Autor: Sam Feuerbach
Verlag: Selbstverlag(Create Space)
Format: Taschenbuch, 410 Seiten
Erschienen: Mai 2014
Karte: bene
Titelbildgestaltung: jasmin, bene
ISBN-10: 1499355130
ISBN-13: 978-1499355130
von: Christel Scheja (kris)
Der Vorteil des modernen Selfpublishing ist, dass sich der veröffentlichende Autor nicht den Konventionen unterwerfen muss, die ihm Verlage auferlegen und seine Vision so umsetzten kann, wie er es möchte, nur beeinflusst von seinen eigenen Testlesern.
Das sorgt zwar für große Qualitätsunterschiede, ermöglicht aber auch Romanen oder Serien das Licht der Welt zu erblicken, die sich als kleine Perlen entpuppen. Eine davon ist „Die Auftragsmörderin“, der erste Band der „Krosann“-Saga.
Mit seinen fast vierzehn Jahren ist Prinz Karek noch nicht sonderlich daran interessiert, seinen Platz in der großen Politik einzunehmen. Er ist zwar der Thronfolger und wird entsprechend ausgebildet, aber die Unterrichtsstunden, vor allem das Waffentraining, empfindet er als große Last. Und in den Sitzungen seines Vaters mit dem königlichen Rat oder an Gerichtstagen langweilt er sich eher, als aktiv mitzumischen.
Er isst lieber für sein Leben gern und hangelt sich von Mahlzeit zu Mahlzeit, denn auch Freunde fehlen ihm, mit denen er sich die Zeit vertreiben könnte. Dennoch entwickelt er einen wachen Verstand und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, die ihm dabei helfen, immer die richtigen Fragen zu stellen und damit den Geheimnissen seiner Umwelt auf den Grund zu gehen. Zudem ist er von ausgeprägt friedliebender Natur und zieht gewaltlose Lösungen vor.
Ein Hexenprozess reißt Karek jedoch schon bald aus seinem trägen und langweiligen Leben, weckt ein Interesse, das er vorher noch nicht kannte. Warum will ein Adliger eine angesehene Priesterin töten, nachdem er sie grausam gefoltert hat, Welches Geheimnis versteckt sich in den Zeichen auf einem Pergament, auf das es nicht nur er abgesehen hat, und nicht zuletzt – was haben die Fetzen einer uralten Prophezeiung damit zu tun?
Derweil haben sein Vater und dessen Vertraute andere Sorgen, erkennen sie doch, dass eine Auftragsmörderin ihr Unwesen in und um die Burg treibt und ihr Ziel ganz offensichtlich der Prinz zu sein scheint …
„Die Auftragsmörderin“ ist einer jener Romane, die eigentlich keine spektakulären und epischen Geschichten erzählen, sich aber dennoch irgendwie in das Herz des Lesers schleichen und ihn ganz schnell mitten in das Geschehen ziehen.
Sam Feuerbach verzichtet nämlich zuerst einfach darauf, den Hintergrund zu enthüllen und beschreibt seine beiden Hauptfiguren in ihrer kleinen Lebenswelt. Der Prinz, verwöhnt und verweichlicht, aber dennoch nicht moralisch und geistig verdorben steht dabei im krassen Gegensatz zu der namenlosen Auftragsmörderin, die keine Gefühle mehr, außer Hass und Mordlust zu haben scheint und für die Töten wie das Atmen zum Leben gehört. Und in einer dritten Handlungsebene wird eine weitere Figur eingeführt, die allerdings erst später zum Tragen kommt, aber auch ihren Teil zum Hintergrund beiträgt.
In lebendig erzählten Szenen erfährt der Leser nicht nur vom alltäglichen Dasein seiner Helden, sondern auch den im Hintergrund schwelenden Gefahren, sei es nun einem heraufziehenden Konflikt mit dem südlichen Nachbarreich oder aber Intrigen am eigenen Hofe. Immer wieder gibt es Andeutungen und Hinweise, dass hinter all den Problemen vielleicht noch mehr mitschwingt und auch die Magie nicht so ganz aus der Welt der Menschen verbannt ist.
Es sind scheinbar kleine und unspektakuläre Ereignisse, die sich nach und nach zu einem abwechslungsreichen und bunten Mosaik zusammenfügen. Deshalb bedarf der Autor auch keiner epischen Schlachten oder viele dramatische Kämpfe, um die Geschichte spannend zu gestalten.
Es sind die facettenreichen Figuren, die die Handlung tragen, denn immer wieder zeigt sich, dass auch sie Geheimnisse haben, die die einzelnen Hinweise miteinander verbinden.
Dabei stört es überhaupt nicht, dass die Helden und Schurken durchaus auch so ihre Klischees bedienen, denn der Autor lässt sich nicht auf die reinen Archetypen festlegen und belässt es oft bei reinen Andeutungen, in die man als Leser selbst genug hineininterpretieren darf.
Erzählt wird das alles in einem warmherzigen und flüssigen Stil, der niemals langweilt und viele Ereignisse mit einem Augenzwinkern unterlegt. Sam Feuerbach trifft den Charakter seiner Helden und der anderen Figuren oft mit wenigen Worten und findet auch sonst eine gute Balance zwischen Abenteuer, Beschreibung und Dialogen, um den Leser durchweg bei der Stange zu halten. Am Ende ist man nicht nur rundum zufrieden mit der Geschichte sondern hat auch noch Lust darauf zu erfahren, wie es in Krosann weitergehen wird.
„Die Auftragsmörderin“ ist ein rundum gelungenes Fantasy-Abenteuer für alle Fans lebendiger Geschichte aus fremden Welten, in denen die Spannung nicht allein auf Action, exotische Monster oder gar übermächtige Gegnern setzt, sondern eher auf Geheimnisse, die sich erst nach und nach enthüllen, ähnlich wie das Intrigenspiel hinter den Kulissen, das die Handlung zusammenhält. Dazu kommen ausgefeilte Figuren, die immer wieder zu überraschen wissen, und eine abwechslungsreiche Handlung, die von Anfang bis Ende durch die unkomplizierte und vor allem lebendige Erzählkunst von Sam Feuerbach getragen wird.
Meine Bewertung:
4,75 von 5 Aufträgen
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