die Headhunter Variante von Ninja Arena.

Du hast oben schon ein wenig dazu geschrieben das „Ninja Arena“ pastikfrei ist. Wie kommt das an, auch auf Hinsicht einen Verlag zu finden?
Das Spiel ist einfach ein Hingucker und der gnadenlos volle Messestand zeigt wie gut Ninja Arena bei Spielern ankommt. Die großen Verlage stehen alle dem allerdings ganz anders gegenüber. Marge und Absatzzahlen bzw. Marken- oder Autorennamen sind deren Hauptaugenmerk. Eine Überzeugung wie z.B. bei Ninja Arena eben nicht in China zu produzieren ist da deplatziert.

Auf der SPIEL wart ihr sehr schnell „ausverkauft“. Hat Dich das überrascht?
Wir waren ja das erste Mal auf der SPIEL und wussten noch gar nicht was auf uns zukommt. Insgesamt ist es ein wirklich schönes Ergebnis und ein Kompliment für uns gleichermaßen. Rückblickend hätte ich natürlich gerne noch mehr Ninja Arena produziert und dabei gehabt – hinterher ist man immer schlauer.

Wie war das Feedback auf der SPIEL?
Wir haben innerhalb dieser vier Tage mit 458 tollen Menschen unser Ninja Arena gespielt und dabei hunderte von Feedback-Bögen bekommen. Die Wertung war 4,49 von 5 Sternen für Ninja Arena. Viele Spieler hatten sogar Spaß daran uns eigene Ideen für Erweiterungen aufzuschreiben – also genau das, was wir uns von einer tollen Gemeinschaft gewünscht haben. Außerdem haben wir es auf Platz 46 der beliebtesten Spiele der Messe geschafft (Boardgamegeek GeekBuzz-Liste). Schlussendlich hat die Auswertung des Feedbacks gezeigt, dass wir einfach begeistert haben und die Leute eine großartige Zeit mit uns hatten. Ein wirklich tolles Gefühl, dass motiviert so weiter zu machen.

Was mich auf der SPIEL überrascht hat, war das Ihr eine „Barrierefreie Variante“ dabei hattet und somit auch Blinde und Sehbehinderte Spieler in die Arena holen wollt und könnt. Ich persönlich bin von diesem Weg sehr positiv überrascht gewesen und habe da auf der diesjährigen SPIEL kein weiteres barrierefreies Spiel gefunden. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Hast Du da Erfahrungen? Woher nimmst Du da das entsprechende Feedback?
Wir haben bereits Prototypen einer barrierefreien Variante von Ninja Arena und arbeiten an weiteren Verbesserungen entlang unserer Vision. Wir wollen die Menschen zusammen an einen Tisch bringen – damit sind ALLE gemeint und Ninja Arena kann zumindest eine dieser notwendigen Brücken dafür bauen. Ich selbst habe meine Abschlussarbeit im Blindenzentrum der Technischen Hochschule Mittelhessen abgelegt und bin seither auf die besonderen Bedürfnisse meiner damaligen Kollegen aufmerksam geworden. In der Gestaltung von Ninja Arena hat dieses Wissen erneute Anwendung gefunden und ich freue mich sehr, eine weitere Zusammenarbeit mit dem Zentrum gewonnen zu haben. So bekommen wir Informationen und Testspieler, die für die speziellen Anforderungen geeignet sind, was ich als Sehender leider gar nicht leisten kann. Ein spannender Umstand, den ich als großartige Erfahrung empfinde. Wir gehen mit unserer Barrierefreiheit wieder einen Weg, den große Verlage aus genannten Gründen meiden und uns gleichzeitig für eine Zusammenarbeit mit ihnen disqualifiziert. Trotzdem ist es uns eine Herzensangelegenheit, die es verdient hat gegen alle Widrigkeiten umgesetzt zu werden.

Wie unterscheidet sich die „Barrierefreie“ Variante von der „Normalo“-Variante?
Das sind vor allem Unterschiede im Material und der Bearbeitung. Die barrierefreie Version von Ninja Arena wird mit der Hand gefertigt und hat einige Komponenten, die sich nicht so einfach maschinell umsetzen lassen. Die Zinnfiguren bekommen z.B. eine spezielle Fixierungsschraube für die Positionierung auf dem Arenaboard. Insgesamt kann dann das gesamte Spielfeld betastet und berührt werden ohne das irgendwas verrutscht oder gar umfällt. Die Marker, Ausrichtungen und Würfel lassen sich durch eindeutige, geometrische Formen gut unterscheiden und auch alle Ergebnisse können einfach ertastet werden. Die Haptik von Ninja Arena ist für alle Spieler ein großartiges Erlebnis, dieses Qualitätsmerkmal haben wir für die barrierefreie Version perfektioniert.

Wie schafft es diese Variante inklusiv zu sein, sprich beide Spielertypen in ein Duell zu verstricken?
Wir haben in unserem Regelwerk nur eine kleine Regeländerung eingeführt und können damit auch gemischte Gruppen von blinden und sehenden Spielern an einen Ninja Arena Tisch bekommen. Alle können vollkommen fair zusammen oder auch gegeneinander spielen – unabhängig von ihrer möglichen Behinderung. Bei genauer Betrachtung fällt übrigens außerdem auf, dass auch andere besondere Bedürfnisse mancher Spieler mit Ninja Arena plötzlich erfüllt werden. Ich denke dabei auch an ältere Spieler, die vielleicht herkömmliche, filigrane Plastikspiele schon seit Jahren nicht mehr genießen können. Alle Details zur „inklusiven“ Version von Ninja Arena zeige ich den Menschen am liebsten selbst und auf Augenhöhe – denn dann kann ich auch „live“ weitere Lösungen finden um die Wünsche meiner Spieler zu erfüllen.

Derzeit läuft ein „Ninja Arena“ Kickstarter. Würdest Du dazu bitte etwas mehr sagen.
Die Kampagne werde ich vermutlich noch einmal verschieben müssen, da wir durch unsere neuen Kontakte und Erfahrungen ganz andere Konditionen realisieren können. Da möchten wir natürlich das bestmögliche Ergebnis für unsere Spieler erzielen und werden vermutlich im 1. Quartal 2017 eine verbesserte Kampagne starten.

Der Kickstarter beinhaltet auch die angesprochenen „Barrierefreie“ Variante. Das ist aus meiner Sicht sehr lobenswert. Allerdings ist diese preislich dann doch doppelt so teuer. Damit man einen Eindruck erhält, was führt zu dieser Preissteigerung?
Die Handarbeit wird dabei ein entscheidender Faktor bleiben – insgesamt streben wir aber, wie gerade erwähnt, bessere Konditionen für alle Spieler an. Die barrierefreie Variante von Ninja Arena wird sich später günstiger präsentieren können.

Du bietest eine „barrierefreies“ Brettspiel auf einer „nicht-barrierefreien“ Plattform an. Wie passt das zusammen?
Leider ist Kickstarter die wichtigste Plattform für eine crowdfunding Kampagne. Neben dem Umstand, dass Kickstarter nicht barrierefrei ist, gibt es noch viel mehr grundlegende Probleme. Auch das Live-Streaming ist noch im Beta-Stadium und liefert für uns nicht hinreichend gute Ergebnisse. Wir werden auch hier in Erwägung ziehen unsere Präsentation verschieben zu müssen. Ich möchte ja gerade, dass auch die Menschen uns unterstützen können, die Zielgruppe von Ninja Arena sind.

Hast Du schon einen Plan im Kopf, wie es mit „Ninja Arena“ in den nächsten fünf Jahren weitergehen soll?
Natürlich, eine größere Auflage muss her und ich würde mich über eine breite Fan-Basis freuen, die angeregt Spielmodi und Strategien diskutiert. Ich glaube gerade mit Ninja Arena ist dies möglich. Darüber hinaus wird es von unserer Seite natürlich kleine und große Erweiterungen geben, auf die man sich schon heute freuen kann.

Planst Du weitere Spiele, bzw. sind schon welche in der Pipeline?
Dazu kann ich dir verraten, dass mein großartiges Team und ich natürlich noch mehr großartige Ideen haben. Man wird also noch Einiges von uns hören – selbstverständlich nur Gutes, Ehrensache.

Auf der Messe hattest Du kurz erwähnt das Dir Nachhaltigkeit sehr wichtig ist und das es Dir dabei auch um die Produktionsbedienungen geht, kannst Du das etwas näher ausführen?
Für mich bedeutet Nachhaltigkeit nicht nur den umweltbewussten Umgang mit den Ressourcen sondern auch die Verantwortung für unsere Mitmenschen zu übernehmen. Während meiner Reisen z.B. durch China, habe ich viel gelernt und gesehen, dass ich heute umsetze. Deshalb wird mein Verlag „2mt Games“ ausschließlich innerhalb der EU produziert und wir legen sehr großen Wert darauf, dass faire Löhne und Arbeitsbedingungen überall dort herrschen, wo Ninja Arena auftaucht.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir.
Dann möchte ich die Gelegenheit nutzen mich bei allen Fans, Freunden und Spielern von Ninja Arena zu bedanken. Es ist eine großartige Reise gewesen dieses Spiel zu entwickeln und nur durch euch ist es zu dem geworden, was es heute darstellen darf. Ich bin sehr stolz auf das was unser Team mit eurer Hilfe leisten konnte. Ihr müsst uns einfach mal zusammen auf einer Messe erleben, dann wisst ihr warum wir uns untereinander Freunde nennen. Die Spielewelt ist ein magischer Ort an dem großartige Dinge möglich sind – Danke euch allen, dass wir ein Teil davon sein dürfen.

Ninja Arena im Netz
Ninja Arena bei Facebook
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Bei Youtube findet sich u.a. folgendes Video

2 Kommentare zu „[Interview] Im Gespräch mit Oliver Schneider (2mt Games, Ninja Arena)“

  1. Ich hatte das Team auf der RPC 2016 in Köln gesehen. Nette Leute und schöne Visionen: plastikfrei und barrierefrei! Wünsche Ihnen viel Erfol!

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