Autor: Constantin Gillies
Verlag: csw Verlag
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 387
Erschienen: 2016
ISBN: 978-3-941287-72-3
Preis: 16,95 Euro
von: Moritz
Ich verfolge ja die Extraleben-Reihe sehr, sehr wohlwollend, auch wenn in bester Serien-Manier ein leichtes Abfallen der Qualität nach einem spektakulären ersten Teil festzustellen ist.
Klappentext:
Pac-Man in der Spielhalle. Musik von Platte. Kein Rauchverbot. Kein Handyempfang – und nur Telefonzellen. Das ist die Welt von Retroland, einem Freizeitpark, in dem die Achtzigerjahre nachgebaut sind. Genau hier wollen Nick und Kee, zwei angegraute Nerds, einen letzten gemeinsamen Kumpelurlaub verbringen. Doch plötzliche passiert das Unfassbare: Ein Fremder schießt auf Kee, die Freunde müssen flüchten. Schnell wird klar: Es geht nicht um sie. Ihre Verfolger haben es auf eine Diskette abgesehen, die Kee bei sich trägt. Eine Hetzjagd durch die bizarren Kulissen von Retroland beginnt. Doch nicht nur Nick und Kee schweben in Lebensgefahr …
Zum Inhalt:
Alter Schwede! Schon beim Cover holt Gillies seine potentiellen Leser ab. Der Schriftzug irgendwo im Dunstbereich zwischen Street Fighter und Outrun spricht jeden Spielhallen- oder C64-Fan an und man weiß, wo die Reise hingehen wird.
Bevor ich zum Inhalt komme, muss ich kurz anmerken, dass mein Rezi-Exemplar eine totale Montagsausgabe war und ich sehr hoffe, dass nicht die gesamte Druckauflage so verkorkst ist. Bei der ersten leeren Seite dachte ich noch es handele sich um ein postmodernes Element, das den Leser wahlweise verwirren, herausfordern oder zum Nachdenken zwingen soll, aber irgendwann musste ich ernüchtert feststellen, dass die insgesamt 8 leeren Seiten genau das waren, was sie auf den ersten Blick zu sein schienen. Leere Seiten, auf denen eigentlich etwas gedruckt sein sollte.
Clevererweise verrät der Klappentext eigentlich schon alles an Handlung, was der Roman zu bieten hat. Kee und Nick, das altbekannte Nerd-Traumduo befinden sich auf Urlaub in einem 80er Jahre-Freizeitpark. Der wird jäh durch Schüsse unterbrochen, denn böse Buben haben es auf eine Diskette abgesehen, die Kee von seiner alten Flamme Andrea zugeschickt bekommen hat. Dazu gibt es zwei weitere große und ein paar kleinere Handlungsstränge, die ebenfalls mit dem Erwerb der CD und damit, was mit ihr angestellt werden soll, zu tun haben. Aber das ist völlig wumpe, denn der Star des Romans sind nicht Handlung oder Personen, sondern die 80er Jahre in all ihrer herrlichen Scheußlichkeit. Und so gibt es auch wieder etliche Flashbacks für Menschen meiner Alterskategorie, wenn sich die beiden Helden direkt zu Beginn streiten, ob das Betriebssystem von Terminator oder von Robocop besser ist oder wenn sie ihre wilden Assoziationsspielchen spielen. Ein weiterer zentraler Punkt sind abgefahrene technische Ideen, wie eine EMP-“Kanone“ für die Flucht oder das Telefonieren mit Hilfe einer Coladosen-Lasche – da wird schon einiges geboten, was Youtube so in diesem Bereich hergibt. Ich habe noch etwas auf Kartoffelkanone und Mentos-Cola gewartet, aber das wäre wohl zu wenig „technisch“ gewesen.
Meine Meinung:
Retroland findet wieder etwas zu den Qualitäten von Band 1 zurück, geht diesen Weg aber meiner Meinung nach nicht konsequent genug. Mir gefiel zu Beginn der Serie das permanente Name-dropping und die Tatsache, dass ich alle paar Zeilen dachte: „Genau so war das, Alter! Genau so!“ In Retroland wird eher die Action-Schraube angezogen, als die Retro-Schraube. Die Grundidee mit dem Retro-Park ist so großartig, dass sie viel mehr hätte ausgenutzt werden müssen. Für meinen Geschmack hätten es auch noch ein paar mehr Anleihen an Westworld oder Future World sein dürfen, aber das ist reine Geschmackssache.
Herrje! Ich merke hier gerade, dass ich scheinbar total rummeckere, aber das ist völlig unangebracht, denn ich war hervorragend. Jeder, der so knapp jenseits der 40 ist und in seiner Jugend auch nur den leichtesten Hang zum Nerdtum hat, kann hier guten Gewissens zuschlagen und wie man an meiner Wertung sieht, ist es absolut Jammern auf hohem Niveau.
Meine Wertung:
4,5 von 5 Coladosen-Lasche- Technik-Hacks
Ein Gedanke zu „[Rezension] Extraleben IV – Retroland“